Schattenblick →INFOPOOL →SPORT → BOXEN

MELDUNG/1581: Zum Kronprinzen fehlt ihm der Wagemut (SB)




Keith Thurman läuft schneller als Leonard Bundu

Die vage Hoffnung, von Floyd Mayweather erhört zu werden, scheint der Konkurrenz jeden Wagemut ausgetrieben zu haben. Nur nicht verlieren und damit abgeschrieben zu sein, war offenbar auch die Devise Keith Thurmans, der stets verkündet hatte, alle hätten Angst vor dem unwiderstehlichen Dampf in seinen Fäusten. Hatte der ungeschlagene Weltergewichtler vor seinem Kampf gegen den Außenseiter Leonard Bundu in Las Vegas den US-Star noch öffentlich herausgefordert, so war sein Auftritt nicht gerade geeignet, das Publikum von den Stühlen zu reißen und sich wärmstens für ein Duell mit Mayweather zu empfehlen. Wenngleich sich Thurman mit dreimal 120:107 klar nach Punkten durchsetzte und seine makellose Bilanz auf 24 Siege ausbaute, erntete er doch anhaltende Mißfallenskundgebungen der sichtlich enttäuschten Zuschauer in der MGM Grand Garden Arena.

Anfangs ließ ein Auftakt nach Maß für Thurman noch einen ganz anderen Kampfverlauf erwarten, da der US-Amerikaner seinen Gegner gleich mit dem ersten nennenswerten Treffer auf die Bretter schickte. Bundu wechselte bereits in der ersten Runde in die Rechtsauslage, was ihm der 25jährige US-Amerikaner postwendend nachmachte und einen perfekten linken Konter ins Ziel brachte. In der Folge war es jedoch durchweg der bereits 40 Jahre alte Außenseiter, der unablässig angriff, ständig den Rhythmus und die Auslage wechselte und sich als unangenehmer Gegner erwies, der Thurman das Leben schwer machte.

Dieser zog sich nach jedem gelungenen Schlag sofort wieder in die Distanz zurück, was zunehmend den Eindruck erweckte, er laufe vor einem Gegner davon, der nicht einmal über eine sonderlich gefährliche Schlagwirkung verfügte. Das Publikum wurde unruhig und begleitete die Aktionen das US-Amerikaners von der vierten Runde an fast durchgehend mit Pfiffen und Schmähungen. Bundu verfolgte den Gegner, steckte dabei zahlreiche Treffer ein und konnte den enteilenden Kontrahenten selten stellen, so daß an seiner klaren Niederlage nicht zu rütteln war. Schön anzusehen oder gar mitreißend war diese Kampfesweise Thurmans aber nicht, so daß am Ende keine rechte Siegesstimmung aufkommen wollte. [1]

Leonard Bundu, für den nun 31 gewonnene Auftritte, eine Niederlage und zwei Unentschieden zu Buche stehen, war nicht unglücklich mit seiner Vorstellung. Thurman habe ihn in der ersten Runde kalt erwischt und sei danach so viel herumgelaufen, daß er ihn selten einholen konnte. Der Amerikaner sei ein guter Boxer, könne gefährlich zuschlagen und habe dank seiner Jugend noch die Luft, ständig in Bewegung zu bleiben. so der Italiener.

Keith Thurman, dem der Stimmungsumschwung im Publikum nicht entgangen sein konnte, rechtfertigte sich mit den Worten, er entscheide selbst, auf welche Weise er boxe. Nach acht Monaten Pause sei er noch etwas eingerostet gewesen und habe beschlossen, nicht auf einen K.o. zu drängen, sondern technisch zu boxen und sich Ringpraxis zu verschaffen. Außerdem sei Bundu ein echter Veteran und schwieriger Gegner. Davon abgesehen hätten nur wenige Fans gepfiffen, während ihm die Mehrheit zugejubelt habe. Für diese Worte erntete Thurman augenblicklich ein gellendes Pfeifkonzert.

Dann schlug er Marcos Maidana, der den Kampf als interessierter Zuschauer aufmerksam verfolgt hatte, ein Kräftemessen vor. Wenngleich der Argentinier zuletzt zweimal gegen Mayweather verloren hat und sich daher andere attraktive Optionen suchen muß, dürfte er keine Lust haben, zwölf Runden lang hinter Thurman herzurennen. Maidana braucht einen Gegner, der sich ihm wenigstens ab und zu stellt, um seine enorme Schlagwirkung zu entfalten.

Wie um sich noch einmal in Erinnerung zubringen, fügte Thurman hinzu, daß Floyd Mayweather schließlich nicht der einzige sei, der einen Kampf über volle zwölf Runden für sich entscheiden könne. Wenngleich es zutrifft, daß Mayweather seit Jahren nicht mehr vorzeitig gewonnen hat, stellt er sich doch seinen Gegnern als herausragender Konterboxer wie auch gefährlicher Angreifer zum Kampf. Thurman hingegen stößt vor und weicht wieder schnell zurück, sobald sein Gegner aggressiv zu Werke geht. Natürlich hat auch er schon diverse turbulente Auftritte gegeben, doch was den Unterhaltungswert und damit auch die Bereitschaft betrifft, sich dafür im Zweifelsfall selbst in Schwierigkeiten zu bringen, kann er Floyd Mayweather nicht das Wasser reichen. [2]


Fußnoten:

[1] http://espn.go.com/boxing/story/_/id/12024667/keith-thurman-defeats-leonard-bundu-unanimous-decision

[2] http://www.boxingnews24.com/2014/12/thurman-wants-maidana-fight/#more-185696

17. Dezember 2014