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SCHACH-SPHINX/05819: Endlose Kette von Rivalitäten (SB)


Zweikämpfe zwischen Schachmeistern hat es zu jeder Zeit und zu jeder Epoche gegeben. Man denke beispielsweise an den spanischen Priester Ruy Lopez, der mit seinen italienischen Vettern auf dem Brett oftmals ermüdende Duelle ausfocht, nur um zu beweisen, welche Nation über das schlagkräftigere Denken verfügte. Jahrhunderte später maß sich der Franzose Philidor mit der englischen Elite um denselben Anspruch. Im 20. Jahrhundert waren es zwei Großereignisse, die den Atem der Schachzunft stocken ließen. Einesteils waren die Gemüter vom weltumspannenden Wettkampf zwischen dem Amerikaner Bobby Fischer und seinem russischen Rivalen Boris Spasski wie elektrisiert. Nicht minder die Aufmerksamkeit bannend war der durchaus auch politisch motivierte Zweikampf zwischen Garry Kasparow und dem Exilrussen Viktor Kortschnoj auf der Schacholympiade in Luzern 1982. Kortschnoj, der für die Schweizer Fahne stritt, glühte damals regelrecht vor Haß und Verbitterung gegen seine ehemaligen Landsleute. Eine Unzahl an Schaulustigen beobachtete aus sicherer Distanz das Aufeinandertreffen der Brettrivalen. Anatoli Karpow, der am Spitzenbrett spielte, trat eigens zurück und ließ Kasparow den Vortritt, damit der unliebsame Regimekritiker die Lektion seines Lebens erhalten sollte. Kasparow fühlte sich mit Sicherheit nicht wohl in seiner Haut, so vor den Karren russischer Vergeltungsinteressen gespannt. Aber wie so oft in der Geschichte der Menschen war auch er nur eine Figur auf dem Schachbrett staatlicher Intrigen und Machenschaften. Man wird sich wünschen, daß dergleichen Winkelzüge sich nie mehr wiederholen, zumal in einer Kunst, die Brüderlichkeit und gegenseitigen Respekt seit jeher auf ihre Fahne schreibt. Im heutigen Rätsel der Sphinx wollte Kortschnoj Kasparow mit seinem letzten Zug 1.Lc1-d2 vor ein Problem stellen: Ist der Einschlag auf b2 legitim oder nicht, Wanderer?



SCHACH-SPHINX/05819: Endlose Kette von Rivalitäten (SB)

Kortschnoj - Kasparow
Luzern 1982

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Schwer büßte Kortschnoj seine Blindheit, denn nach 1.Ta1-a2 Lf6xd4+! brach die weiße Stellung im Nu auseinander. Matt war unvermeidlich: 2.Td1xd4 Te8-e1+ 2.Lb5-f1 Th7-h1+! 3.Kg1xh1 Te1xf1#


Erstveröffentlichung am 12. Mai 2003

27. April 2016


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