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MELDUNG/1849: Mit neuem Team und frischer Inspiration (SB)



David Haye kehrt nach dreieinhalb Jahren in den Ring zurück

Nach einer langen Unterbrechung von dreieinhalb Jahren, in denen man David Haye längst im sportlichen Ruhestand wähnte, kehrt der britische Schwergewichtler in den Ring zurück. Der 35jährige trifft am 16. Januar in der Londoner O2 Arena auf den zwei Jahre jüngeren Australier Mark de Mori, der in Kroatien lebt. Haye, der früher Champion im Cruiser- und Schwergewicht war, zog 2011 im Duell zweier Weltmeister gegen Wladimir Klitschko den kürzeren, wofür er eine Zehenverletzung verantwortlich machte. Im Februar 2012 inszenierte er auf der Pressekonferenz nach der Niederlage Dereck Chisoras gegen Vitali Klitschko zusammen mit seinem Londoner Kollegen einen handgreiflichen Streit, der in einen lukrativen Kampf mündete, in dem Haye seinen Rivalen im Juli 2012 vorzeitig besiegte.

Dies sollte bei einer Bilanz von 26 Siegen und zwei Niederlagen sein vorerst letzter Auftritt bleiben, da er im darauffolgenden Jahr einen geplanten Kampf gegen Tyson Fury zweimal verletzungsbedingt absagen mußte. War es im ersten Fall noch eine Rißwunde, die lediglich eine Verschiebung des Termins zu erfordern schien, so setzte beim zweiten Anlauf eine schwere Schulterverletzung den Briten außer Gefecht, der sich daraufhin einer Operation unterziehen mußte. Nach der Genesungsphase meldete sich Haye ab und an mit Überlegungen zu Wort, er werde seine Karriere in absehbarer Zeit fortsetzen. Als diese Ankündigungen jedoch folgenlos blieben, rechnete man nicht mehr damit, den Londoner noch einmal im Ring wiederzusehen.

David Haye wird nicht mehr von Adam Booth, sondern von Shane McGuigan trainiert, dem Sohn des früheren Federgewichtsweltmeisters Barry McGuigan. Wie er erklärte, habe er zwischenzeitlich viele Höhen und Tiefen durchlebt. Er freue sich um so mehr, endlich wieder durch die Ringseile zu steigen, um das zu machen, was er am besten könne. Mit seinem neuen Team und frischen Inspirationen hänge er die Latte seiner Ziele hoch, wie er das in der Vergangenheit stets getan habe. Die Zuschauer könnten sich daher auf eine weitere unterhaltsame Kampagne mit dem "Haymaker" bis ganz hinauf an die Spitze gefaßt machen. [1]

Für seine Wiederkehr noch so langer Zeit hat sich Haye durchaus etwas vorgenommen, da sein Gegner zwar international nicht sonderlich bekannt ist, aber in der WBA-Rangliste immerhin an Nummer zehn geführt wird. Mark de Mori, für den 30 Siege, eine Niederlage sowie zwei Unentschieden zu Buche stehen, hat seit September 2004 nicht mehr verloren und seine letzten vier Kämpfe in Deutschland oder Kroatien ausgetragen. Der Australier hat fast ausnahmslos drittklassige Gegner besiegt und sich unentschieden von Alex Leapai getrennt, der sein bei weitem bekanntester Widersacher war. Warum es De Mori auch nach elf Jahren im Profilager bislang kaum gelungen ist, in Erscheinung zu treten, bleibt unklar, dürfte aber wohl auch mit seinem Management zusammenhängen.

Wie der Australier forsch erklärte, habe er lange Jahre am Rand gestanden und frustriert erleben müssen, daß niemand ihm die Chance einräumte, sich mit namhaften Kontrahenten zu messen und Weltmeister zu werden. Das habe sich endlich geändert, da sein Stern am 16. Januar strahlend aufsteigen werde, wenn er David Haye aufs Altenteil zurückschicke. Er rate all seinen australischen Brüdern und Schwestern, diesen Kampf live zu verfolgen, der einen brutalen Verlauf nehmen werde. Wie dieser vollmundigen Ankündigung zu entnehmen ist, scheint David Haye sich diesmal mit seinem Gegner die Arbeit zu teilen, in markigen Worten die Werbetrommel für den bevorstehenden Auftritt zu rühren.

David Haye sollte dank seiner Erfahrung aus diversen hochkarätigen Kämpfen in der Lage sein, Mark de Mori in die Schranken zu weisen, obgleich dieser erheblich schwerer ist. Der Brite hat mehr als einmal bewiesen, daß er mit körperlich überlegenen Kontrahenten fertig wird. Allerdings stellt sich die Frage, wie es inzwischen um die physische Verfassung Hayes bestellt ist, der in jüngerer Zeit sichtlich gealtert wirkt. Zudem steigt er erstmals seit seiner Schulteroperation wieder in den Ring.

Interessanterweise hat der Brite mit dem 16. Januar denselben Tag für seinen Auftritt gewählt, an dem Deontay Wilder den WBC-Titel freiwillig verteidigt. Sollte es sich um mehr als bloßen Zufall handeln, könnte Haye daran gelegen sein, sich für einen Kampf gegen den US-Amerikaner zu empfehlen. Er kennt Wilder aus früheren Zeiten, als dieser noch sein Sparringspartner war, wobei sich der Weltmeister seither enorm verbessert hat und noch immer ungeschlagen ist.

Zunächst muß sich Haye jedoch mit Mark de Mori befassen, der zweifellos hoch motiviert antreten wird, da ein Sieg für ihn der langersehnte Türöffner in die höheren Ränge des Schwergewichts sein könnte. Realistisch gesehen wäre es schon ein bemerkenswerter Erfolg, sollte es dem Briten gelingen, sich in guter Verfassung zu präsentieren und überzeugend zu gewinnen. Vielleicht wird man David Haye in der Folge häufiger zu sehen bekommen als zwischen 2009 und 2012, als er pro Jahr nur einen einzigen Auftritt gab. [2]


Fußnoten:

[1] http://espn.go.com/boxing/story/_/id/14210932/david-haye-face-mark-de-mori-january-ring-return

[2] http://www.boxingnews24.com/2015/11/david-haye-faces-mark-de-mori-on-116-at-o2-arena-london-uk/#more-202389

29. November 2015


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