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MELDUNG/1165: Hungerkuren sind des Boxers ungeliebte Weggefährten (SB)




Dominik Britsch kehrt wieder ins Mittelgewicht zurück

Der 25 Jahre alte Dominik Britsch aus Neckarsulm steht beim Berliner Promoter Sauerland Event unter Vertrag und wird dort von Ulli Wegner trainiert, der das Talent seines Schützlings des öfteren positiv hervorgehoben hat. Da der nicht selten recht bärbeißig auftretende Trainer dafür bekannt ist, jeglichen Übermut seiner Boxer schon im Ansatz zu stutzen, darf man annehmen, daß ihm ein solches Lob weder leichtfertig, noch allein zu Werbezwecken über die Lippen kommt. Britsch wurde behutsam aufgebaut, indem man ihn Schritt für Schritt an anspruchsvollere Aufgaben heranführte.

So war er in 26 Profikämpfen ungeschlagen, als man ihn im Februar 2012 gegen den Spanier Roberto Santos um den EU-Titel im Mittelgewicht kämpfen ließ. Der Neckarsulmer wußte in der Anfangsphase zu überzeugen, dominierte seinen Gegner und schien auf einem guten Weg zu sein, den Sieg herauszuboxen. Mit steigender Rundenzahl schwand jedoch sein Angriffsdruck, so daß er den Spanier immer besser in den Kampf kommen ließ. Am Ende konnte Britsch froh sein, daß es noch zu einem Unentschieden gereicht hatte. Wie er hinterher berichtete, hätten ihn in der Schlußphase Beinkrämpfe und zuletzt auch noch eine Verletzung über dem rechten Auge beeinträchtigt.

Um diese Scharte auszuwetzen und sich den vakanten Titel im zweiten Anlauf doch noch zu sichern, wurde am 15. September in Bamberg eine Revanche angesetzt. Wie der Neckarsulmer im Vorfeld dieses Auftritts unterstrich, wolle er unter Beweis stellen, daß er zu einer weit besseren Leistung imstande sei. Wenngleich er nicht Zuflucht zu einer Ausrede nehmen wolle, hätten ihn im ersten Kampf gegen Santos die Krämpfe doch daran gehindert, sein Konzept umzusetzen. Da die Bilanz des Spaniers von 17 Siegen, sechs Niederlagen und zwei Unentschieden nicht gerade beeindruckend anmutete, ging man davon aus, daß Britsch sich diesmal gegen ihn durchsetzen würde.

Wie schon bei ihrer ersten Begegnung dominierte der Neckarsulmer zu Beginn und machte in einem abwechslungsreichen Gefecht bis in die siebte Runde hinein eine recht gute Figur. Santos konnte zwar dann und wann mit einzelnen Treffern Warnsignale setzen, unternahm aber insgesamt zu wenig, um das Heft in die Hand zu nehmen. Kurz vor Ende des siebten Durchgangs kam der Spanier jedoch mit einem gefährlichen rechten Haken durch und setzte sofort mit einem schmerzhaften Leberhaken nach, der Britsch zu Boden schickte. Dieser kam zwar wieder auf die Beine und überstand die verbliebenen Sekunden bis zur Pause, doch suchte der Spanier gleich zu Beginn der achten Runde die Entscheidung. Als der Neckarsulmer den Schlägen nichts mehr entgegenzusetzen hatte, nahm ihn Ringrichter Daniel Van de Wiele aus dem Kampf. So mußte sich Britsch durch technischen K.o. geschlagen geben und bezog damit die erste Niederlage seiner Profikarriere.

Nachdem das Jahr 2012 für Dominick Britsch so enttäuschend verlaufen war, sann man auf Abhilfe. Da er wie fast alle Boxer vor seinen Kämpfen diverse Pfunde abtrainieren und abhungern mußte, war nicht auszuschließen, daß ihn das Abkochen geschwächt und seine Möglichkeiten entscheidend beschnitten hatte. Daher versprach sich der Neckarsulmer von einem Aufstieg ins Supermittelgewicht eine günstigere Perspektive, da er für die Klasse bis 76,203 kg in der Vorbereitung weniger Gewicht reduzieren mußte. Am 2. Februar 2013 trat er im höheren Limit gegen den spanischen Rechtsausleger Luis Crespo an, der sich in Berlin nach Punkten geschlagen mußte.

Da sich der Wechsel ins Supermittelgewicht ausgezahlt zu haben schien, bereitete sich Britsch in der Erwartung auf seinen kommenden Auftritt vor, er werde am 14. September in Stuttgart wieder in seiner neuen Gewichtsklasse antreten. Eingedenk seiner Probleme im vergangenen Jahr fing er diesmal sehr früh an, auf seine Ernährung zu achten und verzichtete komplett auf Süßigkeiten und weitgehend auf Kohlehydrate. Als er dann in der letzten Woche wieder im Berliner Max-Schmeling-Gym in das spezielle Grundlagentraining eingestiegen sei, habe er bereits im Limit des Supermittelgewichts gelegen, so der 25jährige. Da er durch das harte Training in den nächsten Wochen weiter Gewicht verlieren werde, sei klar, daß er ins Mittelgewicht zurückkehren wolle.

Diese Entscheidung macht Sinn, da er als Aufsteiger ins höhere Limit wahrscheinlich Probleme mit Gegnern bekommen hätte, deren angestammte Gewichtsklasse das Supermittelgewicht ist. Arthur Abraham kann ein Lied davon singen, der als langjähriger IBF-Weltmeister im Mittelgewicht wegen seiner Schlagwirkung gefürchtet war, mit der er jeden Kampf drehen konnte. Als er wegen wachsender Gewichtsprobleme sein Heil im höheren Limit suchte, nahm das Verhängnis bekanntlich seinen Lauf. Auch der Berliner trug sich mit dem Gedanken, wieder ins Mittelgewicht zurückzukehren, doch hätte er dafür inzwischen so viel Gewicht reduzieren müssen, daß die damit verbundene Schwächung zu gravierend gewesen wäre. Solange es Dominick Britsch möglich ist, ohne konditionelle Einbußen im Mittelgewicht anzutreten, ist er sicher gut beraten, sich dort seine Gegner zu suchen. Wer das am 14. September sein wird, ist noch ungewiß, doch teilte Sauerland-Sportdirektor Hagen Doering mit, daß man bereits mit potentiellen Kandidaten im Gespräch sei. [1]

Fußnote:

[1] http://www.boxen.de/news/britsch-wechselt-zurueck-ins-mittelgewicht-28101

4. August 2013