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SCHACH-SPHINX/04593: Geigentöne der höchsten Vernunft (SB)


Die Säge gehört an die Geige, so ein befreundeter Diplomingenieur, und meinte damit, daß jede Kunst nur soviel an Gewicht und Bedeutung besitze, wie sie ihren Sinn für das Praktische bewahrt habe. Man kann zugunsten des Schachspiels viele psychologisch gestützte Erkenntnisse auffahren, die ihm als Schutz und Schild dienen. Schach fördere die Konzentrationsfähigkeit, helfe, das Abstrahieren leichter zu erlernen, und zügele die im Menschen latent vorhandenen Aggressionen. Doch dieser Freund ließ sich von den trockenen Gründen nicht beeindrucken, beharrte weiterhin auf seinem bequemen Standpunkt und wies mit hochgezogener Augenbraue immer wieder darauf hin, daß das Schachspiel im praktischen Leben keinen Nutzen habe außer den, die Langeweile zu verscheuchen. An diesem Punkt setzte meine Belagerung seiner Argumente an, und so fragte ich geradeheraus, was er denn so in seiner Freizeit treibe. Nachdem die allgemeinen Ausflüchte, er würde viel lesen, Fachliteratur zumeist, nebenher sich mit brandaktuellen Fragen der Gegenwart auseinandersetzen und nicht zuletzt alles Erdenkliche tun, um "mental" nicht einzurosten, aus dem Weg geräumt waren, erfuhr ich, daß er am liebsten kegeln gehe im geselligen Freundeskreis. Ein Kegelbruder also, einer, der sich den Kopf freihält für das Wesentliche! Kurzum: Ich gab diesem Menschen recht. Er hatte mich davon überzeugt, daß der alte Satz des Preußenkönigs, ein jeder werde nach seiner Fasson glücklich, nach wie vor an Tiefe nichts verloren hat. Also, Wanderer, auf zum heutigen Rätsel der Sphinx und damit zur wißbegierigen Frage, wie es wohl Meister Bauer mit den weißen Steinen fertigbrachte, den schwarzen König aus seiner Festung zu holen?



SCHACH-SPHINX/04593: Geigentöne der höchsten Vernunft (SB)

Bauer - Gohlner
Berlin 1956

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Meister Ahues zögerte noch und sann darüber nach, ob der weiße Läufer auf b2 tatsächlich gefesselt sei, als ihm plötzlich die wüstenleere Verlassenheit des schwarzen Königs ins Auge fiel. Dann, nachdem er sich von den näheren Umständen überzeugt hatte, spielte er 1.Lb2-a3! Tb4xb1 2.Dc1-h6+!! Kg7xh6 - 2...Kg7-f7 3.Dh6-f8# - 3.La3-f8+, worauf sein Kontrahent Schoris die Waffen streckte wegen 3...Kh6-h5 4.Lf1-e2+ Kh5-g5 5.h2-h4# Wie tückisch eine Schachstellung doch sein kann!


Erstveröffentlichung am 13. Januar 2001

14. Dezember 2012





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