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MELDUNG/398: Kelly Pavlik führt überraschend die WBC-Rangliste an (SB)



Verband sorgt für Chaos im Supermittelgewicht

Das World Boxing Council (WBC) steht seit jeher in dem Ruf, im Zweifelsfall willkürliche Entscheidungen zu treffen, sofern diese seinen Interessen dienen. Man erinnere sich nur an die Millionen, die Graciano Rocchigiani gerichtlich zugesprochen, aber nie gezahlt wurden, nachdem er nicht klein beigegeben und erfolgreich gegen den Verband geklagt hatte. Nun ist überraschend Kelly Pavlik zur neuen Nummer eins der WBC-Rangliste im Supermittelgewicht ernannt worden. Da Pavlik noch nie in dieser Gewichtsklasse geboxt und überdies seit seiner Niederlage gegen den Argentinier Sergio Martinez im April 2010 nicht mehr im Ring gestanden hat, sind die Kapriolen des WBC auch in diesem Fall wie so oft kaum nachvollziehbar.

Der ehemalige Weltmeister zweier Verbände im Mittelgewicht war im November wegen Alkoholproblemen in eine Entzugsklinik eingewiesen worden. Nun will er sich am 7. Mai im Vorprogramm des spektakulären Duells zwischen Manny Pacquiao und Shane Mosley im Ring zurückmelden. Welche Schritte Pavlik in der neuen Gewichtsklasse nehmen wird, ist vorerst ungewiß. Weltmeister Carl Froch bestreitet derzeit das Super-Six-Turnier und steht daher für einen Kampf nicht zur Verfügung.

Sollte Pavlik jedoch zum Pflichtherausforderer des Turniersiegers ernannt werden, der auf jeden Fall Champion der Verbände WBA und WBC sein wird, käme er Mikkel Kessler und Lucian Bute in die Quere. Kessler hatte am Turnier teilgenommen, bis ihn eine Verletzung am Auge zum vorzeitigen Rückzug zwang. Das WBC verlieh ihm den Status des Champions im Wartestand, woraus der inzwischen gesundheitlich wieder hergestellte Däne den Anspruch ableitet, sich mit dem Turniersieger zu messen. Das möchte auch IBF-Weltmeister Bute aus Kanada, der mit dem Sender Showtime, der das Turnier gemeinsam mit Sauerland durchführt, einen Exklusivvertrag über drei Kämpfe abgeschlossen hat. Die Situation ist also verworrener denn je, wozu das WBC nach besten Kräften beigetragen hat.


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Krasniqis Kampf gegen Banks wird nachgeholt

Luan Krasniqi mußte den Kampf gegen Johnathon Banks absagen, der morgen in Ludwigsburg über die Bühne gehen sollte. Eine Erkrankung warf den Schwergewichtler aus dem Rennen, dem die Klitschko Management Group überraschend eine Gelegenheit zum Comeback verschafft hat. Für das Unternehmen der ukrainischen Brüder, das erstmals eine Boxveranstaltung ohne die beiden Weltmeister organisiert, ist Banks der Favorit. Er soll gegen einen erfahrenen Kontrahenten beweisen, aus welchem Holz er geschnitzt ist. Andererseits eröffnet sich Krasniqi auf diesem Weg die wohl allerletzte Chance, noch einmal für Furore zu sorgen, zumal dem Sieger angeblich sogar ein Titelkampf gegen einen der Klitschkos winkt.

Alle Beteiligten sind sich einig, daß der ausgefallene Kampf nachgeholt werden soll, wobei als möglicher Termin der 16. April genannt wird. Krasniqi und Banks könnten an diesem Tag antreten, so daß nun geprüft wird, ob die Halle zu diesem Zeitpunkt zur Verfügung steht.


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Chambers wünscht sich Revanche gegen Powetkin

Als Eddie Chambers im Januar 2008 in Berlin auf Alexander Powetkin traf, ging es um den Sieg in einem Turnier mit vier Teilnehmern, in dem die International Boxing Federation (IBF) den Herausforderer ihres Weltmeisters im Schwergewicht ermittelte. Chambers dominierte die ersten vier Runden und schien einem sicheren Sieg entgegenzusehen. Darüber verschlief er regelrecht, daß der Russe allmählich besser in den Kampf kam, langsam die Oberhand gewann und am Ende einen Punktsieg davontrug.

Diese Scharte möchte der US-Amerikaner auswetzen, zumal er sich gerade durch einen Sieg gegen seinen Landsmann Derric Rossy in einer Art Neuauflage des Viererturniers durchgesetzt hat. Die ursprünglichen Pläne der IBF, Tomasz Adamek nach diesem Modus einem Kampf mit Wladimir Klitschko zuzuführen, scheiterten am Desinteresse des Polen. Dieser handelte direkt mit den Klitschkos eine Herausforderung im September aus und ignorierte so die Wünsche des Verbands. Nach den Vorstellungen der IBF soll in einem zweiten Kampf ein Gegner für Chambers ermittelt werden, wobei die Wahl bislang nur auf den Nigerianer Samuel Peter gefallen ist.

Angesichts dieser unübersichtlichen Situation macht Eddie Chambers eben Werbung in eigener Sache und betont, er habe es satt, fortgesetzt übersehen zu werden. Er wünsche sich Powetkin, Adamek und die Klitschkos, vor allem aber den Russen. Allerdings versuchten Alexander Powetkin und dessen Trainer Teddy Atlas, ihm aus dem Weg gehen, und würden sich ihm nur dann stellen, wenn ihnen nichts anderes übrigbliebe.

25. Februar 2011