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MELDUNG/1334: Wer im Glashaus sitzt ... (SB)




Tyson Fury stänkert gegen Tomasz Adamek

Der ungeschlagene britische Schwergewichtler Tyson Fury hat am Wochenende vorzeitig gegen den als Ersatzmann verpflichteten US-Amerikaner Joey Abell gewonnen, dabei aber körperlich und boxerisch keinen guten Eindruck hinterlassen. Wie sein Onkel und Trainer Peter Fury einräumte, habe sein Schützling in der langen Pause seit dem letzten Kampf viel Gewicht zugelegt und brauche wohl noch einige Wochen, um sich wieder in Bestform zu bringen.

Obgleich der 2,06 m große Brite also gut daran täte, stillschweigend Gras über diese Episode wachsen zu lassen, äußerte er sich gleich darauf abfällig über Tomasz Adamek. Fury will vor dem geplanten Rückkampf gegen seinen Landsmann Dereck Chisora, der im Sommer über die Bühne gehen soll, bereits im April wieder in den Ring steigen und hat für diesen Auftritt den Polen ins Auge gefaßt. Er wünsche sich einen leichten Gegner, der nicht besonders gut ist, so wie Tomasz Adamek, sagte der Brite in einem Interview nach seinem vorzeitigen Sieg am Samstag.

Die Antwort Adameks, der am 15. März gegen den ungeschlagenen Ukrainer Viatscheslaw Glatskow kämpft, ließ nicht lange auf sich warten. "Tyson wer? Fury ist ein Amateur", erwiderte der ehemalige Weltmeister in zwei Gewichtsklassen. Der Brite sei gegen Steve Cunningham wie ein Sack umgefallen. Mehr gebe es dazu nicht zu sagen, so der in New Jersey lebende Pole. Tomasz Adamek erinnerte damit an Furys Debüt in den USA, bei dem er im April letzten Jahres beinahe von dem wesentlich kleineren und leichteren Cunningham vorzeitig besiegt worden wäre. [1]

*

Trainer Paddy Fitzgerald zu den Motiven Carl Frochs

Der Trainer des britischen Supermittelgewichtlers George Groves, Paddy Fitzgerald, ist der Auffassung, daß Carl Froch einer Revanche nicht freiwillig zugestimmt hätte. Froch habe vor dem ersten Aufeinandertreffen der beiden offenbar gedacht, daß der Herausforderer noch nicht bereit für ihn sei. Wenngleich nicht auszuschließen sei, daß der Weltmeister nach zwölf Runden doch besser ausgesehen hätte, werde beim zweiten Mal ohnehin alles anders sein. Carl müsse jedenfalls einen Rückkampf austragen, den weder er noch sein Trainer gewünscht hätten, so Fitzgerald. [2]

Am 23. November 2013 hatte Carl Froch die Titel der WBA und IBF im Supermittelgewicht gegen den ungeschlagenen Herausforderer George Groves verteidigt. Während für den Weltmeister zuvor 31 Siege und zwei Niederlagen zu Buche standen, hatte sein Gegner in 19 Auftritten die Oberhand behalten. Im Vorfeld dieser Begegnung hielt der 35jährige Champion nicht mit seiner Auffassung hinter dem Berg, daß dieser Kampf für seinen zehn Jahre jüngeren Kontrahenten zu früh komme. Vergleiche man beiderseits das Niveau der bislang ausgetragenen Kämpfe, werde deutlich, daß es Groves an Erfahrung mit erstklassigen Gegnern fehle.

George Groves ließ sich jedoch von solchen Anwürfen nicht ins Bockshorn jagen und erklärte selbstbewußt, Carl Froch habe ein Riesenproblem zu bewältigen. Zwar habe er lange auf hohem Level geboxt und sei ein guter Botschafter des britischen Boxens gewesen, doch neige sich seine Ära ihrem Ende entgegen. Die Unterstellung, er selbst habe noch nie gegen gute Leute geboxt, entbehre jeder Grundlage, so Groves. Schließlich sei er die Nummer eins bei den Verbänden WBC und WBO sowie der Zweitplazierte der WBA.

Als die beiden einander im Ring gegenüberstanden, war der Herausforderer nahe daran, den Champion zu stürzen. Nachdem Froch bereits in der ersten Runde zu Boden gegangen war, behielt Groves auch in der Folge die Oberhand und baute seinen Vorsprung auf den Zetteln der Punktrichter aus. Erst in den späteren Runden konnte der Titelverteidiger seinen Gegner in Bedrängnis bringen. Der Abbruch in der neunten Runde kam dann so schnell, daß Groves daraufhin Protest einlegte. Diesem wurde schließlich von der IBF stattgegeben, die einen Rückkampf anordnete.

So gesehen ist Fitzgeralds Aussage nicht aus der Luft gegriffen, daß Froch eher zu der Revanche gedrängt werden mußte, als daß er sie bereitwillig gewährt hätte. Allerdings muß man auch wissen, daß zwischen den beiden Boxern persönliche Animositäten herrschen, die über das übliche Konkurrenzgeplänkel hinausgehen. Der Champion hätte es offenbar vorgezogen, einen spektakulären Kampf in den USA zu bestreiten. Sein Promoter Eddie Hearn verhandelte mit mehreren namhaften Kandidaten, darunter auch Julio Cesar Chavez, ohne daß es zu einem Vertragsschluß gekommen wäre. Zugleich warb Hearn für die Revanche zwischen Froch und Groves, mit der er ein großes Stadion in London oder Nottingham zu füllen hofft. Für den britischen Promoter dürfte ein heimisches Duell ohnehin die günstigere Wahl sein, verspricht es doch weitgehendere Zugriffsmöglichkeiten und mithin höhere Einkünfte als ein Geschäft mit der Konkurrenz in den USA.


Fußnoten:

[1] http://www.boxen-heute.de/artikel/5462-fury-auf-gegnersuche-fuer-aprilich-will-einen-leichten-gegner-wie-adamek.html

[2] http://www.boxen.de/news/groves-coach-froch-will-diesen-kampf-nicht-31546

17. Februar 2014