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MELDUNG/1080: Vitali Klitschko räumt noch nicht das Feld (SB)




WBC-Weltmeister kündigt Titelverteidigung gegen Bermane Stiverne an

Mit seiner Aussage gegenüber der Kiewer Tageszeitung "Segodnja", es gebe nun mit Bermane Stiverne einen offiziellen Anwärter, so daß man nur noch das Datum für den Kampf festlegen müsse, scheint Vitali Klitschko den Spekulationen um das bevorstehende Ende seiner sportlichen Karriere ein Ende gemacht zu haben. Der 41 Jahre alte ukrainische Schwergewichtsweltmeister des WBC und Politiker wird demnach noch einmal in den Ring zurückkehren. Auf Klitschko, der 47 Kämpfe gewonnen und nur gegen Chris Byrd und Lennox Lewis verloren hat, wartet ein Herausforderer, für den 23 Siege in 25 Auftritten zu Buche stehen.

In einem Ausscheidungskampf des WBC zwischen dem 34jährigen Bermane Stiverne und dem zwei Jahre jüngeren Chris Arreola, der im kalifornischen Ontario ausgetragen wurde, hatte sich der in Las Vegas lebende Kanadier dank der wohl besten Leistung seiner Karriere klar nach Punkten durchgesetzt. Die ersten beiden Runden gingen an Arreola, der als Ranglistenerster seiner Favoritenrolle zunächst gerecht zu werden schien. Der US-Amerikaner drängte seinen Gegner in die Seile, der freilich mit gelungenen Kontern seine Gefährlichkeit andeutete. In der dritten Runde gewann Stiverne allmählich die Oberhand und schickte Arreola kurz vor die Pause auf die Bretter. Im folgenden Durchgang blutete der Kalifornier stark aus der Nase und wirkte nicht vollständig erholt, bot aber seinem Gegner mit aller Kraft Paroli.

Stiverne schlug in der Folge wesentlich häufiger als sein Gegner und baute dadurch seinen Vorsprung auf den Punktzetteln stetig aus, während Arreola immer weniger unternahm. Erst in der sechsten Runde setzte dieser mit einem überfallartigen Angriff wieder ein Zeichen, doch ließ sich der Kanadier nicht lange beeindrucken, sondern revanchierte sich mit mehreren Körpertreffern. Entgegen früheren Auftritten arbeitete Stiverne fleißig mit seiner Führhand und machte in den beiden nächsten Durchgängen damit die bessere Figur. So wurde es immer enger für Arreola, der sich in der neunten Runde noch einmal aufraffte, dann aber wieder dem Gegner die Initiative überließ.

Auch in den letzten beiden Durchgängen legte Stiverne beachtliche boxerische Qualitäten an den Tag und ließ sich nicht auf den offenen Schlagabtausch ein. So brachte er den Kampf sicher nach Hause, da Arreola mit seiner Schlußoffensive nicht zum Zuge kam. Der überraschend souveräne Auftritt des Kanadiers wurde mit einem auch in der Höhe angemessenen Punktsieg honoriert (117:110, 117:110, 118:109).

Im anschließenden Interview mit dem Sender HBO zitierte Chris Arreola den legendären Mike Tyson mit dem geflügelten Wort, jeder Boxer habe einen Plan, bis er getroffen werde. Stiverne habe ihm die Nase gebrochen und damit die taktischen Pläne durchkreuzt, da seine Atmung danach stark eingeschränkt gewesen sei. Überdies habe ihm von der sechsten Runde an der linke Arm Probleme bereitet. Er ziehe den Hut vor Stiverne, der ein zäher Bursche sei und sich ausgezeichnet bewegt habe.

Der in Haiti geborene Bermane Stiverne steht bei Promoter Don King unter Vertrag. Wie er nach seinem Sieg berichtete, habe er die letzten neun Monate durchgehend trainiert. Statt sich einfach nur zu prügeln, habe er seinen Jab gebracht. Arreola habe zunächst bei Schlägen mit der Führhand die Deckung hängen lassen und dabei Treffer kassiert, dies aber später erkannt und die Schläge besser abgeblockt. Nun richte er die Botschaft an Klitschko, nicht zurückzutreten, da ein echtes Schwergewicht bereit zum Kampf gegen ihn sei, stellt Stiverne sein Licht nicht unter den Scheffel. [1]

Vitali Klitschko hat seit seiner letzten Titelverteidigung am 8. September 2012, bei der er in Moskau den Kölner Manuel Charr durch technischen K.o. besiegte, nicht mehr im Ring gestanden. Als Parteiführer der oppositionellen UDAR ("Schlag") zog er ins Parlament ein. Dort sind Abgeordneten Nebentätigkeiten eigentlich verboten, was für sportliche Aktivitäten nicht zu gelten scheint. Zwischenzeitlich stand ein möglicher Kampf gegen David Haye im Raum, der jedoch am 29. Juni in Manchester gegen Charr antritt. Am Sonnabend unterstützt Vitali Klitschko in Mannheim als Sekundant seinen Bruder Wladimir, der gegen den Gelsenkirchener Francesco Pianeta antritt. Das Duell mit Stiverne wird wohl erst nach der Sommerpause im August oder September über die Bühne gehen.

Fußnote:

[1] http://www.boxen.de/news/stiverne-gewinnt-eliminator-gegen-arreola-ist-neuer-pflichtherausforderer-von-vitali-klitschko-26223

2. Mai 2013