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SCHACH-SPHINX/04695: Der Wahrheit verfallen (SB)


Mit fast religiöser Hingabe betrieb der russische Ex-Weltmeister Wassilij Smyslow das Schachspiel. Bereits im zarten Kindesalter erlernte er die Regeln von seinem Vater, der das Königliche Spiel zwar sehr verehrte, allerdings nur eine geringe Spielstärke besaß. Seinen Sohn hingegen, der Talente von außerordentlicher Schärfe erkennen ließ, förderte er nach Kräften, besuchte mit ihm Schachturniere und führte den jungen Wassilij so behutsam ins Schach ein. "Die Suche nach Wahrheit ist mein stärkster Ansporn", sagte der spätere Weltmeister, und in der Tat, wer seine Partien nachspielt, fühlt sich oft ergriffen von einer Tiefe und Durchdachtheit, derer man sich nicht entziehen kann. Smyslow liebte das Schach nicht nur, er vergötterte darin den Funken überirdischer Klarheit. Sein Streben war immer von dem Wunsch getragen, dem Schach das profane Kleid abzustreifen und so zu seinem unbefleckten, rein gedanklichen Kern zu kommen. Erfolge waren für ihn nur das Beiwerk seiner Wahrheitssuche. So wertete er die "Auffindung von verborgenen zweckmäßigen Wegen" stets höher als das plumpe Erjagen von Mattkombinationen. Das Wesen des Schachspiels, um nichts geringeres stritt er noch bis ins hohe Alter hinein. Im heutigen Rätsel der Sphinx bezwang er den nicht minder tiefschürfenden Michael Botwinnik, der zuletzt 1...Tc4-e4+ gezogen hatte, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/04695: Der Wahrheit verfallen (SB)

Smyslow - Botwinnik
Moskau 1954

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Marshall riß die weiße Stellung mit 1...Se4xf2! 2.Tf1xf2 Lc5xf2+ 3.Kg1xf2 De7-e3+ 4.Kf2-g3 De3xd3 5.Kg3xg4 Te8-e2 auf. Derart entblößt, fand Pillsburys König nicht mehr aus dem Schlamassel heraus: 6.Kg4-h3 Sb8-d7 7.Ta1-c1 h7-h5 8.Dd1-c2 Sd7-c5 9.g2-g3 g7-g5! 10.g3-g4 Te2xd2 11.Dc2xd3 Td2xd3 12.Tc1-c3 f7-f5 13.Kh3-g2 f5xg4 14.Sf3xg5 Td3-d2 und Weiß gab auf.


Erstveröffentlichung am 15. Februar 2001

26. März 2013





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