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SCHACH-SPHINX/06024: Schleichwege des Hartnäckigen (SB)


In der Mitte des 16. Jahrhunderts reiste der spanische Priester Ruy Lopez nach Rom. Verschiedene kirchliche Angelegenheiten mußten geregelt werden. Ruy Lopez war jedoch auch den weltlichen Dingen kaum minder zugetan und insbesondere für das Schachspiel erwärmte sich sein Blut. Da ihm in seinem Heimatland niemand mehr die Stirn bieten konnte, strebte er vor seiner Rückreise einen Wettkampf mit dem führenden italienischen Meister an und gewann. Der Besiegte, Giovanni Leonardo di Bona, konnte die Niederlage jedoch nicht verschmerzen. Von einem spanischen Geistlichen übers Ohr gehauen worden zu sein, war ihm ein unerträgliches Ding. Also wappnete er sich, indem er zwei Jahre lang im Kabinett gleichgesinnter Kameraden die Geheimnisse des Schachspiels studierte, und stattete dem Spanier in Begleitung seiner Freunde Polerio und Rosces einen Gegenbesuch ab. Ruy Lopez war seinerzeit ein gerngesehener Gast am Hofe des spanischen Monarchen Philipp II., eines vom Schachspiel faszinierten Menschen. Die italienische Schachkurie zum Anlaß nehmend, veranstaltete Philipp einen Matchkampf zwischen seinem Matador und den angereisten Gästen. Doch auch dieses Mal konnte Lopez die italienischen Meister Mores lehren. Resigniert, doch mit reichen Geschenken gesegnet, kehrten di Bona und seine Landsleute nach Rom zurück. Erst sehr viel später, Lopez war schon an den Schläfen ergraut, tauchte der Italiener ein zweites Mal in Spanien zur Revanche auf. Er hatte die Zeit gut abgepaßt. Lopez, vom Alter gebeugt, verfügte nicht mehr über dieselbe geistige Spannkraft und unterlag. Wer sich bis dahin über die Bedeutung des italienischen Wortes Gambit - "jemandem ein Bein stellen" - noch nicht völlig im klaren war, der wird nun wohl die wahren Hintergründe erkennen. Die Zeit macht den Hartnäckigen irgendwann auf natürlichem Wege zum Sieger über seinen alternden Gegner. Di Bonas Sekundant Polerio veröffentliche später einige Abhandlungen über das Schach. Aus einem dieser Werke ist das heutige Rätsel der Sphinx entnommen. Der Anziehende kann mit einem raffinierten Endspieltrick ein Matt in sieben Zügen erzwingen, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06024: Schleichwege des Hartnäckigen (SB)

Polerio

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Meister Leiser opferte Springer und Dame, um die schwarze Majestät aus ihrem sicheren Eck in Feindesland zu locken und dort zu liquidieren: 1.Sd4xe6! Kf7xe6 2.Dd2xd5+!! Ke6xd5 3.Ta1-d1+ Kd5-e4 - 3...Kd5-e6 4.Lf1-c4# - 4.Tc3-c4+ Ke4-f3 5.Td1-d3+ Kf3-g4 6.Lf1-e2+ Kg4xh4 7.Tc4- c3! und Schwarz kann dem Matt nicht entrinnen.


Erstveröffentlichung am 28. November 2003

19. November 2016


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