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MELDUNG/2144: Showtime präsentiert erste Sahne (SB)



Adrien Broner trifft auf Mikey Garcia

Nach wochenlangen Spekulationen ist der Kampf zwischen Adrien Broner und Mikey Garcia für den 29. Juli offiziell angekündigt worden. Wenngleich dabei kein Titel auf dem Spiel steht, handelt es sich doch um ein attraktives Duell zweier populärer Akteure, das unter der Regie des Senders Showtime über die Bühne gehen wird. Der 27jährige Broner aus Cincinnati, für den 33 Siege und zwei Niederlagen zu Buche stehen, war Weltmeister im Superfeder-, Leicht-, Halbwelter- und Weltergewicht. In 36 Auftritten ungeschlagen, war der drei Jahre ältere Garcia aus Moreno Valley in Kalifornien bereits Champion im Feder- und Superfedergewicht, bevor er sich am 28. Januar in Las Vegas durch einen Sieg in der dritten Runde über Dejan Zlaticanin den WBC-Titel im Leichtgewicht sicherte. Die beiden Lager einigten sich für den kommenden Kampf auf eine Austragung im Halbweltergewicht, wofür Broner gehörig abkochen muß, während sein Gegner zulegen kann. Wenngleich der Austragungsort noch nicht feststeht, rechnet man damit, daß die Wahl auf das Barclays Center in Brooklyn fallen wird. [1]

Adrien Broner wird nicht zuletzt deshalb als schillernde Persönlichkeit wahrgenommen, weil er wiederholt mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist und mehrere zumeist kurze Haftstrafen verbüßen mußte. Zuletzt saß er drei Tage in Kenton County, Kentucky, wegen eines Vorfalls in einer örtlichen Bar im Jahr 2014 ein. Für ihn geht es vor allem darum, durch den erhofften Sieg in einem spektakulären Kampf seiner schwächelnden Karriere neuen Schwung zu verleihen.

Am 1. April 2016 verlor er den WBA-Titel im Halbweltergewicht, da er vor dem Kampf gegen Ashley Theophane zu schwer war. Wenngleich die beiden dennoch in den Ring stiegen und Broner durch technischen K.o. in der neunten Runde gewann, deutete sich doch an, daß er an die Grenzen seiner physischen Möglichkeiten zu stoßen begann. Dabei war der Titelverlust noch nicht einmal Broners größtes Problem, da zu diesem Zeitpunkt zwei Haftbefehle gegen ihn vorlagen und er den Kampf nur unter der Auflage austragen durfte, sich am Montagmorgen der Polizei in Cincinnati zu stellen. Ihm drohte im Falle einer Verurteilung unter Umständen eine mehrjährige Haftstrafe, doch kam er glücklicherweise ungeschoren davon.

Die Gewichtsprobleme setzten sich fort, als der Kampf gegen Adrian Granados sechs Wochen vor dem angesetzten Termin am 18. Februar in Cincinnati aus dem Halbwelter- ins Weltergewicht verlegt und auf zehn Runden gekürzt wurde. Wenngleich sich der als klarer Außenseiter gehandelte Granados hauchdünn nach Punkten geschlagen geben mußte, waren doch viele Experten der Auffassung, daß Broner der Sieg geschenkt worden sei. In seiner inzwischen neun Jahre währenden Profilaufbahn hatte er zuvor nur gegen Marcos Maidana und Shawn Porter verloren. Im Grunde müßte man jedoch das Resultat des Kampfs gegen Granados als weitere Niederlage werten.

In einer anschließenden Stellungnahme führte Broner seinen schwachen Auftritt auf eine Verletzung an der linken Hand zurück, die er sich bereits in der ersten Runde zugezogen habe. Diese Rechtfertigung quittierten die Zuschauer mit einem Pfeifkonzert, hatten sie doch mit einem überzeugenderen Auftritt ihres Favoriten gerechnet. Den Vorschlag seines Gegners, eine Revanche in Chicago auszutragen, wies er rundweg zurück. In jüngerer Zeit schien der 27jährige aus dem Tritt zu kommen, was seine sportliche Laufbahn betraf. Man sah ihn häufig auf Partys oder bei Auftritten als Rapper, so daß sich immer deutlicher abzeichnete, auf wie vielen Hochzeiten er zu tanzen versuchte. Hatte er im Vorfeld des Kampfs gegen Granados noch versichert, er konzentriere sich wieder voll und ganz auf seine Karriere im Ring und verspreche den Fans, sie würden einen brandneuen Adrien Broner erleben, so stand hinterher das Gegenteil zu befürchten.

Für Mikey Garcia, der dem erweiterten Kreis der besten Akteure aller Gewichtsklassen zugerechnet wird, könnte der kommende Kampf der Türöffner für ein Duell mit Terence Crawford im Halbweltergewicht und in der Folge womöglich sogar mit Manny Pacquiao im Weltergewicht sein. Zwischen Januar 2014 und Juli 2016 verlor er aufgrund eines Rechtsstreits mit seinem damaligen Promoter Top Rank, von dem er sich nicht angemessen vertreten und gefördert fühlte, zweieinhalb Jahre seiner Karriere. Seither vermarktet er sich in Eigenregie, was es ihm erlaubte, einen Vertrag für den Kampf gegen den früheren Champion Elio Rojas mit dem New Yorker Promoter Lou DiBella und dem Sender Showtime abzuschließen.

Als er nach dieser langen Zwangspause endlich in den Ring zurückkehrte, um sich am 30. Juli 2016 mit Rojas zu messen, herrschte Ungewißheit, in welchem Maße sein früheres Können gelitten haben mochte. Als sei er nie weggewesen, gab Garcia jedoch im Barclays Center eine überzeugende Vorstellung in setzte sich bereits in der fünften Runde durch. Seine Schnelligkeit, Schlagwirkung und technischen Qualitäten waren nach wie vor außergewöhnlich, so daß Rojas nicht den Hauch einer Chance besaß.

Hinterher zog Garcia mit den Worten Bilanz, er habe wohl einen sehr guten Auftritt gegeben. Obwohl er so lange keinen Kampf mehr bestritten habe, hätten ihn die Leute nicht vergessen. Er habe das Boxen sehr vermißt, und während der langen Zwangspause sei dieses Feuer nicht erloschen, sondern eher noch angewachsen. Zu seiner erstklassigen Verfassung dürfte maßgeblich beigetragen haben, daß er sich während seiner Abwesenheit durchweg im Gym seines Bruders und Trainers Robert Garcia in Form gehalten und zahllose Sparringsrunden mit talentierten Partnern absolviert hatte.

Trotz dieses beeindruckenden Comebacks rechnete man damit, daß ihm der wuchtig schlagende und kampfstarke WBC-Champion Dejan Zlaticanin das Leben schwermachen würde, den er Ende Januar in Las Vegas herausforderte. Um so überraschender wirkte dann die scheinbare Leichtigkeit, mit der Garcia den hoch eingeschätzten Champion dominierte und in der dritten Runde geschlagen auf die Bretter schickte. [2]

Dem Generaldirektor von Showtime Sports, Stephen Espinoza, ist es einmal mehr gelungen, ein hochklassiges Duell auf die Beine zu stellen, das sicher auf beträchtliche Resonanz beim Publikum treffen wird. Wie Garcia zu Recht anmerkt, sei Broner ein großartiger Gegner, der sich jedoch mit seiner Lebensführung keinen Gefallen tue. Adrien Broner wird sich vermutlich während der Vorbereitung soweit herunterhungern, daß er den mehr oder minder großen Rest durch Dehydrieren unmittelbar vor dem offiziellen Wiegen schafft. Ob ihm das gelingt, ist jedoch fraglich, zumal er bei seinen jüngsten Auftritten in der Öffentlichkeit einen recht massiven körperlichen Eindruck hinterließ. Er hat seit zwei Jahren nicht mehr im Halbweltergewicht gekämpft und muß sich zweifellos eine Tortur auferlegen, um die vereinbarte Grenze zu erreichen. Und selbst wenn er das schafft, läuft er Gefahr, durch diese körperliche Strapaze Substanz und Kondition einzubüßen.

Mikey Garcia ist insofern im Nachteil, als Broner auf jeden Fall erheblich schwerer als er selbst antreten wird, wenn er nach dem Wiegen durch Rehydrieren wieder zugelegt hat. Andererseits muß sich der Kalifornier im Trainingslager keiner besonderen Strapaze unterziehen, da er das geforderte Gewicht bequem erreichen dürfte. Er wird daher in Bestform antreten, was ihn in Verbindung mit seinem außergewöhnlichen Können zum Favoriten in diesem spektakulären Kampf macht.


Fußnoten:

[1] http://www.espn.com/boxing/story/_/id/19513130/adrien-broner-fight-mikey-garcia-july-29-140-pounds

[2] http://www.boxingnews24.com/2017/06/mikey-garcia-vs-adrien-broner/#more-235966

3. Juni 2017


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