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SCHACH-SPHINX/05024: Im Kreis verschlossen (SB)


Vor Jahren trieben Unstimmigkeiten die Lager auseinander, so daß der Schulterschluß der beiden Weltverbände PCA und FIDE scheiterte. Der kurze Alleingang der Profi-Organisation gab der konservativ eingestellten Garde der Schachfunktionäre zuletzt Recht. Immer schon warf die Kluft zwischen Akteuren und Nutznießern die widersprüchlichsten Fragen auf. Garry Kasparows Rebellenherz, das 1992 noch mit visionärem Blick eine Palastrevolution angezettelt hatte, ist zur Ruhe gekommen. Den Job des Ex-Weltmeisters und Sponsorensuchers kann auch er nicht gleichzeitig und angemessen erfüllen. Zwar hatte Kasparow insofern recht, als er den Streit mit der Mutterorganisation aufnahm: "Die Dollars werden entscheiden!" Groß genützt hat es der Schachgemeinschaft jedoch nicht. Die Großverdiener der PCA bildeten wie schon zu den schönsten Zeiten der Funktionärs- und Vetternwirtschaft eine Elite für sich. Als der Filipino Florencio B. Campomanes am 11. November 1982 in Luzern zum neuen Präsidenten der FIDE gewählt wurde und damit den Isländer Fridrik Olafsson ablöste, jauchzte der größte Teil der Schachwelt auf, denn erstmals seit dem Bestehen der FIDE nahm ein Mann aus Asien den obersten Rang ein. Dem Sowjetischen Schachverband wurde seinerzeit nachgesagt, Olafssons Ablösung aus Rache dafür betrieben zu haben, daß der Isländer im Namen des Weltschachverbandes das Zustandekommen des WM-Kampfes zwischen Anatoli Karpow und Viktor Kortschnoj in Meran 1981 davon abhängig gemacht hatte, daß Kortschnojs Frau und seinem Sohn die Ausreise aus der Sowjetunion erlaubt wurden. Daß mit Campomanes ein philippinischer Geldclan an die Macht kam, die FIDE also wieder als Spielball fremder Interessen mißbraucht wurde, war ebenso betrüblich wie nichts Ungewöhnliches mehr. Kasparows Rückkehr in den Mutterschoß der FIDE zeigt einmal mehr, daß die Interessen der Spieler wie seit jeher zum Steigbügel für profitable Funktionärsgeschäfte geformt werden. Nichts wird sich an diesem Gewohnheitsrecht ändern, solange die Spieler nach klassischer Manier ihre Interessen nicht gewerkschaftlich organisieren. Aber nun zurück zum heutigen Rätsel der Sphinx und damit zur Partie zwischen den beiden bulgarischen Meistern Arnaudov und Popov. Nur scheinbar war der weiße Springer auf d6 gedeckt. Auf die Gefährdetheit des weißen Königs gestützt, wurde er nun zum Opfer einer kleinen Kombination des Nachziehenden, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/05024: Im Kreis verschlossen (SB)

Arnaudov - Popov
Bulgarien 1973

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Die Witterung war im Grunde leicht aufzunehmen, denn der Schmerzpunkt der weißen Rochadestellung auf c2 lud förmlich zum Einschlag ein, und so zappelte die weiße Majestät nach 1...Ta2xc2+! 2.Kc1xc2 Ta8-a2+ 3.Kc2-c1 Sc5-b3# auch schon besiegt im Mattnetz.


Erstveröffentlichung am 02. Juni 2001

18. Februar 2014





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