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SCHACH-SPHINX/06029: Blitze von Zeusscher Urgewalt (SB)


Irgendwann in der Geschichte der Schachkunst hat sich die verhängnisvolle Annahme eingeschlichen, beim Hin- und Herschieben der Figuren würde ein Mensch maßgeblich seinen Kopf gebrauchen, wo doch bereits der Augenschein beweist, daß er dazu nichts dringlicher benötigt als seine Hände. Ein Handwerk indes hatte nur bis zum Mittelalter Wert. Danach verlor es an Prestige. Die Vor- und Nachdenker eroberten das Terrain und plötzlich war alles, was in der obersten Schublade, sprich: im vom eigenen Glanze geblendeten Gehirn, ausgeheckt wurde, Zeichen überlegener Lebensart. Kurzum: Der Intellektuelle betrat die Arena vorindustrieller Vergesellschaftung. Doch zurück zum Schach, wo bedauerlicherweise die Hinwendung vom Handwerker zum eitlen Kopfmenschen einen enormen Bedeutungszuwachs erhielt. Wird im Schach ein Stellungsvorteil mit penibelster Genauigkeit verwertet, so spricht man im Tonfall der Beiläufigkeit von Technik und meint damit, daß selbst ein Simpel bei einiger Übung dazu imstande gewesen wäre. Hingegen, wenn Donnerwolken und Kombinationen über das Brett fegen, wenn Blitze von Zeusscher Urgewalt die Stellung erschüttern, wird heutzutage, und sollte nur ein Bauer dadurch gewonnen werden, von denkerischer Hochleistung gesprochen, gar von Genialität. Da hatten es die Meister des 19. Jahrhunderts leichter. Sie brauchten sich bei den Kunstwerken, die sie mit Auge und Hand erschufen, nur inspirieren zu lassen. Also, Wanderer, Hand an die Partie gelegt! Wie gewann Meister Oskam mit den weißen Steinen?



SCHACH-SPHINX/06029: Blitze von Zeusscher Urgewalt (SB)

Oskam - N.N.
Rotterdam 1927

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Für den Sieg der schwarzen Mächte mußte zunächst die weiße Dame von der zweiten Reihe weggelenkt werden, und zwar mit 1...Tf4xf3! Nun verbot sich 2.Kg2xf3 wegen 2...Dh6-f4+ nebst 3...Df4-g3+ und 4...Th7- f7+, daher Weiß 2.De2xf3 spielen mußte, und das Unheil nahm seinen Lauf: 2...Dh6-d2+ 3.Kg2-g1 Lh4-f2+ 4.Kg1-f1 Sc6-d4! 5.Lb2xd4 Dd2xc1+ 6.Kf1-e2 Th7xh1 7.Ld4xf2 Dc1xb1 und Meister Tschigorin gewann nach einigen Zügen.


Erstveröffentlichung am 03. Dezember 2003

24. November 2016


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