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SCHACH-SPHINX/07118: Nöte eines Genies (SB)


Es ist eine alte Geschichte, und sie wiederholt sich immer wieder: Man schickt seinen Sohn, bevor er ins Berufsleben tritt, auf Reisen. So lernt er die Welt kennen und kann sich später um so ehrgeiziger seinen Geschäften widmen. Eigentlich sollte Paul Morphy Rechtsanwalt werden. Sein Studium hatte er vorbildlich abgeschlossen. Da er jedoch noch zu jung war, um eine eigene Kanzlei zu eröffnen, und er sich bereits früh als talentierter Schachspieler hervorgetan hatte, trat seine Familie dafür ein, daß er nach Europa fuhr. Morphy besuchte zunächst England, dann das Festland und ließ hinter sich eine breite Spur der Vernichtung. In privaten Wettkämpfen besiegte er die Häupter Englands, ehe er 1858 nach Paris weiterfuhr, wo sich ihm ebenfalls kein ebenbürtiger Kontrahent entgegenstellen konnte. So wird berichtet, daß er in einer Partie gegen den Frazosen Delannoy nach einem offensichtlichen Fehler in sechs Zügen mattsetzen konnte. Sein Kommentar daraufhin war prägnant und ließ die Pfeiler der alten Welt noch mehr erzittern: "Solcher Fehler wegen lohnt es sich nicht, von Amerika nach Europa zu reisen." Das waren eben die Nöte eines Genies. Wohl denn, im heutigen Rätsel der Sphinx standen Schwarz zwei Optionen zur Verfügung. Er konnte entweder den c2- oder den f6-Bauern schlagen. Wie hätte wohl Morphy, gesetzt, er spielte mit Weiß, in beiden Fällen geantwortet, Wanderer?



SCHACH-SPHINX/07118: Nöte eines Genies (SB)

Ostermeyer - Middendorf
Bundesliga 1980

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die schwarze Stellung schien solide verpackt und befestigt zu sein, und doch waren nicht alle Punkte entscheidend gedeckt, wie Stefan Kindermann mit scharfen Habichtsaugen und taktischer Genauigkeit sofort erkannte: 1.Sf5xg7! Kg8xg7 2.Le3-d4+ Kg7-g8 3.Dh3-h6 Sf8-e6 4.Tf1xf7! Kg8xf7 5.Ta1-f1+ und Schwarz gab auf, weil er nach 5...Kf7- g8 6.Dh6xe6# mattgesetzt worden wäre.


Erstveröffentlichung am 23. November 2006

13. Dezember 2019


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