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MELDUNG/1654: Ein neues Umfeld soll es richten (SB)



Julio Cesar Chavez gegen Andrzej Fonfara offiziell angekündigt

Julio Cesar Chavez jun. kehrt nach einer langen Pause von dreizehn Monaten am 18. April in den Ring zurück. Wie nun offiziell bestätigt wurde, trifft der frühere WBC-Weltmeister im Mittelgewicht im kalifornischen Carson in einem Kampf über zwölf Runden auf den Polen Andrzej Fonfara. Vereinbart wurde eine Gewichtsgrenze von 172 US-Pfund (78,02 kg), das die Spanne des Halbschwergewichts (bis 79,378 kg) nicht ganz ausschöpft. Während für den 29jährigen Sohn des gleichnamigen mexikanischen Boxidols 48 Siege, eine Niederlage und ein Unentschieden zu Buche stehen, hat sein zwei Jahre jüngerer in Chicago lebender Gegner 26 Auftritte gewonnen und drei verloren.

Nachdem Chavez seit 2011 sieben Kämpfe in Folge unter der Regie des Senders HBO bestritten hatte, ist er nun erstmals bei Showtime zu sehen, mit dem sein Berater Al Haymon zusammenarbeitet. Stephen Espinoza, der Vizepräsident und Geschäftsführer von Showtime Sports, bezeichnete Julio Cesar Chavez als einen der aufregendsten und populärsten Boxer der Branche, dessen Auftritte er als Fan stets in vollen Zügen genieße. Zugleich sehe er als Repräsentant des Senders dem Debüt mit großen Erwartungen entgegen. Mit seinem neuen Team werde der Mexikaner in diesem Jahr mit spektakulären Leistungen von sich reden machen. Andrzej Fonfara sei ein echter Prüfstein, da er erwiesenermaßen keinen Gegner fürchte.

Fonfara hatte im Mai 2014 als Außenseiter dem amtierenden WBC-Weltmeister Adonis Stevenson aus Kanada einen überraschend schweren Gang abgenötigt, ehe er sich geschlagen geben mußte. Im November meldete er sich mit einem einstimmigen Punktsieg über zehn Runden gegen Doudou Ngumbu zurück. Er erachte den Kampf gegen Chavez als eine weitere großartige Chance, für die er sehr dankbar sei, sagte Fonfara, der ebenfalls bei Al Haymon unter Vertrag steht. Er habe mit den besten Gegnern im Ring gestanden und wolle wie immer den Fans eine attraktive Show bieten, um am Ende den Sieg davonzutragen.

Julio Cesar Chavez hatte seinen Titel im September 2012 an den Argentinier Sergio Martinez verloren, der ihn klar dominierte. Nach dem Kampf wurde der Mexikaner positiv auf Marihuana getestet und daraufhin für neun Monate gesperrt. Er hat seither 2013 und 2014 nur jeweils einen Kampf bestritten, wobei in beiden Fällen Bryan Vera sein Gegner war. Dieser tritt normalerweise im Halbmittelgewicht an und war ihm körperlich klar unterlegen, verlor jedoch in ihrem ersten Duell nur umstritten nach Punkten. Wenngleich Chavez bei der Revanche eine bessere Figur machte, brachte dies seine Kritiker nicht zum Schweigen, die bemängelten, er gehe gefährlichen Gegnern aus dem Weg. So scheiterte ein geplanter Kampf gegen Gennadi Golowkin daran, daß der Mexikaner einen Rückzieher machte. Realistisch eingeschätzt hätte Chavez vermutlich eine vernichtende Niederlage gegen den ungeschlagenen Kasachen bezogen, der seit nunmehr sechs Jahren sämtliche Gegner vorzeitig besiegt hat.

Nach dem zweiten Kampf gegen Vera trennte sich Chavez von seinem langjährigen Promoter Top Rank, dessen Vorsitzender Bob Arum nach wie vor auf einen letzten Auftritt unter seiner Regie besteht und deshalb den Kampf gegen Fonfara auf dem Rechtsweg verhindern will. Der Mexikaner unterschrieb bei Al Haymon, der daraufhin seiner Karriere den erhofften neuen Schub gab. Chavez, dem man mangelnden Trainingsfleiß nachsagt, hat seit geraumer Zeit mit Gewichtsproblemen zu kämpfen. Offiziell boxt er im Supermittelgewicht, ist aber im Grunde auch für dieses Limit zu schwer, wie seine Vereinbarung mit Fonfara zeigt. Im Halbschwergewicht hätte er jedoch keine Chance, wie zuletzt gegen Bryan Vera von einem erheblichen Gewichtsvorteil zu profitieren.

Wie der Mexikaner vollmundig erklärte, freue er sich darauf, in den Ring zurückzukehren und alle daran zu erinnern, daß er einer der weltbesten Boxer sei. Er müsse am 18. April eine schwere Prüfung absolvieren, die er jedoch mit fliegenden Fahnen bewältigen werde, um sich danach jedem denkbaren Kontrahenten zu stellen. Chavez wird erstmals von Joe Goossen trainiert, der ihn seit Jahren kennt. Die beiden arbeiten seit einigen Wochen in Goossens Gym in Südkalifornien zusammen, und wie der Trainer unterstreicht, nehme sein Schützling die bevorstehende Aufgabe bitter ernst. Er habe sich seit langem gewünscht, Julio zu betreuen, dessen Stil genau seinen eigenen Vorstellungen entspreche. Daher werde er alles dafür tun, ein optimales Trainingslager zu gewährleisten. [1]

Joe Goossen ist um seine Aufgabe nicht zu beneiden, da die Karriere seines Schützlings aus dem Ruder zu laufen droht. Chavez zehrt seit geraumer Zeit vor allem von seinem Namen und der Popularität in der mexikanischstämmigen Fangemeinde, die ihn aus Sicht potentieller Gegner wie auch der Sender und Promoter nach wie vor zu einem recht gefragten Kandidaten macht. Infolge der spärlichen Auftritte ist sein Stern jedoch beträchtlich gesunken, so daß er Fonfara auf überzeugende Weise besiegen muß, um wieder Boden gutzumachen. Wenngleich ihn Al Haymon auch künftig mit handhabbaren Gegnern füttern kann, muß Chavez über kurz oder lang Farbe bekennen, indem er mit gefährlicheren Kontrahenten in den Ring steigt. Dies setzt eine erstklassige körperliche Verfassung wie auch eine Entschiedenheit voraus, die der frühere Champion seit langem vermissen läßt.


Fußnote:

[1] http://espn.go.com/boxing/story/_/id/12453209/julio-cesar-chavez-jr-andrzej-fonfara-slated-april-18-carson-calif

12. März 2015


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