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SCHACH-SPHINX/06972: Löcherige Wirklichkeit (SB)


Daß Gedanken den Denkenden in eine Abgeschiedenheit entrücken können, wo er kaum mehr ansprechbar ist, wer hätte nicht genügend eigene Erfahrungen damit gesammelt. Reißt man ihn dann doch gewaltsam in die Wirklichkeit zurück, so brummt er häufig und fragt irritiert: "Wo war ich?" Seltsame Welt, die soviele Geheimnisse für sich behält. Auf der Suche nach Wissen sind viele Forscher auch am Schachspieler nicht achtlos weitergegangen. Denn er eignet sich hervorragend zur Untersuchung der Grenze zwischen Wach und Schlaf. Es ist ja nicht so, daß er in seiner Gedankenversunkenheit schliefe, obgleich man den Eindruck gewinnen könnte. Schon Gustav Meyrink, Fachmann fürs Okkulte, schrieb dazu: "Daß durch Überwachsein der Körper und was damit zusammenhängt in den Hintergrund gedrängt wird, sehen wir in kleinem Beispiel schon bei einem intensiv konzentrierten Schachspieler; man kann ihn anschreien, und er hört nicht, trotzdem der Ruf sein Ohr berührt hat." Die Wirklichkeit wird löchrig, so scheint es zumindest, oder aber wir stehen ganz am Anfang dessen, was gemeinhin Bewußtsein genannt wird! Im heutigen Rätsel der Sphinx vertiefte sich Weiß ebenfalls derart ins Stellungsproblem, daß man hätte glauben können, er weile in anderen Dimensionen. Doch als sich seine Augen wieder mit der Essenz der Wirklichkeit füllten, sah er schon bedeutend klarer, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06972: Löcherige Wirklichkeit (SB)

Schneider - Horváth
Budapest 1982

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Morsches Holz und morscher Königsinder haben etwas gemeinsam: Sie halten einem kräftigen Hieb nicht stand: 1.Th1-h8! Db6-c7 2.Sg6xf8 Tf7- g7 - ja, die weiße Dame ist gefangen, aber... - 3.Sf8-e6+ Tg7xg8 4.Th8xg8+ und Schwarz gab auf, da er nach 4...Ke8-f7 5.Tg8-g7+ Kf7-e8 6.Se6xc7+ unter erheblichem Materialschwund gelitten hätte.


Erstveröffentlichung am 30. Juni 2006

29. Juni 2019


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