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MELDUNG/2038: Ein zweiter Anlauf soll es richten (SB)



Revanche zwischen Giovanni de Carolis und Tyron Zeuge anberaumt

Am 5. November verteidigt Giovanni de Carolis den regulären Titel des Verbands WBA im Supermittelgewicht in Potsdam erneut gegen Tyron Zeuge, von dem er sich bei ihrem ersten Aufeinandertreffen am 16. Juli in Berlin unentschieden getrennt hatte. Der bei dieser Revanche zur Disposition stehende Rang ist unter dem des WBA-Superchampions angesiedelt, den derzeit Felix Sturm innehat. Wie Tyron Zeuge steht auch Vincent Feigenbutz bei Sauerland Event unter Vertrag, der den Italiener im Oktober 2015 im Kampf um den damals vakanten Titel nach Punkten besiegt hatte. Anschließend hagelte es harsche Kritik an der Wertung, da viele in De Carolis den besseren Boxer gesehen hatten.

Feigenbutz machte damals die Sache noch schlimmer, indem er sich zu unflätigen Äußerungen über den Gegner hinreißen ließ. Als daraufhin in den sozialen Medien ein Proteststurm losbrach, sah er sich zu einer Entschuldigung gezwungen. Er erklärte sich zu einer Revanche bereit, in der er seine Überlegenheit demonstrieren werde. Als es jedoch im Januar 2016 zum Rückkampf kam, nahm der Italiener die Punktrichter aus der Rechnung und setzte sich in der elften Runde entscheidend durch.

Nachdem Sauerland seinen Weltmeister im Supermittelgewicht umgehend wieder verloren hatte, kam mit Tyron Zeuge ein weiterer talentierter Akteur dieses Limits zum Zuge. Mitte Juli forderte er in der Berliner Max-Schmeling-Halle als Hauptkämpfer der Veranstaltung Giovanni de Carolis heraus, um den Gürtel zurückzuholen. Vor 5.000 Zuschauern spielte der 24jährige Lokalmatador gegen den sieben Jahre älteren Italiener zunächst seine Beweglichkeit und die Schnelligkeit seiner Schläge aus. Er ließ den Weltmeister ein ums andere Mal ins Leere laufen und konterte mit sehenswerten Kombinationen. Der erfahrene De Carolis stellte sich jedoch immer besser darauf ein und verlegte sich auf Schläge zum Körper, die er leichter als Kopftreffer anbringen konnte.

Nachdem sich Zeuge in der sechsten Runde eine Muskelverletzung am linken Oberarm zugezogen hatte, gelang es ihm immer seltener, Druck aufzubauen. Der Italiener kam nun des öfteren in der Halbdistanz mit wuchtigen Einzelschlägen durch und setzte sich immer besser in Szene. Am Ende sah einer der drei Punktrichter den Berliner mit 115:114 in Front, während das 114:114 der beiden anderen in der Gesamtwertung den Ausschlag gab. Giovanni de Carolis behielt damit den Titel und baute seine Bilanz auf 24 Siege, sechs Niederlagen sowie ein Unentschieden aus. Der an Nummer 14 der WBA-Rangliste geführte Tyron Zeuge blieb zwar weiterhin ungeschlagen, schloß aber nach 18 Erfolgen erstmals einen Kampf unentschieden ab.

Promoter Kalle Sauerland sprach von einer Werbung für den Boxsport, die geradezu nach einer Revanche schreie. Deshalb gehe er davon aus, daß sich beiden bald wieder im Kampf um die WBA-Weltmeisterschaft gegenüberstehen würden. Zeuge wird von Jürgen Brähmer trainiert, dem regulären WBA-Weltmeister im Halbschwergewicht. Wie dieser ankündigte, werde man eine erneute Chance zu nutzen wissen.

Trotz des knapp verfehlten Titelgewinns fiel die Bilanz im Team des Berliners positiv aus. Man war sich einig in der Einschätzung, daß Zeuge nur aufgrund der Verletzung knapp gescheitert sei und sich daher im Falle eines Rückkampfs zweifellos durchsetzen werde. Hingegen übten ausländische Kommentatoren harsche Kritik an der Wertung der Punktrichter. Sie hielten dem Italiener die klareren und härteren Treffer zugute, während sich der Berliner zwar flüssig bewegt und schnell geschlagen, dabei jedoch kaum Wirkung erzielt habe.

Mit Blick auf die nun vereinbarte Revanche hob Kalle Sauerland noch einmal hervor, daß bereits der erste Kampf hochklassiges Boxen geboten habe. Tyron Zeuge verdiene größten Respekt für die Art und Weise, in der er trotz seiner Verletzung bis zum Ende mitgehalten habe. Wenngleich ihm damals der Titel entgangen sei, habe er doch an diesem Abend den Beweis angetreten, daß er die Voraussetzungen mitbringe, Weltmeister zu werden. Man freue sich daher darauf, am 5. November einen neuen Champion feiern zu können.

Wie der Herausforderer zu berichten wußte, sei keine Operation erforderlich gewesen und der Muskelriß gut ausgeheilt. Er schätze sich glücklich, daß ihm sein Promoter Sauerland eine Revanche möglich mache. Leider habe ihn die Verletzung im ersten Kampf gegen Giovanni de Carolis den Titelgewinn gekostet. Im zweiten Anlauf werde er den Beweis antreten, daß er ohne eine solche Einschränkung der bessere Boxer sei, und sich in Potsdam zum neuen Weltmeister krönen lassen.

Der Italiener hatte nach dem Unentschieden erklärt, daß er keine Probleme mit einem Rückkampf habe. Er hat sein Wort gehalten und unterstreicht nun, daß sich ein Champion jeder Herausforderung stellen müsse. Wenngleich die erste Begegnung knapp ausgegangen sei, habe er seines Erachtens schon damals genug getan, um den Sieg davonzutragen. Anfangs habe er zwar einige Probleme mit der Beweglichkeit und Schnelligkeit Tyron Zeuges gehabt, sich aber Zug um Zug darauf eingestellt und am Ende die volle Kontrolle ausgeübt. Am 5. November werde er dort weitermachen, wo er aufgehört habe, und seinen Titel erfolgreich verteidigen. [1]

Angesichts des Unentschiedens trotz der Verletzung des Berliners im damaligen Kampf scheint auf den ersten Blick alles dafür zu sprechen, daß er bei der Revanche Versäumtes nachholen und sich den Gürtel sichern wird. Allerdings ist die Einschätzung des Italieners nicht ganz von der Hand zu weisen, daß er im Laufe ihrer ersten Begegnung im Ring eine Vorgehensweise etablieren konnte, welche die Stärken des Gegners neutralisierte. Lernfähig ist De Carolis allemal, wie schon die unverhoffte Niederlage des favorisierten Vincent Feigenbutz im Rückkampf gezeigt hat.


Fußnote:

[1] http://www.espn.com/boxing/story/_/id/17390053/giovanni-de-carolis-tyron-zeuge-rematch-set-nov-5

27. August 2016


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