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SCHACH-SPHINX/04609: Kompromisse überbrücken Klüfte (SB)


Mit dem Aufleben der Turniere wurde unbestreitbar auch die Kluft zwischen Sport und Kunst vertieft. Das Streben nach Erfolg leugnete den ästhetischen Gehalt einer Schachpartie. So wurde ein Kampfremis mit herrlichsten Wendungen und genialen Einfällen letztendlich auf der Skala der Turnierbewertungen niedriger eingestuft als beispielsweise eine Partie, die dank eines Mehrbauern, recht unattraktiv im Grunde, entschieden wurde. So war die Einführung der "Schönheitspreise" ein Kompromiß, der die Widersprüchlichkeit zwischen Sport und Kunst zumindest in einem gewissen Grade abmilderte. Erstmals wurde auf dem New Yorker Turnier von 1876 ein Schönheitspreis für die Partie zwischen Bird und Mason verliehen. Seitdem wurde es in den meisten Turnieren üblich, daß bestimmte Partien unter dem Gesichtspunkt einer kunstvollen Leistung mit einem Sonderpreis bedacht wurden. Über Geschmäcker läßt sich freilich herrlich streiten, und nicht immer war das ausgezeichnete Werk tatsächlich auch die "schönste" Partie. Manchmal kam es durchaus vor, daß Preise mutwillig nach Ansehen der Person und nicht nach dem Wert der Leistungen vergeben wurden. Trotz solcher "Fehlbewertungen" konnte zuweilen der Letztplatzierte eines Turniers vor allen anderen in den Genuß eines Spezialpreises kommen wie zum Beispiel auf der 41. Landesmeisterschaft der UdSSR, wo der Tabellenletzte Valerie Tschechov gegen den Turniersieger Lew Psachis eine prächtige Gewinnpartie spielte. Damit kommen wir zum heutigen Rätsel der Sphinx, Wanderer. Tschechov hatte das Zweispringerspiel im Nachzuge gewählt und gegen den zahmen Aufbau von Psachis eine vielversprechende Angriffsstellung erreicht. Sein nächster Zug war gegen den weißen König gerichtet.



SCHACH-SPHINX/04609: Kompromisse überbrücken Klüfte (SB)

Psachis - Tschechov
UdSSR 1981

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Das planmäßige Verfolgen seiner Absicht zum Abtausch machte, daß Meister Zinser nach 1.Te1-e2 Td7-d6! 2.Te2-d2? die Besonderheiten der entstandenen Stellung nicht berücksichtigte und nach 2...Sc6-e5! zwangsläufig eine Figur einbüßte: 3.Td2xd6 Se5xf3+ 4.Kg1-g2 Sf3-h4+. Natürlich hatte er da schon vorher aufgegeben.


Erstveröffentlichung am 18. Januar 2001

30. Dezember 2012





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