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SCHACH-SPHINX/04521: Skandal von 1985 (SB)


Nie zuvor in der Geschichte der Weltmeisterschaftskämpfe hat es einen solchen Eklat gegeben wie 1985 in Moskau. Beim Stand von 5:3 hatte Anatoli Karpow im Schulterschluß mit dem damaligen FIDE-Präsidenten Campomanes den Wettkampf abbrechen lassen und konnte trotz symbolischer Aufgabe weiterhin den Titel behalten. Opfer dieser Verschwörung war Garry Kasparow geworden, der einen weiteren Anlauf nehmen mußte, um sich dann später verdientermaßen auf den Thron setzen zu können. Vor der Presse machte Karpow unschuldige Miene und beteuerte, daß Campomanes ausdrücklich gegen seinen Willen gehandelt habe. Daß Karpow zu diesem Zeitpunkt sichtlich am Ende seiner Kräfte und Nerven, müde, verbraucht und einem Zusammenbruch nahe war, selbst mit Scheuklappen hätte das jeder erkennen können. Kasparow war vom Intrigenspiel der FIDE, die an ihrer Gallionsfigur Karpow festhalten wollte, überrumpelt worden. 48 Partien waren bis dahin zwischen beiden gespielt worden, wovon 40 mit Remis endeten. Es war neben der Ungeheuerlichkeit des Abbruchs der mit Abstand strapaziöseste Wettkampf, der je ausgetragen wurde. Erinnerungen schmecken immer etwas fade, und doch, der korrupte Moloch der Weltschachorganisation hatte einmal mehr bewiesen, daß das Schachspiel nur eine Figur auf dem Brett ganz anderer Interessen war. Bedauerlich für alle Freunde dieser edlen Kunst. Nach diesem Ausflug in die Dunkelseite organisatorischer Verbandsmachenschaften wieder zurück zum heutigen Rätsel der Sphinx und damit zur Partie zwischen Reshevsky und Grigoriew. Weiß hatte eine bilderbuchmäßige Angriffsstellung herbeigeführt und wartete nun mit einem nicht minder salonfähigen Finale auf. Also, Wanderer, wie gewann Reshevsky im Hauruck-Verfahren?



SCHACH-SPHINX/04521: Skandal von 1985 (SB)

Reshevsky - Grigoriew
Chicago 1934

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Karpow ließ sich nicht bange machen vom möglichen schwarzen Gegenspiel und setzte unbeirrt mit 1.f3-f4! fort, und richtig, nach 1...Tc8-c1+ 2.Kg1-f2 Tc1-c2+ 3.Kf2-e3 Lg6-e4 - 3...Td6-e6+ 4.Te7xe6 f7xe6 5.Tb7xb6 Tc2xb2 6.Tb6xe6 - 4.Te7xf7 Td6-g6 5.g4-g5 Kg8-h7 6.Tf7-e7 Tc2xb2 7.Lb5- e8 Tb2-b3 8.Ke3-e2 Tb3-b2+ 9.Ke2-e1 Tg6-d6 10.Te7xg7+ Kh7-h8 11.Tg7-e7 blieb Uhlmann nur noch die Aufgabe.


Erstveröffentlichung am 21. Dezember 2000

02. Oktober 2012





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