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SCHACH-SPHINX/06469: Erbschaft eines Philippinen (SB)


1982 wählte die FIDE einen neuen Präsidenten mit den Philippinen Florencio Campomanes. Bei der Wahl um das höchste Amt des Weltschachbundes hatte er mit deutlicher 64:34-Stimmenmehrheit seinen Vorgänger, den Isländer Fridrik Olafsson, aus dem Rennen geworfen. Wesentliche Unterstützung erhielt er dabei von den Ländern der Dritten Welt, vornehmlich Asien. Die hatten seit längerem darauf gedrängt, einen Vertreter aus ihren Reihen zum Kopf der FIDE zu bestimmen. Schließlich stellten sie die Mehrheit im Verband dar. Campomanes hatte seine Wahl geschickt eingefädelt. Als Kenner der asiatischen Mentalität verschickte er eine große Anzahl an Plaketten in die schachlichen Entwicklungsländer. 31 Staaten erhielten Schachuhren. In Europa würde man so etwas als Bestechungsversuch werten. Doch die asiatische Seele denkt eben anders. In Europa rief bereits seine Nominierung Proteste hervor. Campomanes besaß alles andere als einen guten Ruf, war er doch ein Freund des ehemaligen philippinischen Staatspräsidenten Marcos. Nicht sein Führungsgeschick, wohl aber seine Integrität wurde in Abrede gestellt. Unter seiner Amtsperiode kam es denn auch zur Spaltung des Verbandes, als der damaligen FIDE- Weltmeister Garry Kasparow 1993 nach einem internen Kräfteringen mit Campomanes aus der großen Schachföderation austrat und seine eigene Liga gründete, die Profi-Organisation PCA. Auch Campomanes' Nachfolger Kirsan Iljumschinow konnte bislang die Bruchstelle nicht wieder zusammenschweißen. Die Erbschaft des Philippinen wird wohl noch Jahrzehnte Bestand haben. Das heutige Rätsel der Sphinx stammt aus seinem Wahljahr 1982. Bei der Schacholympiade in Luzern traf der deutsche Großmeister Wolfgang Unzicker auf den Ungarn Zoltan Ribli. Für Deutschland gab es in Luzern keine Ehren zu gewinnen. Mit Schweden, Holland, Kanada, den Philippinen und Kolumbien landete die deutsche Auswahl auf den geteilten 15. bis 20. Platz. Auch Unzicker, mit den schwarzen Steinen spielend, konnte gegen den ungarischen Top- Spieler keinen Sieg verbuchen. Nun, Wanderer, die weiße Stellung steht auf Gewinn. Mit welchem Schlüsselzug leitete Ribli die entscheidende Kombination ein?



SCHACH-SPHINX/06469: Erbschaft eines Philippinen (SB)

Ribli - Unzicker
Luzern 1982

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
An der Wurzel gepackt und gerüttelt, verlor die weiße Stellung ihren Halt. Polugajewsky visierte den schwachen weißen Bauern f2 an, und indem er die weiße Dame mit 1...Tb4xe4! 2.Te3xe4 La6-d3! 3.Dc2xd3 ablenkte, wuchs sein Angriff ins Unwiderstehliche an: 3...Df6xf2+ 4.Kg2-h1 Tf8-f3 5.Tc1-c8+ Kg8-g7 6.Tc8-c7+ Kg7-f6 7.g4-g5+ Kf6xg5 8.Tc7-c2 Df2-g3 9.Dd3-d2+ Kg5-f5 10.Dd2-g2 Kf5xe4 11.Tc2-c4+ Ke4xd5 und Weiß gab auf, weil die schwarzen Bauern das Rennen gemacht hätten.


Erstveröffentlichung am 12. Februar 2005

7. Februar 2018


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