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SCHACH-SPHINX/06329: Vater und Sohn Kamsky (SB)


Vater und Sohn Kamsky schrieben die wohl schillerndsten Geschichten in der ganzen Schachhistorie. Man erinnert sich mit einem Schmunzeln noch an die Szene, als Sohn Gata von seinem Vater nach der Niederlage gegen die 13jährige Ungarin Judit Polgar eine schallende Ohrfeige bekam. Offenbar empfand es Rustam Kamsky als eine persönliche Beleidigung, daß sein Sohn gegen eine Frau verlor. Auch gegenüber der Männerwelt hegte Rustam Kamsky, ein Tatar, der mit seinem Sohn nach dem New Yorker Open 1988 einen Asylantrag in den USA stellte, die herbesten Verdachtsmomente. Überall, wo er auftrat, sah er Intrigen und üble Nachrederei gegen seinen Sprößling am Werke, und entsprechend tatarisch-wild führte er sich denn auch auf. Stolz hingegen erfüllte ihn, als sein Sohn als 15jähriger in Bad Mergentheim eine Großmeisternorm erfüllte und sich bald darauf im illustren Kreis der besten Schachspieler bewegte. Auch in der neuen Wahlheimat erzielte Gata einige hervorragende Turniererfolge, wie zum Beispiel beim Open in Long Beach 1989, wo er gemeinsam mit den Großmeistern Browne, Christiansen, de Firmian und Dlugy den ersten Platz teilte. Im heutigen Rätsel der Sphinx aus diesem Turnier deklassierte Gata den englischen Großmeister Tony Miles, der mit der Caro-Kann-Verteidigung eine allzu zahme Spielweise gegen den Tatarensohn an den Tag legte. Die Stellung scheint einigermaßen im Gleichgewicht zu sein, allein der schwarze Randspringer spielt eine klägliche Figur, und kläglich war auch sein Schicksal, Wanderer!



SCHACH-SPHINX/06329: Vater und Sohn Kamsky (SB)

Kamsky - Miles
Long Beach 1989

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Noch herrschte Stille auf dem Brett, doch nach 1.Dd3-e3 erwachte der Tumult mit 1...Sf4xg2! Weiß mußte sich auf die Folgen von 2.Kg1xg2 Lb7xe4+ 3.De3xe4 Tc8xc1 4.Tf1xc1 De7-g5+ 5.De4-g4 Dg5xc1 6.Lb3xe6 einlassen. Seine Hoffnung indes, das Ruder nach 6...f7xe6? 7.Dg4xe6+ Kg8-h8 8.Se5-f7+ Kh8-g8 9.Sf7-h6+ Kg8-h8 10.De6-g8+ Tf8xg8 11.Sh6-f7# an sich reißen zu können, verflog, als der Afrikaner mit 6...Dc1-c7 7.Le6-b3 Sb6-c4 8.Dg4-f5 Sc4xe5 9.d4xe5 Tf8-e8 10.f2-f4 Te8-d8 11.Kg2- g3 Dc7-d7 12.Df5-h5 Dd7-d3+ 13.Kg3-h4 Dd3-g6 14.Dh5-f3 Dg6-f5 15.Lb3- d5 g7-g5+ 16.f4xg5 Df5xf3 17.Ld5xf3 Td8-d2 in ein leicht zu gewinnendes Endspiel einlenkte. Der Holländer schleppte die Partie indes noch 14 Züge weiter, ehe er kapitulierte.


Erstveröffentlichung am 26. September 2004

20. September 2017


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