Daß Großmeister auch einmal grobe Fehler machen ist verzeihlich. Bei einem Turnier müssen sie Hunderte von Zügen genauestens berechnen, und in dieser Rechnung ist die weitaus größere Zahl von Zugüberlegungen, die verworfen oder beiseite gelegt wurden, noch gar nicht enthalten. Bei einem Doppelfehler von zwei Großmeistern indes wird man schon eher stutzig. Eigentlich erwartet man, daß ihre Optik schärfstens darauf ausgerichtet ist, Fehlentscheidungen sofort zu bestrafen. Beim Turnier in Tilburg 1983 leistete sich der Schwede Ulf Andersson einen kastastrophalen Schnitzer, als er auf c6 schlug. Nun sind gerade beim Remiskönig solche Entgleisungen so selten, daß man vielleicht gar nicht davon ausgeht, daß er einen direkten Fehler machen könnte. Also erwiderte Robert Hübner ein wenig verschlafen 1...Db6xc6? und nach 2.Ld2-e3 Lc5xe3 schlug er, nachdem ihm sein Fehler im heutigen Rätsel der Sphinx aufgegangen war, zerknirscht Remis vor. Also, Wanderer, über welches Versäumnis hatte sich Hübner schwarzgeärgert?
Andersson - Hübner
Tilburg 1983
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Mit 1.Lg2xe4! schlug Kortschnoj wie der Hurrikan Alicia eine Schneise
in die schwarze Stellung. Nach 1...f5xe4 2.Sd6xe4 Lf6-g7 - 2...Kf8-f7?
3.Se4xf6 Kf7xf6 4.Lb6-d4+ oder 2...Lf6-e5 3.f2-f4 Le5-g7 4.Td1-d8+ Kf8-
f7 5.Se4-g5+ Kf7-f6 6.Td8-d6# - 3.Lb6-c5 Kf8-f7 4.Td1-d7 Lg7-f8 5.Se4-
g5+ Kf7-e8 6.Td7-c7 h7-h6 7.Sg5-e6 Th8-h7 8.Se6xf8 Ke8xf8 9.Tc7-c8+
Kf8-f7 10.Lc5xe7 sah die Brettlandschaft nicht weniger verwüstet aus
als Texas. Schwarz gab auf, da er nach 10...Kf7xe7 11.Tc8-c7+ den Turm
eingebüßt hätte, ansonsten wegen an akuter Materialschwäche
eingegangen wäre.
Erstveröffentlichung am 18. Juni 2006
17. Juni 2019
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