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SCHACH-SPHINX/07126: Erstarrt in Abneigungen (SB)


Garry Kasparow gewann Ende Januar 1999 nicht nur das Traditionsturnier in Wijk aan Zee, er stellte damit auch ferner unter Beweis, daß Weltmeisterschaften ohne ihn einer Farce gleichkamen und kaum mehr als den Wert einer Makulatur besaßen. Und dennoch sollte der stärkste Schachspieler der Welt auch künftig nur die halbe Krone der Schachzunft tragen, solange sein privater Verband und die FIDE auf zweierlei Wegen gingen. Der Champion des Weltschachbundes Antoli Karpow war marktwirtschaftlich gesehen kein Zugpferd. Die ausgefallene WM in Las Vegas sprach Bände. Kasparow hingegen, der diese Rolle spielen könnte, stand ein wenig abseits im Geschäft. Die Folge dieser inneren Spannungen im Lager Caissas war deutlich. Das Medieninteresse flaute merklich ab. Randnotizen allenfalls schmückten die Tageszeitungen hin und wieder, und für die Fernsehanstalten war Schach keine Viertelstunde wert. Die Uneinigkeit hatte ihren Preis, und das Schachvolk bezahlte ihn mit dem Schattendasein ihrer Kunst. Bedauerlich, aber eine verbandspolitische Wende zeichnete sich lange Zeit nirgends ab. Im heutigen Rätsel der Sphinx schlug Kasparow den Ex- Weltmeister Tigran Petrosjan, der in der vorliegenden Stellung im Original 1...g7-g6 spielte und acht Züge später wenig rühmlich kapitulieren mußte. Hätte er 1...Tf8-d8 gezogen, so wäre die Partie zwar ebenfalls nicht mehr zu retten gewesen. Aber immerhin hätte Kasparow mit einer sehenswerten Kombination der farblosen Partie einigen sprühenden Witz verliehen, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/07126: Erstarrt in Abneigungen (SB)

Kasparow - Petrosjan
Bugojno 1982

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Kein Schädel krachte auseinander, kein Auge brach, als Weiß mittels 1.Sg4-f6+! Kg8-h8 - 1...g7xf6 2.Lg5xf6 und gegen das drohende Eingreifen der weißen Dame ist kein Kraut gewachsen - 2.Sb1-c3 Sb8-a6 3.Sf6xd5! c6xd5 4.Sc3xd5 Lc8-e6 5.Lg5xe7 Dd8-d7 6.Sd5xc7 Dd7xc7 7.Le7- d6 Dc7-c4 8.Lg2-f1 den Sieg sicherstellte. Schwarz gab auf, da großer Materialverlust unvermeidlich war.


Erstveröffentlichung am 1. Dezember 2006

21. Dezember 2019


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