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MELDUNG/593: Schwergewichtler Dimitrenko bleibt Europameister (SB)



Überraschend mühsamer Punktsieg gegen den Briten Michael Sprott

Alexander Dimitrenko hat den Titel des Europameisters im Schwergewicht erfolgreich verteidigt. Bei der ersten Veranstaltung des Hamburger Universum-Boxstalls im Dima-Sportcenter setzte er sich vor rund 1.300 Zuschauern mit einem einstimmigen Punktsieg gegen den Briten Michael Sprott durch, der ihm jedoch einen überraschend ausgeglichenen Kampf lieferte. Das Ergebnis (117:111, 116:111, 119:108) fiel klar zugunsten des 29 Jahre alten Lokalmatadors aus, der allerdings wesentlich größere Mühe hatte, als es die Wertung der Punktrichter nahelegt. Dimitrenko, der sich in der Vergangenheit des öfteren für einen Kampf um die Weltmeisterschaft ins Gespräch gebracht hat, muß sich erheblich steigern, will er sich mit den Klitschkos messen. Während er seine Bilanz auf 32 Siege bei nur einer Niederlage gegen den US-Amerikaner Eddie Chambers verbesserte, hat Michael Sprott nunmehr 36 Auftritte gewonnen und 17 verloren. Wie die Statistik des 36jährigen Briten zeigt, gehört er keinesfalls der Weltspitze an und dürfte eigentlich einem ambitionierten Titelaspiranten wie Dimitrenko keine Probleme bereiten.

Michael Sprott ging beherzt zur Sache und brachte gegen den körperlich klar überlegenen Europameister insbesondere in der Halbdistanz immer wieder Treffer an. Nach verhaltenem Auftakt wurde Dimitrenko allmählich aktiver, wobei er Abstand zu halten versuchte und aus der Distanz seine Führhand einsetzte wie auch saubere Kombinationen schlug. Das sah zunächst nicht schlecht aus, doch nahmen von der vierten Runde an die Konter des Briten zu. Der Titelverteidiger unternahm zu wenig, um dem Kampf eindeutig seinen Stempel aufzudrücken, und lief in der sechsten und siebenten Runde sogar Gefahr, Sprott die Initiative zu überlassen. Der Brite kam in dieser Phase häufig mit seinem linken Haken durch, der deutliche Spuren im Gesicht seines Gegners hinterließ.

Im achten Durchgang gelangen dem Briten zwar die klareren Treffer, doch überwog nun wieder die höhere Aktivität Dimitrenkos, der die Felle nicht davonschwimmen lassen wollte. Im zehnten Durchgang handelte sich Sprott nach einem Tiefschlag eine Ermahnung Ringrichter Massimo Barrovecchios ein. Gegen Ende dieser Runde landete der Herausforderer einen Volltreffer, der Dimitrenko wanken ließ. Im Nachsetzen ignorierte der Brite den Pausengong, wofür ihm zu Beginn der elften Runde ein Punkt abgezogen wurde. Nach einem ausgeglichenen elften Durchgang geriet der Europameister in der letzten Runde nach einem Schläfentreffer erneut in Schwierigkeiten, doch büßte Sprott wegen Stoßens einen weiteren Punkt ein.

Alexander Dimitrenko war im vergangenen Jahr durch einen Sieg gegen Jaroslaw Zavorotni Europameister geworden und hatte den Titel im März erfolgreich gegen den Polen Albert Sosnowski verteidigt. Wie er nach dem Sieg über Sprott im anschließenden Interview bilanzierte, sei nach seiner langen Pause dieser Gang bei hohem Tempo über volle zwölf Runden eine wertvolle Erfahrung für ihn. Es sei ein intensiver und mitunter auch etwas schmutziger Kampf gewesen, doch so sei Boxen nun einmal. Solche Duelle brächten die nötige Erfahrung, um auch gegen die Klitschkos zu bestehen. Er habe einen Schritt in Richtung Weltmeisterschaft genommen und sei gespannt auf die weitere Entwicklung.

Auch Trainer Michael Timm bekräftigte den Nutzen eines Kampfs über die gesamte Distanz, der Dimitrenko Sicherheit gebe, durchaus zwölf Runden lang boxen zu können. Sein Schützling habe zwar phasenweise nicht variabel genug agiert, doch zum Ende hin seine Sache wieder besser gemacht. Dietmar Poszwa wies darauf hin, daß Dimitrenko nicht nur Europameister ist, sondern auch in allen Ranglisten unter den zehn Besten geführt wird. Er müsse nur regelmäßig in den Ring steigen, wozu es aller Voraussicht nach noch in diesem Jahr Gelegenheit geben werde.

Michael Sprott machte einige Einwände geltend und vertrat die Auffassung, daß viele Schläge seines Gegners auf der Deckung gelandet seien. Auch sei er der Meinung, den Europameister regelkonform am Boden gehabt zu haben. Großartig reklamieren wolle er aber nicht, da man als Boxer mit solchen Widersprüchen leben müsse. Mit seiner Leistung gegen Sprott konnte sich Dimitrenko, der insgesamt eher zaghaft zu Werke ging, nicht für einen Kampf um die Weltmeisterschaft empfehlen. Im nächsten Schritt steht ohnehin eine Pflichtverteidigung seines Titels an, die ihn vor beträchtliche Probleme stellen könnte.

Was den ersten Kampfabend des Universum-Boxstalls an seiner neuen Wirkungsstätte betraf, zogen Waldemar Kluch und Dietmar Poszwa ein positives Fazit. Poszwa sprach von einem guten Lebenszeichen, auf das viele gewartet hätten. Kluch war der Meinung, daß man angesichts schwieriger Umstände gemeinsam eine gelungene Veranstaltung auf die Beine gestellt habe. Man werde sicherlich einen weiteren Kampfabend in diesem Jahr über die Bühne bringen, doch dazu in einer anderen Stadt auftreten. Sobald alle Genehmigungen für das Dima vorlägen, wolle er alle zwei Monate an dieser Stätte veranstalten. Man habe bereits einige attraktive Kämpfe in Planung und werde in den nächsten Tagen einen Zweijahresvertrag mit einem russischen Fernsehsender abschließen.

25. September 2011