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SCHACH-SPHINX/06677: Habsucht geht mit dem Raub unter (SB)


In kritischen Stellungen ist ein gesundes Maß an Intuition oft die einzige Richtschnur, die einem Großmeister zur Verfügung steht. In solchen Stellungen ist Tarraschs Hauptlehrsatz vom "besten" Zug vielleicht tatsächlich anzuwenden. Die Spanne zwischen Remis und Verlust ist schmal, doch für eine gründliche Analyse fehlt während einer Partie begreiflicherweise die Zeit. Kritische Stellungen werden ja nicht in der Eröffnungsphase erreicht, zumeist jedenfalls nicht. In der Klaus-Junge-Variante des slawischen Damengambits scheint es eine Fülle solch schwebender Stellungen zu geben, die allesamt lange Stunden des Nachdenkens und Prüfens erfordern. Im heutigen Rätsel der Sphinx mußte sich Alexej Schirow dieser Herausforderung stellen, und er griff fehl, als er nunmehr 1...Dd4xb2!? spielte: 2.Sb7-d6+ Kc8-b8 3.Td1-b1! Db2xg7? - der entscheidende Fehler, nur mit 3...Db2-c3!? hätte er kämpfen können - 4.Tb1xb4+ Kb8-c7 - 4...Kb8-a8 5.Tb4-a4 f7-f5 6.Sd6-b5 - 5.Ta1-a6 Tg8-b8 6.Ta6xa7+ Kc7xd6 7.Tb1xb8 Dg7-g4 8.Tb8-d8+ Kd6-c6 9.Ta7-a1 und Schwarz gab auf. Erst nach der Partie konnte der Remisweg gefunden werden. Und hier bewahrheitet sich, daß, wer am Material hängt, mit dem Raub auch untergeht, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06677: Habsucht geht mit dem Raub unter (SB)

Iwantschuk - Schirow
Wijk aan Zee 1996

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Für dieses Mal war es Weiß, der einen Erfolg verbuchen konnte mit 1.Df3-h3! Ld6-f8 2.Te1-e3! Kg6-g7 - 2...f5-f4 3.Dh3-h5+ Kg6-g7 4.Te3- d3! Ld7-e8 5.Dh5-g5+ bzw. 2...Kg6-f6 3.Te3-f3! - 3.Te3-g3+ Kg7-h8 - hübsch verschanzt, aber... - 4.Dh3-h4 Ld7-e6 5.Lc1-f4 und hier griff Schwarz in arger Schachblindheit mit 5...Lf8-e7? fehl. Nach 6.Lf4xc7 gab er sofort auf. Indes, auch nach 5...Td8xd5 6.Lf4xc7 Lf8-g7 stände er beschämend schlecht und hoffnungslos.


Erstveröffentlichung am 7. September 2005

6. September 2018


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