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MELDUNG/928: Vitali und Wladimir Klitschko verlängern Vertrag mit RTL (SB)




Fünf weitere Kämpfe für je drei Millionen Euro vereinbart

Eine der seltenen Gelegenheiten, sich einen gewissen Eindruck von den finanziellen Sphären der Klitschkos zu verschaffen, bietet sich derzeit. Da die ukrainischen Schwergewichtsweltmeister jüngst ihre Zusammenarbeit mit dem Kölner Privatsender RTL verlängert haben, wurden wesentliche Aspekte dieses Segments ihrer Einkünfte publik. Vitali und Wladimir Klitschko werden demnach fünf weitere Kämpfe unter der Regie des Senders bestreiten, für die sie jeweils drei Millionen Euro erhalten.

Da Vitali Klitschko bei den Parlamentswahlen in der Ukraine mit seiner Partei UDAR (Schlag) auf Anhieb den dritten Platz erreicht hat, ist nicht auszuschließen, daß sein politisches Engagement fortan die sportliche Betätigung in den Hintergrund drängen wird. Allerdings zeichnet sich ab, daß die Regierungspartei von Präsident Viktor Janukowitsch zusammen mit den Kommunisten über die absolute Mehrheit der Sitze verfügt und die ohnehin gespaltene prowestliche Opposition nicht wie erhofft zum Zuge kommt. Jedenfalls gilt als wahrscheinlich, daß der ältere Klitschko nur noch ein bis zwei Kämpfe bestreiten wird, um sich dann voll und ganz der Politik zu widmen.

Nachdem der 41jährige WBC-Weltmeister im Rahmen des 2011 verlängerten Vertrags mit seinen erfolgreichen Titelverteidigungen gegen Tomasz Adamek, Dereck Chisora und Manuel Charr der aktivere der beiden Brüder war, wird Wladimir aller Voraussicht nach den überwiegenden Teil der fünf neu vereinbarten Kämpfe absolvieren. Den Anfang macht der 36 Jahre alte Superchampion der WBA und WBO sowie Weltmeister der Verbände IBF und IBO am 10. November in Hamburg, wo er auf den hünenhaften Polen Mariusz Wach trifft.

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Thomas Hearns will Emanuel Stewards Boxschule retten

Der Tod des legendären Trainers Emanuel Steward hat eine Welle der Anteilnahme ausgelöst. Tief betroffen zeigten sich insbesondere Wladimir Klitschko, dessen Aufstieg zum unangefochtenen Champion untrennbar mit Steward verbunden ist, wie auch dessen frühere Schützlinge Lennox Lewis und Thomas Hearns. Wie Lewis auf seiner Homepage schreibt, sei er nach dem Tod seines langjährigen Freundes, Mentors und Trainers völlig am Boden zerstört. Manny habe ihm geholfen, einige der größten Kämpfe seiner Karriere zu bestehen. "Ich bereue es, daß ich den Gefallen nicht erwidern konnte, um ihm bei seinem größten Kampf beizustehen. Wir waren immer noch sehr eng miteinander, und das letzte Mal als wir miteinander gesprochen haben war er optimistisch wie eh und je, weswegen es sehr verstörend war, über seine Krankheit und die rapide Verschlechterung zu erfahren."

Thomas Hearns, den Steward seit seiner Jugend betreut hatte, bezeichnete den Verstorbenen in einem aktuellen Interview als den Vater, den er nie gehabt habe: "Ich kannte meinen Vater nie wirklich, ich kannte aber Emanuel." Seit er ihm im Alter von dreizehn Jahren erstmals begegnet sei, habe sich Steward um ihn gekümmert: "Emanuel ist derjenige, der mein Leben verändert hat. Er hat mir geholfen, der Mann zu werden, der ich heute bin." [1]

Nach dem Ableben Emanuel Stewards ist die Zukunft der berühmten Boxschule Kronk in Detroit ungewiß. Seine Schwester Diane Steward-Jones ließ bereits das Schild über der Eingangstür abnehmen und alle Erinnerungsstücke abtransportieren, offenbar ohne die Boxer und die Öffentlichkeit über ihre weiteren Pläne in Kenntnis zu setzen. Der weltberühmte Trainer war in seiner Heimatstadt außerordentlich populär, zumal er sich neben seinen sportlichen Erfolgen auch mit einer Stiftung im sozialen Bereich engagierte. Wenngleich nicht auszuschließen ist, daß das Kronk an anderer Stelle wiedereröffnet werden soll, herrschen vorerst doch Verunsicherung und Rätselraten vor.

In dieser Situation hat sich Thomas Hearns zu Wort gemeldet, der Emanuel Stewards erster großer Star und Weltmeister in fünf verschiedenen Gewichtsklassen war. Der mittlerweile 54jährige sprach sich dafür aus, das Gym an seinem ursprünglichen Ort weiterführen. Auch er wisse nicht, was derzeit vor sich gehe, doch sei er sich gewiß, in Emanuels Sinn zu sprechen. Er selbst sei bereit, sein Bestes zu geben, um das Vermächtnis am Leben zu erhalten. Sollten die Stadt Detroit und der Bundesstaat Michigan dazu beitragen, das Gebäude in der McGraw Straße in Ordnung zu bringen und dort eine Boxschule zu eröffnen, wäre das phantastisch und würde Emanuel stolz und glücklich machen.


Fußnote:

[1] http://www.boxen.de/news/thomas-hearns-emanuel-war-der-vater-den-ich-niemals-hatte-22432

29. Oktober 2012