1983 verlor Rumänien einen federführenden Großmeister, als der Lebensfaden von Victor Ciocaltea in einem Turnier in Manresa riß. Er wurde gerade einmal 51 Jahre alt. In der vierten Runde erlitt er einen Gehirnschlag, an dessen Folgen er verstarb. Für das rumänische Schach bedeutete das einen großen Verlust. Obgleich Ciocaltea mit 16 Jahren vergleichsweise spät mit dem Schach angefangen hatte, brauchte er nur vier Jahre, um sich den Titel des Landesmeisters zu sichern. Seine Vorliebe galt vor allem dem Taktischen, aber dies baute auf einem feinen Gespür für Stellungsnuancen auf. Sechsmal gewann er noch die Rumänische Meisterschaft und vertrat sein Land bei den Schacholympiaden neunmal. Im heutigen Rätsel der Sphinx sollen seine Leistungen gewürdigt werden. Nachdem er seinen Landsmann Tititelu in der Eröffnungs- und frühen Mittelspielphase regelrecht überflügelt hatte, konnte er mit den weißen Steinen einen gesunden Mehrbauern behaupten. Doch dem erfindungsreichen Großmeister ging es nicht darum, ein langes Endspiel mühselig zu gewinnen, er strebte danach, die Sache taktisch abzukürzen, Wanderer.
Ciocaltea - Mititelu
Rumänien 1979
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Hübner hatte Grund für seine Zerknirschung, denn mit 1...Lg6-h5! hätte
er den Sieg sicher in Händen gehalten. 2.De2xh5 Td8xd2 wäre danach
einer strategischen Bankrotterklärung gleichgekommen, und der
tollkühne Zug 2.Ld2-a5 scheiterte an 2...Db6xa5 3.De2xh5 Lc5xf2+
Erstveröffentlichung am 22. April 2007
13. Mai 2020
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