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MELDUNG/1310: Kräftemessen in Montreal endet mit Jean Pascals Sieg (SB)




Lucian Bute muß sich klar nach Punkten geschlagen geben

In Montreal ist ein Kampf zweier ehemaliger Weltmeister über die Bühne gegangen, der schon vorab zu einem der Höhepunkte des Boxjahres 2014 in Kanada erklärt worden war. Der gebürtige Rumäne Lucian Bute war früher IBF-Champion im Supermittelgewicht, bis er seinen Titel an den Briten Carl Froch verlor. Danach hatte er erst einen Aufbaukampf bestritten, dabei nicht überzeugt und seither über ein Jahr nicht mehr im Ring gestanden. Während Bute 31 Auftritte gewonnen und einen verloren hatte, standen für seinen Gegner Jean Pascal 28 Siege, zwei Niederlagen sowie ein Unentschieden zu Buche.

Obgleich Bute angekündigt hatte, er werde seinen Gegner mit einer hohen Schlagfrequenz beschäftigen und in die Enge treiben, machte Pascal beim vorsichtigen Auftakt die bessere Figur. Er ging aktiver zu Werke und brachte im zweiten Durchgang eine Serie von Treffern ins Ziel, die seinen Gegner zu irritieren schien. Erst in der dritten Runde kam Bute mehrmals mit seiner linken Schlaghand zum Zuge, doch boxte er nach wie vor zu zögerlich. Jean Pascal, der für eine träge Kampfesweise bekannt ist, drückte zwar ebenfalls nicht aufs Tempo, brachte aber dann und wann eine Kombination durch, während Konter von seiten Butes Mangelware blieben.

Im fünften Durchgang setzte sich Bute endlich etwas besser in Szene, doch ließ er dieser Offensive in den folgenden beiden Runden keine energischen Angriffe folgen, so daß Pascal den souveräneren Eindruck machte. Als Bute in Runde acht plötzlich zu Boden gehen mußte, wurde diese Aktion nicht als Niederschlag gewertet, da ihm der Gegner ein Bein gestellt hatte. Pascal setzte jedoch mit mehreren gefährlichen Treffern nach und baute damit seinen Vorsprung auf den Zetteln der Punktrichter aus.

Im zehnten Durchgang trug Bute durch einen Zusammenstoß eine Rißwunde an der Stirn davon, während sein linkes Auge immer mehr zuschwoll. In der folgenden Runde gab er seine Vorsicht zeitweise auf und kam sehr viel besser in den Kampf, bis sich Pascal mit einigen schweren Treffern revanchierte. In der zwölften Runde wurde es dann noch einmal spannend, da Bute endlich alles auf eine Karte setzte und seinen Gegner an den Seilen mit wuchtigen Kombinationen traktierte. Pascal wirkte angeschlagen, rettete sich aber über die verbliebene Zeit und konnte sich eines klaren und verdienten Punktsiegs erfreuen (116:112, 117:110, 117:111).

Jean Pascal wurde für diesen Erfolg mit dem diamantenen Gürtel des WBC belohnt, der allerdings keine nennenswerte praktische Bedeutung hat. Dank der Schlußoffensive rettete Bute seinen guten Ruf als kanadischer Publikumsliebling und darf auf eine mögliche Revanche hoffen, die andernfalls wohl kein Thema mehr wäre. Er verlieh seiner Enttäuschung Ausdruck, trotz guter Vorbereitung mit seiner Taktik nicht zum Zuge gekommen zu sein. Erst in der letzten Runde habe er so geboxt, wie man das von ihm kenne. Er hoffe sehr, in einem Rückkampf beweisen zu können, daß er unter Wert geschlagen worden sei. Jean Pascal, der seiner Favoritenrolle gerecht geworden war, erklärte im Interview, er habe Bute fünf Jahre gejagt, um zu zeigen, wer der Beste in der Stadt ist. [1]

*

Carlos Takam erzwingt überraschendes Unentschieden gegen Mike Perez

Im Vorprogramm des Duells zwischen Jean Pascal und Lucian Bute traf der Franzose Carlos Takam im Schwergewicht auf den in 20 Kämpfen ungeschlagenen Kubaner Mike Perez. Takam mochte mit einer Bilanz von 29 Siegen und einer Niederlage zwar wie der erfahrenere Boxer wirken, doch galt Perez nach seinem überzeugenden Auftritt gegen Magomed Abdusalamow als klarer Favorit. Während der Kubaner damals von Beginn an in die Offensive gegangen war, hielt er sich diesmal geraume Zeit zurück und gab aus der Distanz den Ton an. Takam war auf der Hut, kämpfte im Rückwärtsgang und überstürzte nichts.

Nach einem Zusammenstoß im dritten Durchgang war der Kubaner von einer tiefen Rißwunde über dem rechten Auge gezeichnet, doch gelang es seinen Betreuern, die Blutung zu stoppen. Takam sah seinen Gegner verunsichert, gewann an Selbstvertrauen und erhöhte allmählich das Tempo, wobei er insbesondere seine Stärke im Infight ausspielte. So wendete sich langsam das Blatt, da der Kubaner zunehmend klare Treffer einstecken mußte und die Initiative verlor.

Runde für Runde kam der Franzose immer stärker auf und brachte vor allem schwere Körpertreffer ins Ziel. Perez hielt zwar dagegen, konnte jedoch bis zum Schluß nie mehr die Oberhand gewinnen, worauf er schließlich gerade noch mit einem Unentschieden davonkam (96:94, 95:95, 95:95). Den moralischen Sieg hatte zweifelsfrei Carlos Takam davongetragen, der als klarer Außenseiter angetreten war, aber dank einer überzeugenden Leistung seinen internationalen Durchbruch geschafft haben dürfte. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/pascal-gewinnt-kanadischen-superfight-gegen-bute-klar-nach-punkten-31121

[2] http://www.boxen.de/news/perez-mit-gluecklichem-unentschieden-gegen-starken-takam-31119

20. Januar 2014