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MELDUNG/257: Timo Hoffmann will endlich Europameister werden (SB)



"Deutsche Eiche" gegen Alexander Petkovic um EU-Titel der WBO

Dreimal ist Timo Hoffmann beim Versuch gescheitert, Europameister im Schwergewicht zu werden. Im November 2000 unterlag er in Hannover im Kampf um die vakante Europameisterschaft Vitali Klitschko klar nach Punkten, wobei er sich zugute halten kann, neben dem US-Amerikaner Kevin Johnson der einzige Boxer zu sein, der mit dem älteren Klitschko über volle zwölf Runden gegangen ist. Im März 2004 reichte es in Berlin gegen den damaligen Europameister Luan Krasniqi aus dem Universum-Boxstall nur zu einem Unentschieden, und im Jahr darauf verlor Hoffmann bei seinem dritten Kampf um den europäischen Titel gegen den Italiener Paolo Vidoz mit 1:2 Punktrichterstimmen. Bei seinem letzten bedeutenden Titelkampf unterlag Timo Hoffmann im November 2007 vor heimischem Publikum in Magdeburg im Duell um den Intercontinentaltitel der WBO dem Ukrainer Alexander Dimitrenko, der bei Universum unter Vertrag steht, durch technischen K.o. in der zwölften Runde.

Im selben Jahr wurde er wegen Einnahme unerlaubter Substanzen gesperrt. Da sich abzeichnete, daß der 2,02 Meter große Hüne aus Eisleben in Sachsen-Anhalt künftig eher kleine Brötchen backen müßte, war nicht auszuschließen, daß er die Boxhandschuhe an den Nagel hängen würde. Eigenen Angaben zufolge trug sich Hoffmann in der Tat des öfteren mit diesem Gedanken, zu dessen Umsetzung er sich jedoch nicht durchringen mochte.

Am 15. Mai 2009 traf er in Magdeburg auf den 40 Jahre alten Veteranen Francois Botha, der den Titel der unbedeutenden World Boxing Foundation (WBF) verteidigte. Die Kontrahenten boten den 5.000 Zuschauern einen lebhaften und spannenden Kampf, der erst in den letzten beiden Runden entschieden wurde. Der gebürtige Südafrikaner brachte nicht nur eine enorme Erfahrung ein, sondern erwies sich auch als überraschend konditionsstark. Im elften Durchgang erhöhte er noch einmal deutlich den Druck, worauf Hoffmann zu Boden gehen mußte und angezählt wurde, bis ihn der Pausengong rettete. Klammernd und schiebend rettete sich die schwankende "Deutsche Eiche" über die letzte Runde, ohne die Punktniederlage abwenden zu können.

Anfang September 2009 ließ Timo Hoffmann wissen, daß er sein für den Fall einer Niederlage gegen Botha angekündigtes Karriereende doch verschoben habe. Nach langer Bedenkzeit sei er zu dem Entschluß gekommen, seine 16jährige Profilaufbahn fortzusetzen: "Eine Deutsche Eiche gibt nicht auf!"

Im Juni 2010 meldete sich Timo Hoffmann nach einjähriger Pause bei einer Boxveranstaltung unter freiem Himmel in Aschersleben im Ring zurück. Er besiegte den 22 Jahre alten Niederländer Harry Duiven durch K.o. in der zweiten Runde und verbesserte damit seine Bilanz auf 39 Siege, sieben Niederlagen und ein Unentschieden. Durch diesen Erfolg ermutigt plante er, noch einmal einen Anlauf auf den Titel des Europameisters zu nehmen.

Im Rahmen einer Veranstaltung des Magdeburger Boxstalls SES in Riesa soll Hoffmann am 23. Oktober um die Europameisterschaft nach Version der WBO kämpfen, die derzeit vakant ist. Er trifft dabei auf den aus München stammenden ehemaligen Cruisergewichtler Alexander Petkovic, der als technisch versiert gilt, seine besten Zeiten allerdings in der früheren Gewichtsklasse erlebt hat. Dort war er 2003 in einem Kampf um die Weltmeisterschaft nur knapp an Johnny Nelson gescheitert. Der Münchner ist gut zehn Zentimeter kleiner, aber mit Dreißig immerhin fünf Jahre jünger als sein körperlich überlegener Kontrahent.

Sollte es Timo Hoffmann gelingen, Petkovic zu besiegen, könnte er in der WBO-Rangliste ein Stück nach vorn rücken und sich womöglich sogar noch einmal für höhere Aufgaben empfehlen. Wie er bei der Pressekonferenz erklärte, wisse er seit dem Sieg über den Niederländer, daß seine Mission noch nicht erfüllt sei. Er habe sich viel vorgenommen und konzentriere sich nun auf den großen Angriff. Sein Ziel sei ein Kampf gegen Wladimir Klitschko, und die Europameisterschaft gegen Petkovic diene ihm als entscheidender Schritt bei diesem Vorhaben. In Riesa werfe er den Fehdehandschuh in den Ring. Aufheben wird ihn der Ukrainer allerdings nicht, da Timo Hoffmann auf dem Radar des Weltmeisters, das auf hochkarätige Herausforderer kalibriert ist, schlichtweg nicht auftaucht.

24. September 2010