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SCHACH-SPHINX/04572: Kränkungen durch das Matt (SB)


Kränkungen verzeiht ein Schachspieler nie, und wenn daran die Welt zugrunde geht. Als schlimmste aller Kränkungen empfinden sie ein Matt, das ihnen unverblümt aufs Gesicht zu gesagt wird. Kein Wunder also, daß es unter Großmeister zur Gewohnheit geworden ist, die Partie vor dem Mattgesetztwerden aufzugeben. So ersparen sie sich die letzte Schmach. Es tut auch so schon genügend weh, den eigenen König derart respektlos behandelt zu sehen. Die Identifikation ist mit keiner anderen Figur so groß und nahegehend. Manch einer gönnt dem anderen noch nicht einmal die mündliche Kapitulation. Sich auf eine Symbolhandlung verlegend, kippt man den eigenen König wie in einer Art Abdankung schlichtweg um. Dann gibt es andere, die nehmen ihren Ich- Ersatz gar vom Brett, so als wollten sie mit ihm die Flucht ergreifen, erheben sich und gehen wort- und taktlos fort. Nichts scheint so schändlich zu sein, wie ein Matt auszusprechen. Es sind dann die Kommentatoren, die das Versäumte nachholen und der staunenden Laienschaft den Mattweg aufzeigen. In alter Zeit hatte man gegen die vorzeitige Aufgabe jedoch ein Mittel parat. Man kündigte das mehrzügige Matt einfach an. Der Ehre schien so Genüge getan und der Sieger kam dennoch in den Genuß, das Matt eigenhändig auszuführen. Nun denn, Wanderer, in wieviel Zügen hätte im heutigen Rätsel der Sphinx Meister Tarrasch, mit Weiß am Zuge, sein Matt ankündigen können?



SCHACH-SPHINX/04572: Kränkungen durch das Matt (SB)

Tarrasch - Saltzinger
München 1915

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Der Zug 1.Lc5xb6? ließ gänzlich außer acht, daß der feine Zwischenzug 1...g5-g4! alle Zuversicht und Träumerei zunichte machte. Meister Treybal sicherte sich noch seine Mehrfigur, doch nach 2.Lb6-a5 Tb8xb2! 3.Sd4-c2 - 3.Td2xb2 Dh6xc1 und es droht Matt auf h1 - 3...Tb2-b3 4.Tc1- g1 h4xg3+ gab er belehrtermaßen auf, weil auf 5.Tg1xg3 Dh6xh3+ 6.Tg3xh3 Tb3xh3+ nebst 7...Th3-h1# gefolgt wäre.


Erstveröffentlichung am 06. Januar 2001

23. November 2012





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