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ABWASSER/273: Spurenstoff-Eliminierung mit Ozon - Gefahr der Bromat-Bildung (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF - Nr. 1110, vom 16. Juni 2017, 36. Jahrgang

regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Spurenstoff-Eliminierung mit Ozon: Gefahr der Bromat-Bildung


In dem Tagungsbericht "7. KomS-Technologieforum Spurenstoffe" stellt SOPHIE ZAWADSKI in der KORRESPONDENZ ABWASSER 4/2017, S. 280-283, auch kurz den Vortrag über die seit fünf Jahren auf der Kläranlage Sindelfingen (250.000 Einwohnerwerte) laufende Aktivkohlebehandlung vor. In Sindelfingen ist die Aktivkohlebehandlung vor allem aus Gewässerschutzgründen im "Vorfluter" installiert worden:

"Der Ablauf der Kläranlage macht einen Anteil von rund 80% des Gewässers aus, weshalb die Gewässergüte im Wesentlichen von der Reinigungsleistung der Kläranlage abhängig ist." Mit der "Vierten Reinigungsstufe" in Sindelfingen können 80% der Jahresabwassermenge behandelt werden. Die Betriebserfahrungen hätten gezeigt, dass neben der Spurenstoffeliminierung auch die CSB- und Phosphat-Konzentrationen noch weiter reduziert werden können. Zum Kostenaspekt schreibt die Autorin:

"Durch die Kapitalkosten von 120.000/a und die Betriebskosten von 380.000/a ergibt sich für die verbesserte Abwasserreinigung eine Erhöhung der Abwassergebühr von 0,07/m3 bzw. 2,85/(EW x a)."

In einem weiteren Vortrag sei auf dem Symposium des Kompetenzzentrums Spurenstoffe Baden-Württemberg (KomS) die Anwendung des Spektralen Absorptionskoeffizienten bei 254 Nanometer (SAK254) zur Überwachung der Leistungsfähigkeit der "Vierten Stufe" empfohlen worden. Da es kaum möglich sei, auch nur einen Teil der zu eliminierenden Mikroschadstoffe im Zufluss und Abfluss der Kläranlage durch eine Einzelstoffanalytik zu überwachen, würde sich der SAK254 als pauschaler "Ersatzparameter" anbieten. Außerdem könne mit Hilfe des SAK254 die erforderliche Dosiermenge von Aktivkohle bedarfsabhängig gesteuert werden. Auf dem Symposium sei auch berichtet worden, wie man am besten die Aktivkohlehandlung auf kleinen Kläranlagen installiert. Auf der Kläranlage Emmingen-Liptingen (Landkreis Tuttlingen) mit einer Ausbaugröße von 7.400 Einwohnern habe man gute Erfahrungen mit der simultanen Aktivkohlebehandlung gemacht. Während man bei großen Kläranlagen mit einer nachgeschalteten Aktivkohlebehandlung ("Vierte Stufe") arbeite, werde bei der simultanen Behandlung die Aktivkohle direkt in die biologische Stufe dosiert:

"Bezüglich der Spurenstoffelimination hat sich gezeigt, dass bei den Stoffen Diclofenac und Carbamazepin bei der simultanen Anwendung eine etwas höhere Pulverkohlemenge ein gesetzt werden muss, um den gleichen Eliminationsumfang zu erzielen wie bei einem nachgeschalteten Adsorptionsverfahren."

Weil der Ablauf der Kläranlage Westerheim direkt in das Karstgestein der Schwäbischen Alb versickert wird "und damit unmittelbar ins Grundwasser" gelangt, wird in dieser Kläranlage granulierte Aktivkohle in zwei Filtereinheiten zur Spurenstoffeliminierung eingesetzt.

In einem weiteren Vortragsblock sei über die Ozonung zur oxidativen Zerstörung der Spurenstoffe berichtet worden. Beim Vorhandensein von Bromid im Rohabwasser könne sich bei der Ozonung gesundheitsschädliches Bromat bilden. Insofern sollten vor der Installierung einer Ozonung vorsichtshalber der Bromidgehalt und die möglichen Bromidquellen im zufließenden Abwasser analysiert werden. Auf der Großkläranlage Basel würden derzeit Pilotversuche durchgeführt, um eine Ozonung mit einer Pulverkohlebehandlung zu kombinieren:

"Da einige Stoffe besser mit Pulveraktivkohle, andere besser mit Ozon entfernt werden, kann durch die kombinierte Anwendung eine große Bandbreite an Stoffen eliminiert werden. Zudem haben die Untersuchungen gezeigt, dass die Betriebskosten der kombinierten Anwendung geringer sind als bei der Erzielung der gleichen Reinigungsleistung mit einer reinen Pulverkohleanwendung. Vorteil des kombinierten Verfahrens gegenüber der günstigeren Variante Ozonung ist die geringere Ozondosierung und damit eine geringere Gefahr der Nebenproduktbildung."

Weitere Auskunft über den Stand der
Spurenstoffeliminierung bei
Dipl.-Ing. Sophie Zawadski
Universität Stuttgart
Kompetenzzentrum Spurenstoffe Ba.-Wü.
sophie.zawadski[at]koms-bw.de

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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1110
Herausgeber:
regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser
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© Freiburger Ak Wasser im BBU


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. August 2017

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