In der Geschichte der Verwechslungen ist der menschlichen Neigung zu Spiel und Amüsement vieles untergeschoben worden, was im Geiste der Vernunft hell und einsichtig erscheinen mag. An diesem Gewirr der Beziehungen zwischen dem Spielenden und seiner Umwelt haben sich nacheinander die Philosophen, Psychologen und Sozialwissenschaftler abgearbeitet. Was ist ein Spiel? so lautete ihre Grund- und Kardinalfrage. In ihrem analytischen Eifer rissen sie das Leben aus seinen gewachsenen Zusammenhängen und unterjochten es der Doktrin einer erzwungenen Sinnhaftigkeit aller Äußerungen des Menschen. Ob nun Objekt-Subjekt-Schau, Zweckschemata, ursachennahes Begreifen, all diese Spitzfindigkeiten spalteten noch das kleinste Haar. Ein Glück, daß sich ihre Theorien an der Schachzunft die Zähne ausbissen. Novalis hatte sich dem Gedanken des Spiels noch von der unvoreingenommsten Seite genähert mit seiner These vom "Experimentieren mit dem Zufall", schließt er doch die Ernsthaftigkeit nicht aus, ohne sich jedoch zugleich als Gelehrtenhut darüber zu stellen: Fesseln anlegen, indem man bestimmt, warum etwas so sein muß, wie es scheint, anders aber nicht sein dürfe, weil es den Lehrsätzen widerspricht. Wozu dann noch "spielen", den Zufall auf die Probe stellen? Spielerisch leicht ging es auch im heutigen Rätsel der Sphinx zwischen den beiden Fernschachmeistern Schurawlew und Polewoi zu. Die Frage, die auf dem Prüfstand kam, lautete: Wie läßt sich der f6-Bauer decken und gleichzeitig der Angriff forcieren? Also, Wanderer, gesetzt, es wäre nur ein Spiel, was würdest du ziehen?
Schurawlew - Polewoi
Fernpartie 1981
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Nach dem letzten Fehlzug seines Fernschachgegners Kriwun 1...Sc6-e7?
brauchte unser Schachfreund Rupp nicht lange zu grübeln, um das zum
Sieg führende Damenopfer 2.Dd3xh7+! Kg8xh7 3.Sh4-f5+ nebst Matt zu
finden.
Erstveröffentlichung am 04. November 2002
16. Oktober 2015
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