Daß viele Partien, zumal unter Laien, früh verflachen und wenig kämpferischen Reiz bieten, liegt am mangelnden Verständnis dafür, wie Spannungen in den Bauernformationen aufrechterhalten werden können. Im Regelfall gerät die Partie rasch in eine starre Struktur hinein, ein paar Figurenaktivitäten noch, und dann ist der Saft, wie man so schön sagt, draußen. Ohne je einen kombinatorischen Höhepunkt erreicht zu haben, einigen sich die Spieler schließlich auf ein Remis und gehen unbefriedigt ihrer Wege. Das Spiel der Großmeister geht von einer anderen Prämisse aus. Hier werden dynamische Prinzipien in den Vordergrund gestellt. Solange die Spannung nicht versandet, die Kräfte langsam und sicher aufgebaut werden, bleibt der Streit im Gange. Irgendwann werden dann die Fetzen fliegen. Im heutigen Rätsel der Sphinx hatten die Kontrahenten, jeder für sich, ihre Kräfte zur Entfaltung gebracht. Der Funke lag in der Luft, und mit dem nächsten Zug des Anziehenden kam es zur Detonation, Wanderer.
Tanner - Gereben
Schweiz 1983
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Hätte sich der Nachziehende weniger beeindrucken lassen, so wäre ihm
vielleicht nach 14.e4-e5? die bessere Erwiderung 14...Le7-b4! 15.e5xf6
d5-d4 16.Ld3-e2 d4xc3 17.Dd2xd7 Lb4-f8! 18.Le2-c4 Tc8-d8 19.Dd7xb7 Td8-
b8! 20.Db7xc6 Tb8xb2+ 21.Kb1-a1 Da5-a3 22.Td1-b1 Ta8-b8 mit schwarzer
Gewinnstellung eingefallen.
Erstveröffentlichung am 21. April 2006
20. April 2019
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