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MELDUNG/1631: Leichten Fußes boxt sich's besser (SB)



Nonito Donaire kehrt ins Superbantamgewicht zurück

Als Nonito Donaire von namhaften Journalisten zum "Boxer des Jahres 2012" gekürt worden war, schienen dem talentierten Philippiner alle Türen offenzustehen. Von der beispiellosen Karriere seines Landsmanns Manny Pacquiao inspiriert, wähnte sich der im Superbantamgewicht antretende Donaire bereits auf gleicher Augenhöhe mit seinem legendären Vorbild. Indessen hatte er noch nicht einmal die allerbesten Konkurrenten in seiner Gewichtsklasse besiegt. Jorge Arce und Toshiaki Nishioka hatten den Zenit ihres Könnens längst überschritten, Jeffrey Mathebula und Wilfredo Vazquez jun. waren gute, aber keineswegs hochklassige Kontrahenten, als er sich gegen sie durchsetzte.

Während Pacquiao seinen Siegeszug auch in höheren Limits fortgesetzt hatte und Weltmeister in acht verschiedenen Gewichtsklassen geworden war, bekam Donaire der Versuch, es ihm gleichzutun, gar nicht gut. Er konnte die Qualitäten, die ihn zuvor ausgezeichnet hatten, immer weniger umsetzen und mußte verheerende Niederlagen hinnehmen, die ihm den Nimbus raubten und den erhofften Höhenflug in den Kreis der weltbesten Akteure ausbremsten. Bei seinem letzten Auftritt im November 2014 verlor er im kalifornischen Carson gegen den WBA-Champion im Federgewicht, Nicholas Walters, durch K.o. in der sechsten Runde.

So kamen Donito Donaire und sein Vater, der ihn auch trainiert, zu dem Schluß, daß eine Rückkehr ins Superbantamgewicht die beste Lösung sei. Der 32jährige, für den 33 gewonnene und drei verlorene Auftritte zu Buche stehen, tritt am 28. März auf den Philippinen gegen den allenfalls zweitklassigen William Prado an, der 22 Siege, vier Niederlagen sowie ein Unentschieden auf dem Konto hat.

Über den 31 Jahre alte Prado läßt sich nur so viel sagen, daß er aus Brasilien kommt und seit 2012 drei seiner letzten sechs Kämpfe verloren hat. So mußte er sich Paulus Ambunda, Jeremy Parodi und Scott Quigg geschlagen geben, wobei ihn letzterer 2013 in nur drei Runden besiegte. Das legt die Prognose nahe, daß der Brasilianer auch gegen Donaire nicht allzu lange durchhalten dürfte. Allerdings steht ihm eine beträchtliche Schlagwirkung zu Gebote, mit der er Donaire vor allem in den frühen Runden gefährlich werden könnte, bevor der Philippiner seinen Angriffsdruck etabliert hat. Dessen Trainer ist jedoch zuversichtlich, seinen Sohn mit einer intensiven Vorbereitung wieder in jene Verfassung zu bringen, die ihn vor drei Jahren als aufsteigenden Stern am Firmament des Boxgeschäfts erstrahlen ließ. [1]

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Der Verband WBC räumt Anthony Dirrell eine längere Frist ein

Der Verband WBC hat Anthony Dirrell eine um vier Monate verlängerte Frist eingeräumt, bevor er seinen Titel im Supermittelgewicht gegen den Pflichtherausforderer George Groves verteidigen muß. Da der Brite demzufolge erst irgendwann zwischen September und Dezember an die Reihe kommt, haben beide Boxer freie Hand, zwischenzeitlich einen Kampf ihrer Wahl auszutragen. Dem US-Amerikaner kommt diese Entscheidung insofern entgegen, als sie die Frage vertagt, ob er als amtierender Weltmeister in England antreten soll, weil sich nur dort mit diesem Gegner Geld verdienen läßt. Statt dessen kann er sich nun eine Option aussuchen, die in den USA die Kassen füllt und seinen Ruf festigt. Groves wiederum kommt es zustatten, daß er auf diese Weise einen noch größeren Abstand zwischen seine beiden vorzeitigen Niederlagen gegen Carl Froch und die zu erwartende durch Dirrell legt.

George Groves, der 21 Auftritte gewonnen und zwei verloren hat, rückte auf relativ leichtem Wege an die Spitze des Kandidatenfelds vor, da ihm der Verband einen Ausscheidungskampf gegen den nicht allzu gefährlichen Franzosen Christopher Rebrasse gewährte, bei dem sich der Brite im September 2014 nach Punkten durchsetzte, ohne zu überzeugen.

Der bislang ungeschlagene Anthony Dirrell, für den 27 Siege sowie ein Unentschieden zu Buche stehen, entthronte im August 2014 Sakio Bika durch einen einstimmigen Punktsieg als WBC-Weltmeister und bot dabei eine ausgezeichnete Vorstellung. Er hätte diesen Gegner dank seiner Beweglichkeit und technischen Überlegenheit auch ausboxen können, doch stellte er sich dem Titelverteidiger zum Schlagabtausch, wo er dem Champion mit seinen Kombinationen und heftigen Treffern Respekt einflößte. Bika, der noch nie vor einem Widersacher zurückgewichen war, legte nach einigen Runden eine für ihn höchst ungewöhnliche Vorsicht an den Tag, da er sich offenbar keinen weiteren Schlägen mehr aussetzen wollte. [2]

Legt man die letzten Auftritte der Kontrahenten zugrunde, wird Groves gegen den US-Amerikaner untergehen. Die verlängerte Frist gibt dem Briten zumindest Gelegenheit, besser Tritt zu fassen und im günstigsten Fall noch einmal jenes Feuer zu entfachen, das ihn zu einem nahezu ebenbürtigen Gegner seines Landsmanns Carl Froch gemacht hat. Seither wirkt er wie ein Schatten besserer Tage und wäre in dieser Verfassung leichte Beute für Anthony Dirrell.


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2015/02/nonito-donaire-vs-william-prado-on-march-28th-in-the-philippines/#more-187975

[2] http://www.boxingnews24.com/2015/02/anthony-dirrell-given-4-month-extension-by-wbc-groves-will-have-to-wait/#more-187986

9. Februar 2015


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