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SCHACH-SPHINX/06935: Zuviel Freigebigkeit rächt sich (SB)


Als Verfasser von Theoriewerken gibt man natürlich auch immer einen Teil seiner Analysen und Geheimnisse preis. Eröffnungsliteratur verlangt auch nach modernen Einsichten. Der englische Großmeister John Nunn war auf diesem Gebiet immer schon sehr fleißig gewesen. Auf der Schacholympiade in Luzern 1982 rächte sich diese freigebige Politik jedoch. Als sein Team gegen die sowjetische Auswahl antraf, mußte er gegen Garry Kasparow spielen, und dieser hatte das zuvor von Nunn verfaßte Werk über die Ben-Oni-Verteidigung geflissentlich gelesen und dabei einige Ungenauigkeiten aufgedeckt. Prompt kam ebendiese Verteidigung aufs Brett, so daß Kasparow zielsicher auf die Wissenslücken zusteuern konnte. Schließlich entstand die Stellung im heutigen Rätsel der Sphinx auf dem Brett. Kasparow hatte die Eröffnungsschwächen aus den Theorie-Manuskripten für sich ausgenutzt. Mit seinem nächsten Zug leitete er den entscheidenden Angriff ein, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06935: Zuviel Freigebigkeit rächt sich (SB)

Kasparow - Nunn
Luzern 1982

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Der Nachziehende übersah bei 1...f7-f6, daß sein Kontrahent mittels 2.Dd4-g4! die Schwäche der schwarzen Grundreihe zu seinem Gunsten ausnutzen konnte. Völlig hoffnungslos war nun 2...Tc2-d2 3.Td1xd2 Dd7xd2 4.Dg4-e6+ Kg8-h8 5.De6xe7, weswegen Schwarz es mit 2...Tc2xb2 versuchte. Das Resultat sah ähnlich betrüblich aus: 3.Td1xd7 Td8xd7 4.Dg4-e6+ Kg8-f8 - 4...Kg8-h8 5.De6-f7 - 5.Lb7-a6 Td7-d2 6.La6-c4! und Schwarz gab auf, da er nach 6...Sb6xc4 7.De6-c8+ Kf8-f7 8.e5-e6# mattgegangen wäre und bei 6...Kf8-e8 7.De6-f7+ Ke8-d8 8.Df7xg7 eine Figur verloren hätte.


Erstveröffentlichung am 23. Mai 2006

22. Mai 2019


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