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MELDUNG/889: Chad Dawson findet in Andre Ward seinen Meister (SB)




Prestigeduell der prominenten Titelträger endet vorzeitig

Der Kalifornier Andre Ward hat eindrucksvoll unterstrichen, daß er zu Recht als einer der besten Boxer aller Gewichtsklassen gehandelt wird. Im Duell mit Chad Dawson, das vorab zu einem der herausragenden Ereignisse des Boxjahres 2012 erklärt worden war, setzte sich der Weltmeister der Verbände WBA und WBC im Supermittelgewicht nach überlegen geführtem Kampf durch Abbruch in der zehnten Runde gegen den WBC-Champion im Halbschwergewicht durch. Wenngleich Ward den Heimvorteil und die gewohnte Gewichtsklasse auf seiner Seite hatte, da in Oakland und in seinem Limit gekämpft wurde, ist an seiner überzeugenden Leistung doch nicht zu rütteln.

Auf dem Weg zu seinem 26. Sieg im Profilager dominierte der 28 Jahre alte Lokalmatador den Gegner, der im 33. Kampf die zweite Niederlage hinnehmen mußte. Dawson war von Beginn an auf dem Vormarsch, was für ihn untypisch ist, doch konnte er Ward damit nicht überraschen, der die Angriffe größtenteils neutralisierte und im Infight Treffer landen konnte. Im zweiten Durchgang kam Dawson einmal mit seinem linken Haken durch, zog sich aber durch einen Kopfstoß im Infight eine Rißwunde über dem rechten Auge zu. Bereits in der dritten Runde zeichnete sich klar ab, wer das Geschehen im Ring beherrschte. Dawson mußte nach einem linken Haken zum ersten Mal in diesem Kampf zu Boden gehen, und zu Beginn der nächsten Runde zählte ihn der Ringrichter nach dem gleichen Schlag erneut an. Nun suchte Ward eine frühe Entscheidung, doch konnte sich sein Gegner in die Pause retten.

Wenngleich Chad Dawson im fünften Durchgang einen gefestigteren Eindruck machte, boxte Ward von dieser Phase an souverän und traf variabel aus der Distanz wie auch im Infight. Dawson kam mit seinem ansonsten gefährlichen Jab überhaupt nicht zur Geltung und konnte nicht verhindern, daß der Lokalmatador seine Führung in der Punktwertung immer weiter ausbaute. In der neunten Runde drängte Ward erneut auf die Entscheidung, doch gelang es Dawson, kurz vor der Pause seinerseits einige Treffer zu landen. Dies sollte ein letztes Aufbäumen gegen die drohende Niederlage gewesen sein, da der Kalifornier im zehnten Durchgang wiederum mit seinem linken Haken einen Niederschlag erzielte. Dawson wurde angezählt und kam noch einmal mühsam auf die Beine, doch machte er nicht mehr den Eindruck, als wolle er den Kampf fortsetzen. Daher griff Ringrichter Steve Smoger ein und beendete das ungleiche Gefecht.

Das vorzeitige Ende entsprach durchaus dem Kampfverlauf, doch war es ein Ausgang dieses Prestigeduells, das im Vorfeld kaum jemand erwartet hätte. Zwar kursieren Gerüchte, wonach Dawson im Sparring mit Edison Miranda schwer k.o. gegangen sein soll, doch schmälert das die Leistung Andre Wards nicht, der einen weiteren Gegner von Weltklasse in überzeugender Manier besiegt hat.

In einem Kampf wie diesem müsse man ein Risiko eingehen, zog der Sieger im anschließenden Interview mit dem Sender HBO zufrieden Bilanz. Er liebe es zu gewinnen, und vorzeitig zu siegen sei der letzte Teil des Puzzels. Sein Sieg mochte einfach ausgesehen haben, doch sei das nicht der Fall gewesen. Indessen verstehe er es, sich gegen starke Gegner immer noch zu steigern. Über seine nächsten Schritte werde er nun in Ruhe nachdenken, wobei er auch einen Wechsel ins Halbschwergewicht nicht ausschließe.

Chad Dawson blieb nichts anders übrig als zu konstatieren, daß er das Wagnis eingegangen sei, ins Supermittelgewicht abzusteigen und in Wards Heimatstadt anzutreten. Obgleich er sich körperlich im niedrigeren Limit wohlgefühlt habe, sei es ihm nicht gelungen, wie gewohnt loszulegen. Er würdigte Ward als einen großen Champion und kündigte an, ins Halbschwergewicht zurückzukehren und dort seine Regentschaft als Weltmeister fortzusetzen.

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Tomasz Adamek erkämpft Abbruchsieg gegen Travis Walker

Die Zuschauer in Newark im US-Bundesstaat New Jersey kamen auf ihre Kosten, als der favorisierte Lokalmatador Tomasz Adamek überraschend in Schwierigkeiten geriet, sich später aber doch noch überzeugend gegen Travis Walker durchsetzen konnte. Mit seiner Bilanz von 47 Siegen und zwei Niederlagen ist der polnische Schwergewichtler nach wie vor ein Titelaspirant. Nach seiner klaren Niederlage gegen Vitali Klitschko vor Jahresfrist arbeitet er sich wieder an die Weltspitze heran, wozu ihm der US-Amerikaner als Aufbaugegner dienen sollte.

Walker, der 39 Kämpfe gewonnen, acht verloren und einen Auftritt unentschieden beendet hat, nahm seine Arbeit ernst und erwischte seinen Gegner in der zweiten Runde mit einer Rechten am Kopf, die den Polen auf die Bretter schickte. Die Sensation lag in der Luft, doch Adamek kam mühsam wieder hoch und entging dem vergeblich nachsetzenden Walker, der die Entscheidung nicht erzwingen konnte. Kurz vor der Pause war es dann der Pole, der seinerseits eine Rechte ins Ziel brachte und Walker niederschlug. In den folgenden beiden Durchgängen wogte das Geschehen hin und her, wobei Adamek die bessere Figur machte. In der fünften Runde war es schließlich um den US-Amerikaner geschehen, der nach einem erneuten Wirkungstreffer in den Seilen hing und nach einer weiteren Kombination des Polen aus dem Kampf genommen wurde.

Im Vorprogramm bestritt Steve Cunningham, der wie Adamek bei Main Event unter Vertrag steht, sein Debüt im Schwergewicht, das er klar nach Punkten gegen Jason Gavern gewann. Adamek und Cunningham, die beide aus dem Cruisergewicht kommen, trafen 2008 im Ring aufeinander. Damals konnte sich der Pole nach einem spektakulären Kampf knapp durchsetzen. Gut möglich, daß die beiden in absehbarer Zeit erneut ihre Kräfte messen, diesmal jedoch im Schwergewicht.

10. September 2012