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MELDUNG/1490: Viele Füchse meiden die Trauben Golowkins (SB)




Verband WBC überrascht mit frischem Wind

Wie inzwischen offiziell bestätigt worden ist, verteidigt Gennadi Golowkin den Titel des Superchampions der WBA im Mittelgewicht am 18. Oktober im kalifornischen Carson gegen Marco Antonio Rubio. Das Duell wird von K2 Promotions, GGG Promotions und Promociones Del Pueblo als Hauptkampf der "Mexican-Style"-Veranstaltung präsentiert und vom Sender HBO übertragen. Tom Löffler (K2) kündigt das Debüt des Kasachen an der Westküste an, dessen Popularität in jüngerer Zeit enorm gestiegen sei. Mit Rubio trete ein durchsetzungsfähiger Kontrahent gegen ihn an, so daß ein sehr unterhaltsamer Kampf in Aussicht stehe. Der Herausforderer werde sein Bestes geben, weckt auch Oswaldo Kuchle (PDP) Erwartungen, man werde einen beeindruckenden Auftritt beider Boxer erleben. [1]

Während der Kasache in 30 Kämpfen ungeschlagen ist, die er seit mehreren Jahren ohne Unterbrechung vorzeitig gewonnen hat, kann der Interimsweltmeister des WBC mit 59 Siegen, sechs Niederlagen sowie einem Unentschieden aufwarten. Für Golowkin ist es bereits die elfte Titelverteidigung, wobei er sich zuletzt in der dritten Runde gegen den ehemaligen Weltmeister Daniel Geale durchgesetzt hat. Mit insgesamt 27 vorzeitig gewonnenen Auftritten in 30 Kämpfen kommt er auf eine K.o.-Quote von 90,0 Prozent, die beste der aktiven Weltmeister aller Gewichtsklassen.

Der 34jährige Mexikaner hat 2009 gegen Kelly Pavlik und 2012 gegen Julio Chavez jun. um die Weltmeisterschaft gekämpft, in beiden Fällen jedoch den kürzeren gezogen. Seit seiner letzten Titelchance hat er sechs Kämpfe bestritten und gewonnen, wobei er nur einmal über die volle Distanz gehen mußte. Dank eines vorzeitigen Erfolgs gegen Domenico Spada sicherte sich Rubio im April den Rang des Interimschampions beim Verband WBC. Mit Blick auf das Duell mit Golowkin verlieh der Mexikaner seiner Freude Ausdruck, endlich wieder um einen Titel zu kämpfen. Er habe sich stets den größten Herausforderungen gestellt und stehe nun vor der schwersten Aufgabe seiner gesamten Karriere. Die Zuschauer erwarte eine wahre Schlacht, die er dem Kasachen liefern werde. [2]

Unter "mexikanischem Stil" versteht man die Kampfesweise, beständigen Druck auszuüben und dabei häufig zum Körper zu schlagen. Golowkins langjähriger Trainer Abel Sanchez, mit dem er sich in Big Bear vorbereitet, hat den Kasachen auf diesen Stil umgestellt und ihn dadurch wesentlich gefährlicher gemacht. Pflegte Golowkin zuvor zumeist auf der Außenbahn zu schlagen, so treibt er nun seine Gegner auch mit Körpertreffern vor sich her und zermürbt sie zunehmend, bis sie seinen Angriffen zum Opfer fallen. In Südkalifornien auf diese Weise zu boxen, könnte dem Superchampion die Tür zur hispanischen Fangemeinde und damit dem Einstieg ins Bezahlfernsehen weit aufstoßen.

Golowkins größtes Problem sind seit geraumer Zeit weniger seine Gegner, als vielmehr die namhaften Rivalen, die ihm fortgesetzt aus dem Weg gehen. Natürlich gibt niemand zu, daß er Angst vor dem Kasachen hat, weshalb stets vorgehalten wird, dieser sei einfach noch nicht bekannt genug, um beim US-Publikum große Umsätze zu generieren. Golowkins Promoter Oleg Hermann zeigt sich offen für Verhandlungen über einen Kampf gegen einen Boxer der Golden Boy Promotions. Wenngleich der Kasache exklusiv auf HBO zu sehen ist, während Golden Boy zumeist mit Showtime zusammenarbeitet, deuten in jüngster Zeit Signale eine mögliche Kooperation der Golden Boy Promotions auch mit HBO an.

Sollte es dazu kommen, könnte sich Golowkin mit dem in 31 Kämpfen ungeschlagenen WBO-Weltmeister Peter Quillin messen, der sich allerdings zunächst am 8. November gegen den in 24 Auftritten unbesiegten Matt Korobow durchsetzen müßte. Hermann hätte gegen einen Erfolg Korobows nichts einzuwenden, da Quillin sich seines Erachtens unter allerlei Ausreden vor Golowkin drückt. Man würde sehr gern gegen Peter Quillin oder Saul Alvarez kämpfen, die bei Golden Boy unter Vertrag stehen. Vielleicht komme es ja tatsächlich zu einer Annäherung, die die aktuelle Spaltung der Branche beendet. Auch WBC-Weltmeister Miguel Cotto wäre eine Option, doch rechne er damit, daß dessen Team inakzeptable Bedingungen stellen wird, so Oleg Hermann. [3]

Unterdessen hat die Führungsetage des WBC für frischen Wind gesorgt und angeordnet, daß Miguel Cotto seinen Titel gegen den Sieger des Kampfs zwischen Golowkin und Rubio zu verteidigen hat. Diese Entscheidung entspricht den Statuten des Verbands, da der Mexikaner als Interimsweltmeister Anspruch auf ein solches Duell hat. Cottos Trainer Freddie Roach hat sich Golowkins letzten Sieg vor Ort angesehen und hinterher beeindruckt gezeigt. Seither ist aus dem Team des Puertoricaners allenfalls die Standardausflucht zu hören, dem Kasachen fehle der Bekanntheitsgrad, so daß er als Kandidat für Miguel Cotto nicht in Frage komme. [4]

Statt dessen will man im Frühjahr gegen Saul "Canelo" Alvarez kämpfen und dabei große Kasse machen, was verständlich ist. Freddie Roach zählt zu den Besten seines Fachs und weiß nur zu gut, daß Cotto gegen Golowkin untergehen würde, den Mexikaner jedoch schlagen könnte. Das WBC hat die Pläne des Puertoricaners insofern durchkreuzt, als dieser zuvor gegen Golowkin oder Rubio antreten müßte. Cotto könnte das Dilemma in der Hoffnung auf einen Überraschungserfolg Rubios aussitzen, dem wohl eine sofortige Revanche folgen dürfte. Sehr wahrscheinlich ist das aber nicht, weshalb man nicht einmal ausschließen kann, daß Cotto den WBC-Gürtel auch auf die Gefahr hin zurückgibt, sein Ansehen und seinen Marktwert zu schädigen. Sehr viel zu verlieren hätte er insofern nicht, als ihm die puertoricanischen Fans insbesondere in New York dennoch die Treue halten würden.

Für Gennadi Golowkin wäre es zumindest ein Teilerfolg, wenn das Offensichtliche einem größeren Kreis US-amerikanischer Boxfans geläufig würde. Fände man bestätigt, daß Miguel Cotto eher auf den Gürtel verzichtet, als mit dem Kasachen in den Ring zu steigen, könnte dies das Interesse wecken, Golowkin näher in Augenschein zu nehmen.


Fußnoten:

[1] http://www.boxen-heute.de/artikel/6369-18-oktober-2014gennady-golovkin-gegen-marco-antonio-rubio.html

[2] http://www.boxen.de/news/golovkin-vs-rubio-am-18-oktober-32497

[3] http://www.boxen-heute.de/artikel/6377-angriff-in-alle-richtungenoleg-hermann-offen-fuer-kaempfe-gegen-golden-boy-boxer.html

[4] http://www.boxingnews24.com/2014/08/miguel-cotto-ordered-to-defend-wbc-title-against-golovkin-vs-rubio-winner/#more-180829

24. August 2014