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MELDUNG/1642: Kampf der Superlative unter Dach und Fach (SB)



Floyd Mayweather und Manny Pacquiao endlich handelseinig

Nach monatelangen zähen Verhandlungen ist der höchstdotierte Kampf in der Geschichte des Boxsports vertraglich unter Dach und Fach. Floyd Mayweather jun. und Manny Pacquiao wollen am 2. Mai in Las Vegas klären, wer der weltbeste Akteur aller Gewichtsklassen sei, und nicht zuletzt 200 Millionen Dollar untereinander aufteilen, wovon der US-Amerikaner mit 120 Millionen den Löwenanteil einstreichen wird. Der in 47 Profikämpfen ungeschlagene Mayweather ist Weltmeister der Verbände WBA und WBC im Welter- und Halbmittelgewicht. Sein Gegner von den Philippinen war bereits Champion in sechs Gewichtsklassen und ist derzeit WBO-Weltmeister im Weltergewicht. Für ihn stehen 57 Siege, fünf Niederlagen und zwei Unentschieden zu Buche. [1]

"Money" Mayweather, der in Grand Rapids, Michigan, geboren wurde und in Las Vegas lebt, wird in wenigem Tagen 38 Jahre alt. Er ist als Defensivkünstler unübertroffen und versteht sich auf eine außerordentlich variable Vorgehensweise. Der 20 Monate jüngere Philippiner boxt in der Rechtsauslage und ist für eine aggressive Kampfführung bekannt, mit der er seine Gegner beständig unter Druck zu setzen pflegt. Aus einfachsten Verhältnissen zum Volkshelden und Kongreßabgeordneten aufgestiegen, wirkt der gläubige Christ wie ein sozialer Gegenentwurf zu seinem amerikanischen Widersacher, dessen familiärer Hintergrund von Gewalt und Drogen geprägt war. Mayweathers Vater und sein Onkel waren beide erfolgreiche Boxer, des öfteren in erbitterter Feindschaft zerstritten und wechselweise Trainer des aufstrebenden Sprößlings, dessen Können im Ring und Geschäftssinn schließlich alles übertraf, wovon sie je geträumt haben mochten. Das mag dazu beigetragen haben, daß man in jüngster Zeit kaum noch etwas von Streitigkeiten und familiären Handgreiflichkeiten hört, die Sand ins Getriebe der Geldmaschine streuen könnten.

Seit drei Jahren führt Floyd Mayweather die Liste der weltweit bestverdienenden Sportler beim renommierten Wirtschaftsmagazin Forbes an. Mit nur zwei Kämpfen brachte er es 2014 auf 105 Millionen Dollar, die er in diesem Jahr noch einmal weit übertreffen dürfte. Da die rivalisierenden Kabelsender Showtime und HBO beteiligt sind und die Übertragung gemeinsam auf die Beine stellen, schätzt man den Bruttoumsatz auf bis zu 400 Millionen Dollar. Die Kunden im Bezahlfernsehen müssen dafür tiefer denn je in Tasche greifen und voraussichtlich 89,95 Dollar entrichten.

Das Duell zwischen Mayweather und Pacquiao hätte schon vor fünf Jahren stattfinden sollen, als beide den Zenit ihres Könnens erreicht hatten. Die Differenzen hinsichtlich der Dopingregularien und anderer strittiger Punkte standen damals einer Einigung im Wege. Der Kampf der Superlative wurde seither immer wieder gefordert, zeitweise zum unerfüllbaren Wunschtraum erklärt, scheinbar ad acta gelegt, dann wieder ins Scheinwerferlicht gezerrt. In den zurückliegenden Wochen und Monaten verdichtete sich diese Mischung aus Erwartung und Resignation zu einem unentwirrbaren Gespinst aus tagtäglichen Falschmeldungen, Gerüchten und Spekulationen. Am Ende wußte niemand mehr zu sagen, wo die Rivalität zwischen den Boxern, die tiefe Abneigung zwischen Floyd Mayweather und Pacquiaos Promoter Bob Arum und die Konkurrenz der Sender endete und die Bewerbung dieses beispiellosen Spektakels begann.

Zuletzt drohte sogar die Frage, wer die frohe Botschaft von der erzielten Einigung verkünden dürfe, den Streit erneut ausbrechen zu lassen. Mayweather hatte sich dieses Vorrecht vertraglich zusichern lassen, weshalb ihn Bob Arums Andeutungen, die eine Übereinkunft durchsickern ließen, auf die Palme brachten. Schließlich war es aber doch der US-Star, der in dem sozialen Medium Shots, dessen Besitzer er ist, allen Sportfans weltweit ankündigte, sie würden am 2. Mai Zeugen wahrer Größe werden. Er sei der Beste aller Zeiten, werde in diesem Kampf seine Qualitäten unter Beweis stellen und das fortsetzen, was er am besten könne, nämlich gewinnen. Manny Pacquiao versuche etwas zu erreichen, woran 47 andere Boxer vor ihm gescheitert sind. Der Philippiner werde die Nummer 48 sein.

Die Stellungnahme Pacquiaos fiel wie immer weniger bombastisch und prahlerisch aus, zumal er den Kampf seinen Landsleuten widmete. Diese Zurückhaltung ließ Bob Arum viel Raum, sich noch einmal über die Irrungen und Wirrungen der vertrackten Verhandlungen auszulassen wie auch die unübertreffliche Bedeutung des Duells zu preisen, einzig vergleichbar mit dem ersten Kampf zwischen Muhammad Ali und Joe Frazier. Er sei nun fast 50 Jahre als Promoter im Geschäft, doch habe er so etwas nie zuvor erlebt. Nun könne man all die gescheiterten Anläufe hinter sich zurücklassen und dankbar sein, das beispiellose Ereignis auf den Weg gebracht zu haben.

Die Sender HBO und Showtime hatten sich bis dato nur ein einziges Mal dazu durchgerungen, einen Kampf gemeinsam zu veranstalten. Im Jahr 2002 brachten sie das Duell zwischen Lennox Lewis und Mike Tyson über die Bühne, doch seither herrschte Funkstille, was eine erneute Kooperation betraf. Stephen Espinoza (Showtime) kündigte einen neuen Rekord bei den Buchungen an, und Ken Hershman (HBO) sprach vom spektakulärsten Ereignis, das der Boxsport je hervorgebracht habe.

Den Kampf zwischen Floyd Mayweather und Oscar de la Hoya im Jahr 2007 hatten 2,4 Millionen Zuschauer gebucht. Mayweathers Sieg über Saul "Canelo" Alvarez setzte 2013 rund 150 Millionen Dollar im Bezahlfernsehen um, und der höchste Erlös aus dem Verkauf der Eintrittskarten belief sich auf knapp über 20 Millionen Dollar. Das alles ist Schnee von gestern, denn die 16.800 Plätze in der MGM Grand Garden Arena werden trotz Höchstpreisen mit Sicherheit binnen eines Tages ausverkauft sein und eine Aufstockung des eingangs genannten Buchungspreises im Fernsehen ist nicht ausgeschlossen. Ausverkauft sind auch die Übernachtungsmöglichkeiten im MGM Grand, die anderen namhaften Hotels in Las Vegas erhöhen bereits ihre Zimmerpreise [2] und die Buchmacher haben Hochkonjunktur [3]. Das große Händereiben hat begonnen.


Fußnoten:

[1] http://espn.go.com/boxing/story/_/id/12355361/floyd-mayweather-announces-fight-manny-pacquiao-set-2

[2] http://espn.go.com/boxing/story/_/id/12356165/las-vegas-hotel-prices-soar-weekend-floyd-mayweather-jr-manny-pacquiao-fight

[3] http://espn.go.com/chalk/story/_/id/12355392/floyd-mayweather-jr-manny-pacquiao-fight-expected-big-business-nevada-sportsbooks

22. Februar 2015


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