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MELDUNG/1375: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste (SB)




Sorgfältige Auswahl der Punktrichter beim Kampf zwischen Bradley und Pacquiao

Da die Wertung im ersten Kampf zwischen Manny Pacquiao und Timothy Bradley so umstritten war, daß viele Experten von einem Fehlurteil zu Lasten des Philippiners sprachen, legt man vor der Revanche dieser beiden Boxer großen Wert auf eine sorgfältige Auswahl der Punktrichter. Wie die Nevada State Athletic Commission mitgeteilt hat, seien die Offiziellen für den Rückkampf am 12. April zur Zufriedenheit beider Teams benannt worden. Wenn der US-Amerikaner den Titel der WBO im Weltergewicht gegen seinen Vorgänger in Las Vegas verteidigt, werden Michael Pernick (USA), John Keane (Großbritannien) und Glen Trowbridge (USA) über die Leistung der Kontrahenten befinden, sofern das Duell über volle zwölf Runden geht.

Wie dabei insbesondere hervorzuheben ist, hat bislang keiner der drei benannten Punktrichter einen Kampf Timothy Bradleys gewertet. Referee Kenny Bayless hat bereits sechs Kämpfe Pacquiaos geleitet, trifft aber ebenfalls zum ersten Mal mit Bradley zusammen.

Michael Pernick war bereits bei Pacquiaos letztem Kampf gegen Brandon Rios, bei dem es keinen Zweifel am Sieg des Philippiners gab, mit von der Partie. Darüber hinaus war der US-Amerikaner auch bei Pacquiaos Sieg gegen Ricky Hatton im Einsatz, der aber bekanntlich vorzeitig erfolgte.

John Keane war einer der drei Punktrichter bei Pacquiaos Niederlage gegen Juan Manuel Marquez und hatte, wie seine Kollegen, Pacquiao zum Zeitpunkt des überraschenden Knockouts knapp mit 47:46 in Führung notiert.

Glen Trowbridge hat bereits bei fünf Auftritten Pacquiaos gepunktet, darunter dem etwas umstrittenen 116:112 im dritten Kampf gegen Marquez. Die restlichen Kämpfe waren entweder leicht zu punkten oder endeten vorzeitig. [1]

Timothy Bradley, der in 31 Kämpfen ungeschlagen ist, steigt zwar als amtierender Weltmeister in den Ring, doch gilt er nicht als Favorit. Manny Pacquiao, für den 55 Siege, fünf Niederlagen und zwei Unentschieden zu Buche stehen, hat angesichts des Titelverlusts an den US-Amerikaner - noch dazu unter höchst fragwürdigen Umständen - eine Rechnung zu begleichen. Da diesmal die Wertung der Punktrichter mit Argusaugen beobachtet wird, muß Bradley ohne fremde Hilfe auskommen. Daß er sich inzwischen signifikant verbessert hat und den Philippiner allein mit eigenen Mitteln in die Schranken weisen kann, bedarf jedenfalls noch eines Beweises.

Beim ersten Aufeinandertreffen der Kontrahenten im Juni 2012 mußte Manny Pacquiao, der bereits Weltmeister in acht Gewichtsklassen war, seine erste Niederlage seit sieben Jahren und nach 15 gewonnenen Kämpfen in Folge hinnehmen. Wie kraß das damalige Fehlurteil war, belegte auch die Statistik des übertragenden Fernsehsenders HBO, der zufolge der Philippiner insgesamt 253 Schläge und damit fast 100 mehr als Bradley ins Ziel gebracht hatte, wobei seinen 190 gefährlichen Treffern nur 109 des US-Amerikaners gegenüberstanden. Der erfahrene ehemalige Punktrichter Harold Lederman hatte als Experte des Senders den Kampf inoffiziell 119:109 für Pacquiao gewertet. Dennoch sahen zwei Punktrichter den Herausforderer mit 115:113 in Führung, während der dritte mit 115:113 für Pacquiao gestimmt hatte.

Pacquiao sagte damals in einer ersten Stellungnahme, er sei überzeugt gewesen, bei allen Punktrichtern gewonnen zu haben. Er könne sich nicht erinnern, auch nur von einem einzigen harten Schlag getroffen worden zu sein, und halte sich nach wie vor für den eigentlichen Sieger dieses Kampfs. Sein Trainer Freddie Roach sprach entrüstet von einem klaren Fehlurteil, da er seinen Boxer mit 10:2 Runden vorne gesehen habe. Selbst Timothy Bradley schien zunächst nicht recht zu wissen, wie ihm geschah. Er habe alles versucht, diesen Gegner jedoch nicht besiegen können, räumte er in seiner ersten spontanen Einschätzung im Grunde eine Niederlage ein.

Erst einige Zeit später behauptete er dann, Pacquiao sei nicht so gut gewesen, wie alle behaupteten. Daß Bradley in der Folge wenig Einsicht zeigte und darauf beharrte, zu Recht gewonnen zu haben, schadete seinem Ruf noch mehr als der unverdiente Sieg über Pacquiao, um den sich sogleich alle erdenklichen Spekulationen um mögliche Intrigen rankten. Das tobende Publikum machte damals seiner Empörung lautstark Luft, und Promoter Bob Arum kündigte unverzüglich eine Revanche an, die nun endlich über die Bühne gehen soll.


Fußnote:

[1] http://www.boxen-heute.de/artikel/5743-rueckkampf-zwischen-pacquiao-und-bradleybeide-teams-mit-offiziellen-einverstanden.html

4. April 2014