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MELDUNG/1142: Haye und Fury haben sich geeinigt (SB)




Der große Zahltag kann kommen

Die großspurigen Drohungen, er werde nur dann gegen seinen Landsmann David Haye antreten, wenn er 80 Prozent der Gesamtbörse erhalte, da er schließlich die Attraktion, der Gegner hingegen lediglich Staffage sei, sind Schnee von gestern. Tyson Fury hat kräftig Wirbel gemacht, für Schlagzeilen gesorgt und nun wie erwartet den Vertrag unterschrieben. Ihn erwartet der größte Zahltag seiner Karriere, für den er sogar auf einen Kampf gegen den Bulgaren Kubrat Pulew verzichtet, dessen Sieger neuer Pflichtherausforderer Wladimir Klitschkos bei der IBF werden sollte. Das derzeit mit Abstand attraktivste Duell zweier britischer Schwergewichtler, die mit ihrem Mundwerk und den Fäusten alles in den Schatten stellen, was sonst noch auf der Insel in der Königsklasse nachgewachsen ist, soll am 28. September in Manchester über die Bühne gehen.

Der 25 Jahre alte Tyson Fury ist in 21 Profikämpfen ungeschlagen, steht beim Promoter Hennessy Sports unter Vertrag und ist bei den Weltverbänden WBC (Rang 5), WBO (Rang 6) und IBF (Rang 11) unter den Top 15 plaziert. Noch besser sieht die aktuelle Präsenz des 32jährigen David Haye aus, dessen Bilanz 26 Siege und zwei Niederlagen aufweist. Der frühere Weltmeister dreier Verbände im Cruisergewicht und WBA-Champion im Schwergewicht hat bei den Verbänden WBA (Rang 1), WBO (Rang 4) und WBC (Rang 6) aussichtsreiche Positionen inne. Der Sieger des Kampfs hat gute Chancen, im nächsten Jahr um einen Titel zu kämpfen. [1]

Vertreter beider Lager haben den Vertragsabschluß für die "Battle of Britain" bestätigt: "David Haye und Tyson Fury, beide Weltranglisten-Boxer, charismatisch und gefährlich, haben dem hierzulande heiß erwarteten Showdown am Samstag, den 28. September, in der Manchester Arena zugestimmt", hieß es in einer offiziellen Mitteilung von Hennessy Sports. [2]

Damit ist ein Kampf zwischen David Haye und dem Kölner Manuel Charr, der vorübergehend im Gespräch war, endgültig vom Tisch. Nachdem Haye dieses ursprünglich für Ende Juni geplante Duell wegen einer angeblichen Handverletzung abgesagt hatte, munkelte man bereits, daß er offenbar lukrativere Optionen im Auge habe. Zwar versicherte Hayes Trainer Adam Booth, der abgesagte Kampf solle so schnell wie möglich neu angesetzt werden, doch zeichnete sich nicht lange danach die innerbritische Variante als mit Abstand umsatzstärkste Wahl aus.

David Haye wurde 2009 durch einen Punktsieg gegen den russischen Riesen Nikolai Walujew WBA-Weltmeister im Schwergewicht und hat diesen Titel in der Folge gegen den früheren Champion John Ruiz aus den USA sowie seinen Landsmann Audley Harrison erfolgreich verteidigt. Im Juli 2011 mußte er sich Wladimir Klitschko in Hamburg nach Punkten geschlagen geben. Danach hat Haye nur noch einen Kampf bestritten, bei dem er im Juli 2012 seinen britischen Rivalen Dereck Chisora durch K.o. in der fünften Runde bezwang.

Tyson Fury besiegte 2011 Dereck Chisora und gab zuletzt am 20. April sein Debüt in den USA, bei dem er im New Yorker Madison Square Garden Steve Cunningham vorzeitig besiegte. Allerdings verdankte er das weniger ausgefeilten technischen Qualitäten oder einer außergewöhnlichen Schlagwirkung, als vielmehr seiner körperlichen Überlegenheit, mit der er den wesentlich kleineren und leichteren Gegner regelrecht erdrückte. Cunningham, der früher IBF-Weltmeister im Cruisergewicht gewesen war, bestach nicht nur mit seinen boxerischen Mitteln und seiner Behendigkeit, sondern schickte Fury in der zweiten Runde sogar auf die Bretter und hätte fast durch K.o. gewonnen. Auch danach war die Gefahr noch nicht gebannt, da der Brite nach einem Volltreffer in der vierten Runde wiederum angeschlagen wirkte und sich durch Klammern aus der Affäre zog, worauf er im fünften Durchgang sogar wegen Haltens mit einem Punktabzug bestraft wurde.

Danach setzte der 2,06 m große und 20 kg schwerere Fury im Infight seine Masse ein und schwächte Cunningham, der unter dieser Last zusehends ermüdete. Dies erlaubte es dem Briten schließlich in der siebten Runde, mehrere Uppercuts durchzubringen und den Kontrahenten in den Seilen zu bearbeiten, bis dieser zu Boden ging und sich auszählen ließ, da er offenbar über keine Reserven mehr verfügte, um den Kampf fortzusetzen.

Auch David Haye ist Tyson Fury körperlich klar unterlegen, doch kann er eine enorme Schlagwirkung entfalten, die seinen Gegner in Birmingham vor große Probleme stellen dürfte. Daß Haye bei seiner Niederlage gegen Wladimir Klitschko nicht sonderlich gut aussah, ist insofern kein Vergleichsmaßstab, als Fury bislang weit davon entfernt ist, seine physischen Voraussetzungen ähnlich vorteilhaft zu seinen Gunsten aufzubieten wie der Ukrainer.

Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/haye-vs-fury-perfekt-erste-pressekonferenz-am-donnerstag-27586

[2] http://www.sport1.de/de/boxen/newspage_745698.html

11. Juli 2013