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MELDUNG/1414: K2-Promoter Tom Loeffler schmiedet Zukunftspläne (SB)




Gennadi Golowkins nächster Wunschgegner bleibt Daniel Geale

Im Frühjahr mußte Gennadi Golowkin wegen eines Todesfalls in seiner Familie die sportliche Karriere vorübergehend zurückstellen. Der in Stuttgart lebende Kasache sagte die für den 26. April im Madison Square Garden geplante Titelverteidigung gegen Andy Lee ab, da sein Vater Gennadi Iwanowitsch Golowkin am 18. Februar an einem Herzinfarkt verstorben war. Der Tradition gemäß folgte eine 40tägige Trauerzeit, so daß die Vorbereitungen auf den anstehenden Kampf abgebrochen wurden. Nach dem Tod seiner beiden älteren Brüder und nun auch des Vaters ist Golowkin fortan das Familienoberhaupt, womit besondere Verpflichtungen verbunden sind.

Inzwischen hat der Weltmeister der Verbände WBA und IBO im Mittelgewicht die Planungen für seinen nächsten Kampf wieder aufgenommen. Wie sein Promoter Tom Löffler (K2) vor versammelter Presse im kalifornischen Inglewood eröffnete, suche man für den geplanten Auftritt am 26. Juli im Madison Square Garden einen Gegner. Am liebsten würde man den Australier Daniel Geale als Herausforderer annehmen und dieses Duell nicht wie bei früheren Auftritten im 5000 Besucher fassenden Madison Square Garden Theater, sondern auf der größeren Bühne präsentieren, die bis zu 20.000 Zuschauern Platz bietet. Gelänge es, den Schwergewichtskampf zwischen Mike Perez und Bryant Jennings als zweite Attraktion auf die Beine zu stellen, könnte man die Arena sicherlich füllen, so Löffler im Interview. [1]

Perez und Jennings kämpfen um das Vorrecht, als nächster Pflichtherausforderer nach Deontay Wilder beim Verband WBC den amtierenden Weltmeister herauszufordern. Der Kampf sollte am 24. Mai ausgetragen werden, mußte jedoch wegen einer Trainingsverletzung des Kubaners abgesagt werden. Die beiden Boxer sind bislang ungeschlagen: Während Mike Perez 20 Auftritte gewonnen und einmal unentschieden geboxt hat, konnte Bryant Jennings 18 Gegnern das Nachsehen geben.

Einen Strich durch die Rechnung Golowkins und Loefflers könnte der Weltverband WBA machen, der vor einer Woche den ebenfalls aus Australien stammenden Jarrod Fletcher als Pflichtherausforderer benannt hat. Dieser wird wesentlich schwächer als Daniel Geale eingeschätzt und ist dem US-Publikum nahezu unbekannt, was die Absicht im Lager des Champions erklärt, der Aufforderung des Verbands nicht nachzukommen. Wie Tom Löffler berichtete, habe er ein entsprechendes Ersuchen bei der WBA eingereicht, um sicherzustellen, daß Geale als nächster Gegner akzeptiert wird. Dieser habe bereits auf HBO gekämpft und wäre als zweimaliger Titelträger ein würdiger Gegner. Die Entscheidung des Verbands wird in wenigen Tagen erwartet.

Der 33jährige Daniel Geale ist auch in Deutschland kein Unbekannter. Im Jahr 2011 nahm er dem Greifswalder Sebastian Sylvester den IBF-Titel ab. Bei seinem nächsten Auftritt auf deutschem Boden besiegte er 2012 in Oberhausen auch Felix Sturm, den er damit als Superchampion der WBA ablöste. Von diesem Verband aufgefordert, den Titel gegen den regulären Weltmeister Gennadi Golowkin zu verteidigen, ging der Australier dieser Gefahr aus dem Weg und gab den Gürtel zurück. Während die WBA daraufhin den Kasachen zu ihrem alleinigen Champion im Mittelgewicht ernannte, zog Geale einen finanziell lukrativen Kampf gegen seinen Landsmann Anthony Mundine in Australien vor. Gegen Mundine hatte er seine bis dahin einzige Niederlage bezogen, für die er sich nun mit einem Punktsieg revanchierte.

Daniel Geale war nach wie vor IBF-Weltmeister, verlor diesen Titel jedoch bereits in seinem nächsten Kampf gegen den Briten Darren Barker. Dieser trat für viel Geld in Deutschland gegen Felix Sturm an, dem er nicht zuletzt wegen einer Hüftverletzung bereits in der zweiten Runde unterlag. Während der Kölner seither den IBF-Titel in seinem Besitz hat, versuchte Geale, sich für einen erneuten Kampf um die Weltmeisterschaft zu empfehlen. Im Februar besiegte er in Sydney seinen Landsmann Garth Wood in der sechsten Runde und ließ alle Zweifler verstummen, die ihn bereits auf dem absteigenden Ast seiner Karriere wähnten.

Für den Australier, der 30 Kämpfe gewonnen und zwei verloren hat, steht schon seit längerem ein Kampf gegen Golowkin im Raum. Die Promoter K2 und Gary Shaw hatten sich bereits geeinigt, doch paßte der geplante Termin am 26. April nicht in das Konzept des beteiligten australischen Senders, der das Duell im Bezahlfernsehen ausstrahlen wollte. Nun versuchen die beiden Promoter abermals, einen gemeinsamen Nenner zu finden.

Zwischenzeitlich hatte Tom Loeffler mit Julio Cesar Chavez über einen Kampf gegen Golowkin am 19. Juli in Los Angeles verhandelt. Der Mexikaner machte jedoch nach allerlei Vorwänden schließlich einen Rückzieher, den sein ungehaltener Promoter Bob Arum als die dümmste Entscheidung, die je ein Boxer seines Stalls getroffen habe, kritisierte. Gennadi Golowkin, der in 29 Profikämpfen ungeschlagen ist, hat 26 Gegner vorzeitig besiegt und bereits 16 Kontrahenten in Folge vorzeitig in die Kabine geschickt. Diese Überlegenheit des Kasachen erklärt, warum sich Titelträger und namhafte Rivalen scheuen, mit ihm in den Ring zu steigen.

Da Loeffler mit weiteren Widrigkeiten rechnen muß, die seine Pläne durchkreuzen, hat er das Spektrum möglicher Gegner weit aufgefächert. Das Hauptaugenmerk liege auf einer Titelvereinigung im Mittelgewicht, bei der der Gewinner des Kampfs zwischen WBC-Weltmeister Sergio Martinez und Miguel Cotto am 7. Juni im Madison Square Garden der Wunschgegner sei. Als Alternative habe man aber auch den WBO-Champion Peter Quillin auf dem Radar. Den IBF-Weltmeister Felix Sturm erwähnt Loeffler gar nicht erst, da er offenbar nicht davon ausgeht, daß sich der Kölner doch noch an Golowkin herantraut.

Außerdem sehe man sich auch im Supermittelgewicht um. Dort wäre der Sieger des Revanche zwischen Carl Froch und Georges Groves am 31. Mai im Londoner Wembley-Stadion ebenso eine Option wie ein Kampf gegen den dänischen Exweltmeister Mikkel Kessler. Als dritten Termin für 2014 habe er den Oktober oder November vorgemerkt, so Loeffler, wobei alle weiteren Planungen natürlich vom Ausgang des Kampfs am 26. Juli abhingen.


Fußnote:

[1] http://www.boxen-heute.de/artikel/5979-champion-vs-ex-championgolovkin-will-geale-in-new-york.html

23. Mai 2014