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SCHACH-SPHINX/04914: Bollwerk der Beharrlichkeit (SB)


Von einem so kühlen und nüchternen Kopf wie Anatoli Karpow erwartet man eigentlich nicht, daß er sich auf positionell zweifelhafte Züge einläßt. Der FIDE-Weltmeister ist in solchen Dingen von geradezu bornierter Beharrlichkeit. In Linares 1989 allerdings, in seiner Partie gegen den englischen Meisterspieler Nigel Short, packte den Russen die Wut auf das von ihm sonst gepflegte Verfolgen der Theoriepfade. Mit einem positionswidrigen Zug wollte er sich vielleicht selbst beweisen, daß das Schachspiel auch Lücken für "närrisches" Spiel besitzt. Daß das Experiment mißriet, ganz fürchterlich sogar, tut nichts zur Sache. Karpow, den sonst so risikoarmen Pedanten, einmal abseits des sicheren Terrains gesehen zu haben, war ein Augenblick höchster Zufriedenheit. Es ist wohl richtig, daß es gute und schlechte Züge gibt. Die Frage des Sieges wird freilich auf einem anderen Gebiet entschieden. Also, Wanderer, im heutigen Rätsel der Sphinx kommt die andere Seite der Vernunft zum Tragen. Karpow hatte zuletzt 1...f5-f4 gezogen.



SCHACH-SPHINX/04914: Bollwerk der Beharrlichkeit (SB)

Short - Karpow
Linares 1989

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Freude gemacht hat die Partie trotzdem, auch wenn die Siegeskombination zuletzt nicht ganz korrekt und widerlegbar war. Aber nach 1...f6xg5? 2.Dd1-h5+ g7-g6 3.Sd5-f6+! Le7xf6 4.Se5xg6+ Dd8-e7 - 4...Sc6-e5 5.Sg6xe5+ Ke8-e7 6.Se5-f7+ - 5.Te1xe7+ Lf6xe7 6.Sg6-e5+ Ke8- d8 7.Se5-f7+ Kd8-e8 8.Sf7-d6+ Ke8-d8 9.Dh5-e8+ Th8xe8 10.Sd6-f7# versöhnt uns wenigstens die Tatsache, daß Weiß alle Figuren bis auf den Springer opfern mußte, um das erstickte Matt zu erzielen.


Erstveröffentlichung am 28. April 2001

31. Oktober 2013





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