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SCHACH-SPHINX/04682: ... und beleidigte die Majestät (SB)


Ach, mit wieviel schöngeschliffenen Worten ist seit jeher der König auf dem Schachbrett bedacht worden. Eimerweise hat man Lobesreden über ihn ausgeschüttet, seinen Wert emporgedichtet, olympisch schien er zu werden; und doch ist er, bedenkt man es nüchtern, nur ein kleiner Wicht, viel ärmer an Möglichkeiten als seine Untergebenen und auch ungleich hilfloser als sie. Ja, bei den Arabern und im alten Schach besaß er noch seine Würde. Doch die Neuzeit degradierte ihn tüchtig, machte ihn zu einem Eckensteher und Aus-der-Ferne-Glotzer. Oskar Affermann hingegen hielt seine Meinung nicht hinterm Berg und schrieb fast majestätsbeleidigend im Jahre 1891 über diese Figur: "Ein alter, vertrottelter König ist die Hauptfigur. Wohlweislich hält er sich während des ganzen Spiels im Hintergrund. Nur im äußersten Notfall bewegt er sich vom Fleck und auch dann nur schwerfällig. Mit souveräner Selbstverständlichkeit schickt er ein ganzes Heer für sich in die Schlacht und läßt sie sterben; ja nicht einmal seine eigene Frau verschont er, nur, damit er ungefährdet auf seinem Platz dahindämmern kann ... Geht es ihm aber wirklich an den Kragen, stirbt er nicht etwa tapfer wie seine mißbrauchten Soldaten, sondern erklärt sich für schwach und matt und kapituliert wie ein rechter Feigling." Auch im heutigen Rätsel der Sphinx machte der König keine gute Figur. Nunmehr stellte unser unbekannter Schachfreund mit 1.Tf1xf2 eine blindäugige Falle. Natürlich fiel Meister Blumenthal nicht auf so etwas Simples wie 1...Tf8xf2?? 2.Dd5xa8+ Tf2-f8 3.Da8xf8# herein, sondern ließ den weißen König für die Spiegelfechterei der Falle büßen. Also, Wanderer, wie ging der weiße Narrenkönig zugrunde?



SCHACH-SPHINX/04682: ... und beleidigte die Majestät (SB)

N.N. - Blumenthal
Berlin 1908

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Der schwarze König war nicht mehr zu retten. Nach 1...h7-h6 geschah vortrefflich 2.Sb1-c3!, worauf 2...h6xg5? 3.Sc3-e4! Se7xd5 4.Se4xd6# oder 3...Sd6xe4 4.Dd5-f7# sofort entschieden hätte. Schachfreund Zander versuchte daher 2...Th8-h7, doch nach 3.Dd5-g8 sah er mit Entsetzen, daß 3...Th7-g7 an 4.Sc3-d5! Tg7xg8 5.Sd5-f6# scheiterte, zog noch 3...h6xg5 und gab nach 4.Dg8xh7 wegen des drohenden Mattüberfalls 4...Lf8-g7 5.Dh7-g8+ Lg7-f8 6.Dg8-g6+ Sd6-f7 7.Lb3xf7# sogleich auf.


Erstveröffentlichung am 11. Februar 2001

13. März 2013





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