Die Araber hatten das Schachspiel zwar nicht erfunden, sondern von den Persern infolge ihrer Eroberungszüge gewissermaßen erobert, und doch lag es in ihrer Hand, das Königliche Spiel in die weite Welt zu verbreiten. Doch so feine Sitten, gar Rittertugenden, wie es ihnen in späteren Jahrhunderten europäische Autoren andichteten, besaßen sie mit Blick auf das Schachspiel nicht unbedingt. Der Wissenseifer hinkte dem schnöden Mammon hinterher. So war es unter den Arabern nahezu gang und gäbe, eine Partie Schach um Einsatz zu spielen. Der Wettpreis konnten Goldmünzen oder wertvolle Güter sein. Mitunter setzten Spieler mit einer sehr schmalen Börse gar ihre Gliedmaßen als Pfand, was allerdings selten geschah. Dazu waren die Araber doch zu sehr Geschäftsleute und Händler. Durchaus üblich, zumal wenn vermögende Spieler gegen einander traten, war jedoch der Einsatz von Konkubinen oder Sklavenmädchen, die zu verlieren an der Ehre kratzen konnte. Auch später, als das Schach über die iberische Halbinsel nach Europa gelangte, übernahm man von den geschäftstüchtigen Arabern die Sitte, den Sieg in einer Partie mit einem Häuflein Münzen zu veredeln. Im heutigen Rätsel der Sphinx spornte indes nicht Geldgier Karaklajic in seiner Partie gegen Nedeljkovic an, als er mit den weißen Steinen einen ehrenvollen Sieg errang, Wanderer.
Karaklajic - Nedeljkovic
Sombor 1957
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Michail Tschigorin hatte sich anfangs schwergetan gegen den klaren
positionellen Stil von Louis Paulsen, aber als sich die Stellung
zunehmend verwickelte, sah er schließlich die entscheidende
Kombination: 1.Th4xh7! Tg7xh7 2.Th1xh7 Tf8-f7 - auf 2...Kg8xh7 folgt
zweizügiges Matt mit 3.Dg4-h5+ - 3.Th7-h6. Paulens stand zwar auf
verlorenem Fuß, aber ans Aufgeben dachte er noch nicht, aber nach
3...Sb6-c4 4.Th6xg6+ Kg8-f8 5.Le3-f2 Ld7-c8 6.Dg4-h4 Ke8-e7 7.Tg6-g8
Ke7-d7 8.g5-g6 Tf7-e7 9.Dh4xe7+! brach sein Widerstand zusammen.
4. April 2022
veröffentlicht in der Schattenblick-Druckausgabe Nr. 173 vom 9. April 2022
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