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MELDUNG/1279: Vitali Klitschko ist nicht länger WBC-Weltmeister (SB)




Der Verband ernennt ihn erneut zum Champion Emeritus

Vitali Klitschko ist nicht länger WBC-Weltmeister im Schwergewicht. Da der letzte Kampf des 42jährigen Ukrainers bereits über 15 Monate zurückliegt, aufgrund des politischen Engagements in seiner Heimat jedoch derzeit keine Rückkehr in den Ring möglich ist, hat ihm der in Mexiko ansässige Verband den Status des Champion Emeritus zuerkannt. Dieser behält ihm das Recht vor, den amtierenden Weltmeister herauszufordern, wie er es 2008 nach vier Jahren Pause schon einmal gemacht hat. Wer um den vakanten WBC-Titel boxen wird, ist derzeit noch nicht ganz klar. Am wahrscheinlichsten ist ein Kampf zwischen dem kanadischen Pflichtherausforderer Bermane Stiverne und Chris Arreola oder Deontay Wilder aus den USA. Denkbar wäre aber auch eine Ansetzung zwischen Stiverne und Wladimir Klitschko, der die übrigen drei maßgeblichen Titel hält. Als sicher gilt, daß der jüngere Klitschko versuchen wird, alle vier bedeutenden Gürtel im Schwergewicht zusammenzuführen. Er ist bereits Superchampion der WBA und WBO sowie Weltmeister der IBF und der kleineren IBO.

Wie Vitali Klitschko in einer Stellungnahme erklärte, danke er dem WBC und dessen Präsidenten Don Jose Sulaiman für ihre Unterstützung beim Kampf für Demokratie und Freiheit in seinem Heimatland Ukraine. Es sei ihm eine große Ehre gewesen, den WBC-Titel zu tragen, und er habe es immer mit Stolz getan. Das Angebot des Verbands eröffne ihm die theoretische Möglichkeit, in den Ring zurückzukehren, was er sich nach aktuellem Stand jedoch überhaupt nicht vorstellen könne. Seine Konzentration gelte der Politik in der Ukraine, da er spüre, daß ihn die Menschen dort brauchen. Für weitere sportliche Erfolge werde sein Bruder Wladimir sorgen, den er dabei genauso unterstützen wolle, wie Wladimir ihm derzeit beim politischen Kampf zur Seite stehe. [1]

Der promovierte Sportwissenschaftler Klitschko war seit 2004 WBC-Weltmeister. Wegen einer schweren Verletzung konnte er 2005 nicht zur Titelverteidigung antreten und wurde damals zum Champion Emeritus ernannt. Später beendete er vorerst seine Karriere, worauf er 2008 in den Ring zurückkehrte. Gleich im ersten Kampf gegen den Nigerianer Samuel Peter holte er sich damals den Titel zurück. Bei seinem letzten Auftritt im Ring hatte Vitali Klitschko den Gürtel am 8. September 2012 in Moskau erfolgreich gegen den bis dahin ungeschlagenen Kölner Manuel Charr verteidigt, der durch technischen K.o. in der vierten Runde unterlag. Von 47 Auftritten hat Klitschko 45 gewonnen, davon 41 vorzeitig. Geschlagen geben mußte er sich lediglich dem US-Amerikaner Chris Byrd wegen einer schweren Schulterverletzung und dem Briten Lennox Lewis, der ihn durch Abbruch besiegte. [2]

Normalerweise muß ein Weltmeister pro Jahr eine Pflichtverteidigung bestreiten. Klitschkos letzte Pflichtverteidigung war jene am 10. September 2011 gegen den Polen Tomasz Adamek. Als er im Herbst 2012 gegen Bermane Stiverne antreten sollte, machte er eine Verletzung an der Hand geltend und suchte WBC-Präsident Sulaiman persönlich in Mexiko-Stadt auf. Dieser gewährte ihm daraufhin einen Aufschub bis März oder April 2014. Zuletzt hatte die Verbandsführung des WBC Klitschko eine Frist für die Bekanntgabe eines Termins seiner anstehenden Pflichtverteidigung gesetzt, die inzwischen abgelaufen war.

Die Brüder Klitschko gehörten bereits 2004 zu den Protagonisten der von westlichen Kräften gesteuerten und geförderten Orangenen Revolution in der Ukraine. Von den an die Macht gekommenen prowestlichen Führern enttäuscht, ging der politisch ambitionierte Vitali Klitschko zunehmend eigene Wege, ohne von seiner ausprägten Westorientierung und dem Glauben an deren Segnungen abzurücken. Er hat seit 2006 ein Abgeordnetenmandat in Kiew inne und belegte bei den Bürgermeisterwahlen in seiner Heimatstadt 2008 den dritten Platz.

Im April 2010 hob er auf einem Gründungsparteitag die Ukrainische Demokratische Allianz für Reformen (UDAR) aus der Taufe, zu deren Vorsitzenden er sich wählen ließ. Das Wort "Udar" kann man als Schlag oder auch Fausthieb übersetzen, womit der Boxweltmeister auch im Parteinamen seine Popularität als Sportler mit seinen politischen Karriereplänen verschmolz. Erklärtes Ziel der Partei sei es, junge, aktive und erfolgreiche Menschen zu vereinen, so der millionenschwere Champion damals. Derzeit ist der 42jährige als Vorsitzender und Präsidentschaftskandidat seiner Partei in vorderster Front an den Demonstrationen von Kiew beteiligt und wird nicht zuletzt in den westlichen Medien als maßgeblicher Oppositionsführer hofiert.


Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/wbc-titel-im-schwergewicht-ab-sofort-vakant-klitschko-zum-champion-emeritus-ernannt-30592

[2] http://www.tt.com/sport/sportreport/7633718-91/klitschko-gibt-box-wm-titel-frei-konzentration-gilt-der-politik.csp

18. Dezember 2013