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MELDUNG/1782: Generalprobe für das britische Prestigeduell (SB)



Dillian Whyte und Anthony Joshua boxen am selben Abend

Der in 15 Profikämpfen ungeschlagene britische Schwergewichtler Dillian Whyte trifft am 12. September in der Londoner O2 Arena auf den bekannten US-amerikanischen Veteranen Dominick Guinn. Das Duell wird im Vorprogramm des Kampfs zwischen Anthony Joshua und Gary Cornish ausgetragen, so daß ein aufschlußreicher Vergleich naheliegt. Während Whyte und Guinn um den internationalen Silbergürtel des WBC kämpfen, steht zwischen Joshua und Cornish der vakante Commonwealth-Titel im Schwergewicht auf dem Spiel. Am 12. Dezember wollen Dillian Whyte und Anthony Joshua die Frage im Ring klären, wer von beiden der führende britische Hoffnungsträger und Titelaspirant sei.

Dillian Whyte hat bei seinem letzten Auftritt am 1. August mit Irineu Beato Costa Junior kurzen Prozeß gemacht. Er schickte den Brasilianer bereits in der ersten Runde zweimal mit dem linken Haken zu Boden, worauf der Kampf beendet war, kaum daß er begonnen hatte. Der 27jährige Whyte hat seinen heutigen Erzrivalen Anthony Joshua noch zu Amateurzeiten im Jahr 2009 klar besiegt und dabei zweimal niedergeschlagen. Dieses Kunststück möchte er im Dezember wiederholen, um seinem bislang wesentlich prominenteren Konkurrenten den Rang abzulaufen.

Der 40jährige Dominick Guinn gilt zwar als Außenseiter im Kampf mit Whyte, könnte sich aber durchaus als echter Prüfstein erweisen. Guinn, für den 35 Siege, zehn Niederlagen und ein Unentschieden zu Buche stehen, hat von seinen letzten zwölf Auftritten sechs verloren und dabei gegen Eddie Chambers, Kubrat Pulew, Tomasz Adamek, Denis Boitsow, Robert Hawkins und Amir Mansour den kürzeren gezogen. In dieser illustren Liste findet sich jedoch kein einziger Gegner, der den robusten US-Amerikaner vorzeitig besiegt hätte, der in seiner 15 Jahre währenden Profilaufbahn stets über die volle Distanz durchgehalten hat. Sollte es dem in der Rechtsauslage boxenden Whyte gelingen, diesen Kontrahenten geschlagen auf die Bretter zu schicken, wäre dies ein bemerkenswerter Beleg für seine Trefferwirkung.

Wenngleich Guinn nicht unter den Top 15 der Ranglisten auftaucht, ist er dennoch eine gute Wahl für Dillian Whyte, der Erfahrungen mit einem routinierten und widerstandsfähigen Gegner sammeln kann. Guinn dürfte stärker als Gary Cornish einzuschätzen sein, den sich Joshua am selben Abend vornehmen will. Dieser wird aller Voraussicht nach einen weiteren relativ schnellen und leichten Sieg einfahren, der ihn jedoch ebensowenig für das Duell mit Whyte rüstet wie seine vorangegangenen dreizehn Erfolge. [1]

Wer immer am 12. Dezember gewinnt, bekommt weit mehr als den britischen und Commonwealth-Titel sowie den Silbergürtel, die allenfalls Durchgangsstationen markieren. Der Sieger unterstreicht vielmehr seinen Anspruch, im nächsten Jahr WBC-Weltmeister Deontay Wilder herauszufordern, sofern dieser zum entsprechenden Zeitpunkt noch Champion ist. Wilder hat zwar mit Johann Duhaupas und mehr noch Alexander Powetkin zwei starke Gegner auf der Agenda, wird aber aller Voraussicht nach dennoch die Oberhand behalten.

Mit Blick auf die Frage, welcher der beiden britischen Kandidaten stärker einzuschätzen sei, tippt Lucas Browne auf Dillian Whyte. Der riesenhafte Australier ist ebenfalls ungeschlagen und selber ein Titelaspirant, wenngleich er es nicht allzu eilig zu haben scheint, Deontay Wilder oder Wladimir Klitschko vor die Fäuste zu geraten. Bei Joshua wisse man seines Erachtens nicht, wie es um die Nehmerqualitäten und die Kondition bestellt ist, meint Browne. Whyte habe diesen Gegner schon einmal besiegt und wittere nun die Chance, an die Stelle des bislang populäreren Rivalen zu treten.

Anthony Joshua hat in hohem Maße von seiner Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 2012 in London profitiert und wird von seinem Promoter Eddie Hearn als künftiger Weltmeister angepriesen, aber mit relativ leichten Gegnern gefüttert, die er alle binnen weniger Runden besiegt hat. Damit ist er bis an Nummer zwei der WBC-Rangliste aufgestiegen, und diesen Platz könnte Dillian Whyte übernehmen, sollte er in ihrem Prestigeduell die Oberhand behalten. Joshua hat seit seinem Olympiasieg gut dreizehn Kilo an eher hinderlicher als nützlicher Muskelmasse aufgebaut, die seiner Kondition abträglich sein dürften. Er ist dadurch langsamer geworden und hat seine Schlagwirkung nicht gesteigert, so daß er seine Gegner wie ein Football-Spieler niederwalzt, in die Seile drängt und dort solange auf sie einschlägt, bis sie umfallen oder verteidigungsunfähig aus dem Kampf genommen werden. Das hat gegen schwächere Kontrahenten funktioniert, könnte aber bei Dillian Whyte versagen, der schnell und gefährlich zu schlagen versteht. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2015/08/dillian-whyte-vs-dominick-guinn-on-september-12th-in-london-uk/#more-198156

[2] http://www.boxingnews24.com/2015/08/dillian-whyte-can-beat-anthony-joshua-says-browne/#more-197925

29. August 2015


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