Schattenblick → INFOPOOL → SCHACH UND SPIELE → SCHACH


SCHACH-SPHINX/07119: Ablehnung der wilden Raubritterei (SB)


Die Ponziani-Eröffnung 1.e2-e4 e7-e5 2.Sg1-f3 Sb8-c6 3.c2-c3 hat bereits ein stattliches Alter auf dem Buckel. Benannt wurde sie nach dem italienischen Theoretiker Domenico Lorenzo Ponziani (1719-1796), einem Professor für Zivilrecht an der Universität Modena. Er gab ihr freilich nur den konzeptionellen Rahmen. Gespielt wurde die Eröffnung sicherlich schon vorher viele Male. Italien war im 17. und 18. Jahrhundert in Europa federführend im Schach. Zur Mitte des 19. Jahrhunderts widmete der Shakespeare-Übersetzer und einer der geistreichsten Schachköpfe Englands, Howard Staunton, diesem Spielsystem viele Studierstunden, so daß sich zeitweise der Name 'Englisches Springerspiel' einbürgerte. Den renommierten Sprung ins 20. Jahrhundert schaffte die Ponziani-Eröffnung allerdings nicht. Sie war umweht von einem Hauch nach Romantik, der das gesamte 19. Jahrhundert durchzogen hatte. Die modernen Meister jedoch pflegten ihr Spiel streng nach positionellen Gesichtspunkten aufzubauen. Mit wilder Raubritterei wollten sie nichts zu tun haben. Mittlerweile hat die Ponziani-Eröffnung einen kleinen Kreis von Anhängern um sich gescharrt, zumal aus dem Fernschach. Das heutige Rätsel der Sphinx zeigt eine für Weiß an taktischen Möglichkeiten reichhaltige Stellung. In der Originalpartie spielte Schwarz 1...Dd8-e7, unterlag jedoch in der Folge dem großen Entwicklungsvorsprung seines Kontrahenten. Nun, Wanderer, was wäre eigentlich geschehen, wenn Schwarz sich am h1-Turm versündigt hätte?



SCHACH-SPHINX/07119: Ablehnung der wilden Raubritterei (SB)

Szilagyi - Heinrich
Fernpartie 1981

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Beide Bauern auf c2 und f6 waren vergiftet. Schlug Schwarz 1...Dc7xc2, so verlor er nach 2.e7-e8D+ Tc8xe8 3.De2xc2 die Dame, vergriff er sich jedoch am f6-Bauern, so ging er in sechs Zügen unter: 1...g7xf6 2.De2- g4+ Kg8-h8 3.Tf1-g1 Tc8-g8 4.Dg4xg8+ Ta8xg8 5.Tg1xg8+ Kh8xg8 6.e7-e8D. In der Partie spielte Schwarz 1...Sb2-c4, ohne am Ausgang der Begegnung jedoch etwas ändern zu können: 2.De2-g4 g7-g6 3.Dg4-g5 Dc7- c6 4.Ta1-e1 Kg8-h8 5.Dg5-h6 Tc8-g8 6.Tf1-f3 und Schwarz gab auf, denn es drohte 7.Dh6xh7+ Kh8xh7 8.Tf3-h3#, so daß er mittels 6...Dc6-e6 zur Mattverhinderung die Dame hergeben müßte.


Erstveröffentlichung am 24. November 2006

14. Dezember 2019


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang