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MELDUNG/190: Kreuzweg auf den letzten Metern des Gipfelsturms (SB)



Alexander Alexejew und Denis Lebedew im Ausscheidungskampf

Die "Universum Champions Night" macht morgen abend Station in der Sport- und Kongreßhalle Schwerin. Promoter Klaus-Peter Kohl präsentiert ein hochkarätig besetztes Programm mit einem Kampf um die Weltmeisterschaft. Susianna Kentikian verteidigt die Titel der Verbände WBA, WBO und WIBF im Fliegengewicht gegen die ebenfalls ungeschlagene Mexikanerin Arely Mucino aus Monterrey. Lokalmatador Jürgen Brähmer mußte seine Titelverteidigung im Halbschwergewicht gegen den Spanier Alejandro Lakatos kurzfristig absagen, da er sich beim Abschlußtraining eine Rückenverletzung zugezogen hat. Laut Universum-Arzt Michael Ehnert muß der 31jährige jedoch keine Langzeitfolgen befürchten.

Außerdem wird ein ambitionierter Boxer zu sehen sein, der nur einen Schritt vom Kampf um die Weltmeisterschaft entfernt ist. In einer Ausscheidung der WBO im Cruisergewicht, deren Sieger ein Duell mit dem amtierenden Champion Marco Huck aus dem Sauerland-Boxstall winkt, trifft Alexander Alexejew auf seinen russischen Landsmann Denis Lebedew. Auf dem Papier sind die beiden einander so ähnlich, daß man nicht von einem Favoriten sprechen kann. Während Alexejew 29 Jahre alt ist und mit einer Bilanz von 19 Siegen und einer Niederlage antritt, kann der 30jährige Lebedew mit 20 Siegen aufwarten. Auch was ihre ausgeprägte Fähigkeit betrifft, einen Kampf vorzeitig zu beenden, ist der Unterschied nur geringfügig.

Alexander Alexejew, der seit drei Jahren in Hamburg lebt und trainiert, wurde früher von Fritz Sdunek betreut, der sich inzwischen aus gesundheitlichen Gründen weitgehend zurückgezogen hat und auf Vitali Klitschko konzentriert. Mittlerweile ist die Zusammenarbeit mit Trainer Magomed Schaburow längst eingespielt, der noch durch die alte sowjetische Boxschule gegangen ist und daher über fundierte Kenntnisse verfügt. So sehr Alexejew den Rückzug Sduneks bedauert, dem er viel verdankt, profitiert er doch auch von den Anregungen, mit denen Schaburow niemals geizt.

Seine einzige Niederlage bezog der Russe im Januar 2009, als er im Kampf um die Interimsweltmeisterschaft überraschend Victor Ramirez unterlag. Dieser Rückschlag unterbrach seinen zügigen Aufstieg an die Weltspitze und nötigte ihm einen zweiten Anlauf auf, der wie so oft im professionellen Boxsport mit höheren Hürden als der erste Durchgang bestückt ist. Wie Alexejew auf die obligatorische Frage nach den Konsequenzen aus der damaligen Niederlage antwortet, habe er die Fehler gründlich analysiert und die darin zum Ausdruck kommenden Schwächen ausgemerzt. Diese Erfahrung könne auch positiv sein, sofern man sie nur zu nutzen versteht.

An mangelnder Vorbereitung wird das Schweriner Vorhaben sicher nicht scheitern, da sich der Cruisergewichtler zwölf Wochen lang intensiv auf den Kampf eingestimmt und davon 18 Tage in den österreichischen Bergen konditionell in Schuß gebracht hat. Gemeinsam mit Trainer Magomed Schaburow sowie den Teamkollegen Eddy Gutknecht und Dimitri Sartison schuftete er im Ötztal, worauf im Hamburg Gym zwei Wochen Sparring mit drei verschiedenen Partnern folgten.

Wer Weltmeister werden will, bekommt es beim Gipfelsturm am Ende nur noch mit schweren Gegnern zu tun. Denis Lebedew ist in dieser Hinsicht ganz gewiß keine Ausnahme, der wie er unbedingt gewinnen muß und dafür alles geben wird. Beide haben sich darauf eingestellt, notfalls über die volle Distanz von zwölf Runden zu gehen, sind aber zugleich darauf aus und fähig, eine sich bietende Gelegenheit zur vorzeitigen Entscheidung zu nutzen. Das Schweriner Publikum erwartet mithin ein hochklassiger und sicherlich spannender Kampf, der das reichhaltige Angebot dieses Boxabends komplettiert.

16. Juli 2010