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SCHACH-SPHINX/05759: Tür zu den Fragen (SB)


Kinderaugen sehen oftmals Dinge, für die Erwachsene keinen Sinn mehr haben. Die Geschwindigkeit ihres Lernvermögens besticht, besonders im Schach, wo Spieler und Spielerinnen unter 12 Jahre heutzutage ein Können aufweisen, das der jahrzehntelange Eifer eines Laien, und als solcher muß sich das Gros der schachspielenden Menschheit bezeichnen, nicht einmal in seinen kühnsten Träumen nachvollziehen könnte. Die strenge Gradlinigkeit, der goldene Einfall, das professionelle Umschiffen der Stellungsunwuchten und -fallen, alles das geht in Kinderaugen und -gemütslagen mit unbeschwerter Leichtigkeit ein. Daß die Denkprozesse, wie wir sie uns vorzustellen gewohnt sind, in der Erwachsenenwelt voller Widersprüche stecken, mag sich niemand zu Ende denken. Allzu leichtfertig geht man davon aus, daß das Finden tiefer Kombinationen im Schach eine Art Reife im Denken voraussetzt. Aber ist das Schachspiel letztlich nichts anderes als Geschicklichkeit im Verknüpfen, also ein Erfahrungswert? Schwer trägt der Mensch am Widerhall seines Denkanspruchs. Vielleicht stoßen wir jedoch, wenn wir ein wenig abseits gehen, auch nur eine andere Tür auf? Und warum nur immer am Türschlitz des 'Homo sapiens' stehenbleiben, als gäbe es gar keine Alternativen. Der 'spielende Mensch' ist Romantik. Wer öffnet die Tür zu den Fragen? Denn auch Kinder sind unterm Strich bloß kleine Erwachsene. Erwachsen genug war jedenfalls die Chinesin Zsu Chun im heutigen Rätsel der Sphinx, als sie 1988 die Weltmeisterschaft der Mädchen unter zwölf Jahren gewann. Mit weiß besiegte sie auch die ungarische Vizemeisterin Grabics, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/05759: Tür zu den Fragen (SB)

Zhu Chen - Grabics
Rumänien 1988

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Der schwarze König und die schwarze Dame bildeten den Dreh- und Angelpunkt der weißen Kombination. Karpow spielte 1.Ld5-e4!, weil er wußte, daß 1...f7-f5 an 2.Le4-d5+ scheiterte. Viel besser war jedoch auch 1...Dg6-e6 nicht, denn nach 2.Le4-h7+ Kg8xh7 3.De7xf8 gewann Karpow die Qualität und später die Partie.


Erstveröffentlichung am 13. März 2003

27. Februar 2016


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