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MELDUNG/494: Sergio Martinez will sich den WBC-Titel zurückholen (SB)



Argentinier fordert Kampf gegen Julio Cesar Chavez

Der Mexikaner Julio Cesar Chavez jun., Sohn der gleichnamigen Boxlegende, hatte Sebastian Zbik aus dem Hamburger Universum-Boxstall den WBC-Gürtel im Mittelgewicht gerade dank eines umstrittenen Punktsiegs in Los Angeles abgenommen, als auch schon der nächste Titelaspirant seine Ansprüche anmeldete. Sergio Martinez aus Argentinien, derzeit WBC-Champion dieser Gewichtsklasse im Ruhestand, sah sich den Kampf seiner Rivalen vor Ort an, um gleich im Anschluß den Sieger zum Duell zu fordern.

Ende vergangenen Jahres war Martinez selbst noch regulärer Weltmeister des Verbands, der ihn aufforderte, seinen Titel gegen Interimschampion Sebastian Zbik zu verteidigen. Offenbar war der Argentinier nicht abgeneigt, dieser Auflage nachzukommen, bis er auf Anraten des führenden US-Boxsenders HBO davon Abstand nahm, dem der deutsche Gegner wohl nicht attraktiv genug war. Wer in den USA keine Aussichten hat, vom Bezahlfernsehen vermarktet zu werden, läuft Gefahr, im Zweifelsfall leer auszugehen.

Die WBC-Führung erkannte Martinez nach dieser Weigerung den Titel ab und verlieh ihn Sebastian Zbik, der sich des Gürtels jedoch nicht lange erfreuen durfte. Obgleich Titelverteidiger, konnte er nicht vor heimischem Publikum gegen Chavez in den Ring steigen, da sein Promoter mangels eines angemessenen Fernsehvertrags hierzulande keine großen Hallen mehr füllen kann. Sein mexikanischer Gegner profitierte vom Heimvorteil und einer Punktwertung, die andernorts womöglich zu seinen Lasten ausgefallen wäre.

Sergio Martinez hatte unterdessen versichert, er persönlich habe überhaupt keine Probleme mit einem Kampf gegen Zbik und wolle auf jeden Fall gegen den Sieger des Titelkampfs von Los Angeles antreten. Diesen Anspruch hat er nun bekräftigt und damit Chavez ein ebenso lukratives wie riskantes Angebot gemacht. Hatte man dem Argentinier nach seinem Sieg gegen Kelly Pavlik noch eine Riesenportion Glück attestiert, so unterstrich sein frühzeitiger Sieg gegen dessen Landsmann Paul Williams, daß ihm im Mittelgewicht kaum jemand das Wasser reichen kann. Sollte Chavez sich diesem Gegner stellen, müßte er sich noch einmal beträchtlich steigern, um seinen frischgewonnenen Gürtel nicht postwendend zu verlieren.


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Audley Harrison strebt Kampf gegen Mike Perez an

Der britische Schwergewichtler Audley Harrison sucht nach Mitteln und Wegen, die Scherben seiner einst so verheißungsvollen Karriere zusammenzufegen und seinen ramponierten Ruf aufzupolieren. Als Olympiasieger in den Himmel gehoben, angesichts der Härten des Profigeschäfts ernüchtert, schließlich von aufstrebenden Rivalen überholt und im vergangenen November von WBA-Weltmeister David Haye demoralisiert, nimmt der frühere Europameister nun Mike Perez aufs Korn.

Der in Irland lebende Kubaner steht ebenfalls beim britischen Promoter Matchroom unter Vertrag, was die Verhandlungen wesentlich erleichtern dürfte. Beide haben das populäre "Prizefighter"-Turnier schon einmal gewonnen, wobei Perez im Mai zwei Gegner jeweils in der ersten Runde besiegte. Mit einer Bilanz von 16 Siegen in Folge könnte der Kubaner im Falle eines Sieges gegen Harrison seinen Bekanntheitsgrad sprunghaft steigern und sich womöglich sogar für einen Kampf um die Weltmeisterschaft empfehlen, wofür er als unverbrauchter Kandidat durchaus in Frage käme.

Audley Harrison, der 27 Auftritte gewonnen, aber bereits fünf verloren hat, braucht einen Gegner, der gut genug für eine Rehabilitation, aber andererseits auch nicht so hochklassig ist, daß ein weiteres Debakel unausweichlich erschiene. Mike Perez wäre unter diesen Voraussetzungen also nicht die schlechteste Wahl.

8. Juni 2011